Das sind die diversen Klassen der Le Mans Prototypen
Ein LMP2 vor einem LMP1: Ein Ligier JS P2, der bei Onroak Automotive entstand, vor einem Toyota TS040 Hybrid
Aktuell erfreut sich die Sportwagen-Szene - und dabei vor allem der Le-Mans-Prototypen-Bereich - grosser Beliebtheit. Vor allem Porsche, mit dem Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans, ist in aller Munde. Die Autos sind spektakulär, schön anzusehen und dazu noch echte Leckerbissen. Wenn da nicht die vielen Klassen wären, in welche die Renner eingeteilt sind. Was unterscheidet eigentlich einen LMP2 von einem LMP3? Wir geben einen kurzen Überblick.
LMP1
Das ist sozusagen die Königsklasse der Sportwagen. Hier treten die grossen Werke wie Audi, Porsche und Toyota mit ihren Hybrid-Raketen gegeneinander an. Das aktuelle technische Reglement wurde 2014 eingeführt und sieht vier verschiedene Möglichkeiten vor, mit wie viel Hybrid-Energie die Fahrzeuge homologiert werden können.
Dies sind die sogenannten Megajoule-Klassen – zwei, vier, sechs und acht Megajoule (MJ). Doch Vorsicht: Obwohl die grösseren MJ-Klassen vom Reglement her schon bevorteilt sind, ist es nicht so, wie es auf den ersten Blick scheint. Denn je höher die MJ-Klasse, desto weniger Sprit dürfen die Fahrzeuge pro Runde und auch im Peak verbrauchen. Oder anders herum ausgedrückt: Weniger Hybrid-Power bedeutet im Gegensatz mehr Leistung (bzw. Verbrauch) des Verbrennungsmotors. Insgesamt leisten die Fahrzeuge weit über 1000 PS. Dazu kommt noch eine fünfte Unterklasse: In dieser müssen die Fahrzeuge ohne zusätzlichen Hybridantrieb auskommen. Sie ist jedoch nur den privaten Teams wie Rebellion oder Bykolles vorbehalten. Werksteams haben hier nichts verloren.
LMP1-Fahrzeuge sind nur in der Sportwagen-WM (FIA WEC) und somit auch beim Saisonhighlight, den 24 Stunden von Le Mans, zugelassen.
LMP2
Während in der LMP1 seit 2014 nur noch geschlossene Fahrzeuge fahren dürfen, sind in aktuell in der LMP2 auch offene Prototypen erlaubt. Die LMP2 ist für private Teams gedacht. Für die Anschaffung der Wagen gibt es sogar eine Preisobergrenze. Diese liegt 2016 bei 388.500 EUR für offene und bei 463.500 EUR für geschlossene LMP2. Neben der FIA WEC dürfen die LMP2 auch in den kontinentalen Le Mans Serien in Europa und Asien antreten. Genauso wie in der amerikanischen IMSA-Serie, wo sie nach der Fusion zweier Sportwagen Meisterschaften (ALMS und Grand-Am) seit letztem Jahr zusammen mit den Daytona Prototypen die Gesamtsieg-Klasse bilden.
Ab 2017 tritt ein neues technischen Reglement in Kraft. Dies wurde von der FIA, dem ACO und der IMSA gemeinsam entwickelt. Jedoch ist es dann mit der Vielfalt der Rennwagen vorbei. Denn es wurden nur vier Chassis-Hersteller ausgewählt. Diese sind: Dallara, Onroak Automotive, Oreca sowie ein Joint-Venture von Riley Tech mit Multimatic. Gibson Technology aus Grossbritannien ist Einheitslieferant des ca. 600 PS starken Motors. Doch was wäre die neue Welt ohne Ausnahme: Denn in der amerikanischen IMSA-Serie dürfen auch andere Hersteller einen Motor für die Klasse bringen und dazu auch noch die Aerodynamik dieser mit eigenem Motor versehenen Fahrzeuge in gewissen Bereichen leicht verändern, um ein markenspezifisches Aussehen zu erhalten. Diese abgewandelten Rennwagen hören dann auf den skurrilen Namen 'Daytona Prototype international' (DPi).
LMP3
Das ist die neuste Klasse der Le-Mans-Welt. Sie wurde zur Saison 2015 eingeführt. Es handelt sich um relativ kostengünstige Rennwagen. Die Preisobergrenze liegt bei 206.000 EUR. Auch hier wurde die Anzahl der Chassis-Hersteller beschränkt. Insgesamt sind es fünf Anbieter - und somit einer mehr als bei den LMP2: Adess, Dome, Ginetta, Onroak Automotive und Riley. Auch beim Antriebsstrang gibt es einen Einheitslieferanten: Die französische Firma Oreca bereitet einen V8-Nissan-Saugmotor mit ca. 420 PS vor. Neben den kontinentalen Le-Mans-Serien in Europa und Asien fahren die LMP3 auch in weiteren nationalen Meisterschaften, wie der französischen VdeV, teilweise auch der Dutch Supercar Challenge bzw. der Britcar. Auch beim 12-Stunden-Rennen in Abu Dhabi dürfen sie ab diesem Jahr teilnehmen. Die französiche Motorsportbehörde FFSA hat für 2016 sogar eine eigene LMP3-Rennserie ins Leben gerufen. Auch beim Le Mans-Veranstalter ACO gibt es zurzeit Überlegungen, eine eigene LMP3-Serie in Asien zu starten.
LMPC
Diese Fahrzeuge fahren bis auf spezielle Einzelfälle eigentlich nur noch in der amerikanischen IMSA-Serie. Es handelt sich hierbei um die für die Saison 2009 entwickelten Formula-Le-Mans-Fahrzeuge, die der ACO damals als eine Art Einstiegsserie in den Le-Mans-Sport etablieren wollte. Das Konzept hatte sich in Europa jedoch nicht wirklich durchgesetzt. Als Unterkategorie in der IMSA funktioniert es aktuell jedoch recht passabel. Die offenen Wagen basieren auf einem Courage LMP2, wurden jedoch mit ein Chevy-Motor ausgestattet. Zwar ist es noch nicht final beschlossen: Aber so wie es scheint, werden die LMPC mit einigen Upgrades versehen auch noch bis 2017 in der IMSA-Serie startberechtigt sein.