Porsche-Teamchef Seidl: «Wir sind gut gerüstet»
Absoluter Fachmann: Andreas Seidl
In anderthalb Wochen startet die Sportwagen-WM (FIA WEC) in Silverstone in ihre fünfte Saison. Und wenn auf der britischen Traditionsstrecke vom 15. bis 17. April die Motoren aufheulen, wird das Porsche Team als amtierender Weltmeister der Gejagte sein. Doch dieser Fakt lässt die LMP1-Mannschaft aus Weissach keinesfalls aus der Ruhe bringen. Grund: Man fühlt sich für die Titelverteidigung gut vorbereitet. «Wir hatten einen guten Winter. Die Ziele, die wir uns in der Fahrzeugentwicklung gesetzt hatten, wurden erreicht. Das sehen wir anhand der Daten und auch anhand der Fahrer-Kommentare», beschreibt Teamchef Andreas Seidl im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.
Während Porsche den Weltmeisterwagen 919 Hybrid lediglich überarbeitet hat, werden die beiden Hauptkonkurrenten von Audi und Toyota mit jeweils brandneuen Fahrzeugen in die Saison gehen – teilweise sogar mit radikal anderer Technik als noch 2015. «Wir haben absolut Respekt vor dem, was Audi und Toyota hingestellt haben. Und wir wissen auch, dass beide durch die Konzeptänderungen grosse Sprünge machen können», freut sich Seidl auf einen spannenden Dreikampf um die diesjährige FIA-WEC-Krone.
Doch auch Porsches modifizierter Vorjahreswagen wird wieder eine echte LMP1-Rakete sein – die es erst einmal zu schlagen gilt. Das haben schon die Analysen der Rundenzeiten des Prologues in Paul Ricard gezeigt, wo Porsche in allen Sessions die Nase vorn hatte und auch bei den Logruns überzeugen konnte. «Wir gehen natürlich davon aus, dass wir konkurrenzfähig sind. Sehen werden wir es aber erst in Silverstone», blickt Seidl auf den Saisonstart voraus. Grundsätzlich wurde der 919 Hybrid in sehr vielen Bereichen weiterentwickelt und somit natürlich noch besser gemacht. «Wir haben die Aufhängung vorne komplett neu gemacht und die Aufhängung hinten optimiert», zählt Seidl auf. «Genauso haben wir auf der Aero-Seite und am Hybridsystem Fortschritte erzielt.»
Und auch der 2.0L-V4-Turbomotor wurde über den Winter weiter optimiert – vor allem in Bezug auf Effizienz und Leistung. Arbeiten am Verbrennungsprozess, der Gemisch-Aufbereitung oder der Minimierung der Reibung standen hier ganz oben auf der Agenda.
Somit kann Porsche guten Mutes die Mission Titelverteidigung angehen. Denn auch die über den Winter absolvierten Testfahren liefen vielversprechend. Bereits zwei 30-Stunden-Test konnten abgespult werden - einer schon im Dezember und ein weiterer kurz vor dem Prologue. «Wir sind somit gut gerüstet. Für die kurzen Distanzen wie in Silverstone und Spa sowieso», erklärt Teamchef Seidl. «Für die lange Distanz in Le Mans haben wir noch ein paar offene Punkte, die uns aber kein Kopfzerbrechen bereiten.»
Ganz klar: In der Sportwagen-WM wird dieses Jahr an der Spitze des Feldes wieder richtig Rennaction geboten werden. Und für Audi und Toyota wird Porsche eine harte Nuss darstellen, die es zu knacken gilt.