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Neue LMP1: Rennsport oder Raketenwissenschaft?

Kolumne von Oliver Runschke
Das wird eine tolle Geschichte: Audi und Toyota gegen Porsche

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Die komplexen neuen LMP1-Sportwagen bringen einen komplizierten neuen Wortschatz mit sich, versprechen aber tolle Rennen.

Megajoule, ERS, MGU-K, MGU-H, Rekuperation, Boost: Beim abstrakten neuen Vokabular der Sportwagen-WM FIA WEC deutete in den vergangenen Wochen durch die Einführung des neuen Technik-Reglements wenig auf Rennsport hin. Man kann den Eindruck gewinnen, FIA WEC wird zur Maschinenbau-WM und als Fan braucht man mindestens einige Semester Raumfahrtechnik, um zu verstehen, was sich auf der Rennstrecke abspielt.

Das neue technische Reglement für die Sportwagen-Königsklasse LMP1 ist ein Fest für Technikfreaks. Beim Antrieb ist zwischen Atomkraft und Düsenantrieb so ziemlich alles erlaubt. Audi, Porsche und Toyota gehe faszinierende Wege und die LMP1-Sportwagen starten in diesem Jahr mit deutlich komplexerer Technik als die Formel 1.

Einfach zu verstehen ist die neuen Sportwagenwelt nicht. Was wir in den vergangenen Wochen über die neuen Sportwagen gelernt ist schwer verdauliche Kost. Welcher Fan versteht schon etwas von Megajoule und Energieklassen, wenn sich bereits Journalisten mit der sperrigen Materie schwer tun? Toyota hat zumindest den Begriff Megajoule mit einem anschaulichen Beispiel aus dem täglichen Leben illustriert: Wenn sie ihren Toyota Aygo mal wieder 60 Meter hoch in die Luft werfen, brauchen Sie dafür eine Energie von 6 Megajoule. Das ist exakt die Energiemenge, mit der die Elektromotoren an Vorder- und Hinterachse des Toyota TS040 über eine 13,6 km lange Runde in Le Mans den V8-Benzinmotor unterstützen dürfen.

Ich bin mir aber sicher: Sobald es auf der Strecke um die ersten WM-Punkte geht, wird ganze Gerede über Energieklassen und Megajoule in den Medien leiser. Was nicht heisst, dass es aus der Welt ist. Denn wir werden komplett neue Phrasen in den Sprachrekorder diktiert bekommen: Waren es früher die falschen Reifen und heute die nicht passende Fahrzeugeinstufung («balance of performance»), werden wir zukünftig ein Gejammer um nicht passende Energieklasse zu Ohren bekommen. Sprich: Die Fahrer beschweren sich, das sie über eine Runde nicht genügend Sprit verbrennen dürfen.

Denn bei all der Technik sollte man die Fahrer nicht vergessen. Auch wenn die Elektronik die ganze Hybridtechnik vollautomatisch regelt, von alleine fahren die LMP1 nicht. «Motoren sind immer noch Motoren», mahnt auch FIA WEC-Boss Gerard Neveu davor, sich zu allzu sehr in der neuen Technik zu verzetteln. «Wir haben hier in erster Linie grossartige Fahrer wie Mark Webber, Alex Wurz und Tom Kristensen, die auf der Strecke gegeneinander kämpfen. Deren Duelle sind die wirklichen Stories.»

Und die zu erwartenden Zweikämpfe auf der Strecke machen wirklich Appetit. Denn es sieht nicht danach aus, dass die Rennen trotz eines Technikreglements, das sich über den Kraftverbrauch definiert, zu Verbrauchfahrten oder Gleichmässigkeitsprüfungen werden.

«Die Rennen werden in diesem Jahr richtig spannend, das verbrauchbestimmte Reglement steht Zweikämpfen nicht im Weg», ist Porsche-Werksfahrer Neel Jani überzeugt. «Wir werden richtig gute Zweikämpfe und harte Duelle sehen, da bin ich mir sicher». Heikel vom Spritverbrauch werden nur die ersten Runden: «Zum Beginn des Rennen müssen wir in den ersten drei bis vier Runden aufpassen, nicht zu viel zu verbrauchen. Sobald wir in Verkehr kommen, werden wir uns leichter tun, denn im Verkehr spart man Sprit.»

Die Worte von Jani machen Hoffnung auf eine tolle Saison. Dass die Rennen spannend werden, hoffen auch die Hersteller. Ein Sprecher von Toyota sagt uns: «Wir können nur hoffen, dass die Rennen spannend sind und wir packende Zweikämpfe erleben. Sollte das nicht so sein und wir müssen den Fans dies mit technischen Fakten erklären, haben wir alle ein ganz grosses Problem.»

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