Rallye-Comeback: Wie lange bleibt Toyota in Le Mans?
Mindestens zwei Jahre wird Toyota dem Langstreckensport wohl noch erhalten bleiben
Die Bestätigung aus Japan am Freitagmorgen war keine Überraschung: Ab 2017 startet Toyota wieder in der Rallye-WM und setzt auf den Kleinwagen Yaris. Um die Comeback-Pläne machte Toyota in den vergangenen Monaten keine Geheimnisse, TMG aus Köln war bereits mehrfach mit einem Testträger des Yaris WRC unterwegs und gab sich keine Mühe, das Geheim zu halten. Doch müssen sich Sportwagen-Fans angesichts des Rallye-Comebacks nun Sorgen machen, dass am Ende des kommenden Jahres Schluss ist mit dem LMP1-Engagement der Japaner?
Seit 2012 startet Toyota in der Sportwagen-WM FIA WEC. 2013 fuhren die Japaner ihre erste volle Saison, 2014 wurden sie Weltmeister. Einzig ein Le-Mans-Sieg fehlt noch im Repertoire. Den verpasste Toyota zu Gruppe-C-Zeiten mit dem TS010, zu GT1-Zeiten mit dem GT-One auch mit dem LMP1-Sportwagen TS030 und dem TS040 reichte es bisher nur für zweite Plätze beim bedeutendsten Langstreckenrennen der Welt.
Ausstiegsgerüchte von Toyota in Le Mans sind in der Szene nichts Neues: Je nach Gesprächspartner im Fahrerlager ist Toyota Ende 2015, 2016 oder Ende 2017 weg und hat dies dem ACO obendrein auch bereits wissen lassen. Plausibel wäre ein Verbleib bis Ende 2016. Für 2017 plant der Le Mans und FIA-WEC-Veranstalter ACO die Einführung eines neuen Reglements. Es ist nicht zu erwarten, dass das Reglement bahnbrechende Änderungen enthält, aber es wird den Bau von neuen Autos notwendig machen. Wer also sagt, dass er 2017 noch fährt, wird auch voraussichtlich 2018 noch am Start stehen. Porsche hat bereits verkündet das LMP1-Programm auf mindestens drei Jahre angelegt zu haben, also mindestens bis 2016. Nissan will vorerst auch nur 2015 und 2016 mitspielen. Toyota legt wert auf die Feststellung, dass das Rallye-Comeback 2017 das Le-Mans-Programm nicht negativ beeinflussen wird, das ist vorderhand als gutes Signal zu werten.
Dass das Toyota-Langstreckenprogramm allerdings tatsächlich kaum vom Rallye-Programm betroffen sein wird, liegt daran, wie unterschiedlich die Projekte im Toyota-Konzern angelegt sind. Das LMP1-Programm mit dem Hybrid-Sportwagen läuft unter Forschung und Entwicklung. Toyota ist beim Bau und beim Verkauf von Hybridfahrzeugen Marktführer in Europa. Die abgegriffene Floskel «vom Motorsport in die Serie» hat hier noch eine Bedeutung, denn im Bereich der Hybridtechnik ist die Entwicklung rasend und der Motorsport hat für Toyota eine technische Relevanz als rollendes Testlabor.
Toyota operiert in der WEC und in Le Mans mit dem geringstem Budget aller Hersteller. Die LMP1-Truppe muss auf den Euro schauen, der gesamte Auftritt ist im Vergleich zu den pompösen Auftritten der beiden Volkswagen-Töchter überschau. Auch im dritten Jahr in Folge bekommt die Toyota-Motorsportabteilung in Köln kein Budget aus Japan für den Einsatz eines dritten Auto in Le Mans. Angeblich hat die Konzernspitze die Kölner vor die Wahl gestellt drei LMP1 in Le Mans einzusetzen, oder ein Jahr länger in der WEC zu blieben. TMG hat sich für die Verlängerung des Programms entschieden.
Im WM-Fahrerlager tritt Toyota auf wie weiland Pescarolo, GT-Privatteams fahren Teils grösser auf. Und auch die Marketingaktivitäten sind überschaubar, grossflächige Bandenwerbung ist ebenso Fehlanzeige wie weitläufige Hospitalitypaläste. Toyota profitiert beim Langstreckenprogramm vor allem von einer Infrastruktur aus seligen Formel-1-Zeiten am Standort in Köln, die noch heute ihresgleichen sucht.
Das Rallye-Programm, das sich im Gegensatz zu anderen globalen Motorsportprogramm zu einem verhältnismäßig günstigen Tarif realisieren setzt, ist daher ein reines Marketingprogramm und wird auch als ein solches behandelt. Von der Manpower kann Toyota ein LMP- und ein WRC-Programm stemmen, denn beim Sportwagen nutzt Toyota die französische Oreca-Mannschaft als Einsatzteam.
Wie lange Toyota noch im Langstreckensport bleibt, wird also kaum vom Rallye-Programm beeinflusst, sondern vor allen davon, ob und wann es die Japaner es endlich schaffen, in Le Mans ganz oben zu stehen.