Lewis Hamilton (2.) trotzt Mercedes, Sieg in Gefahr
Lewis Hamilton mit Nico Rosberg
Der Schlüsselsatz von Lewis Hamilton am Funk: «Ich verliere hier den WM-Titel, da ist es mir egal, ob ich den Sieg verliere.» Der Engländer fuhr nur so schnell, wie er musste, um vor Nico Rosberg zu bleiben, aber so langsam, dass die Verfolger immer näher rückten.
Lewis tat nach dem 53. Sieg so, als sei nichts gewesen: «Grosses Kompliment an Nico für seine erste WM.» Dann gab er Rosberg sportlich die Hand. Immerhin das.
Lewis: «Ich habe alles getan, was ich konnte, ich muss mir nichts vorwerfen. Du kannst eben nicht alles im Leben gewinnen. Ich bin stolz auf die ganzen Siege, die ich mit diesem Team einfahren durfte.»
Aber der Mercedes-Kommandostand wird sich Lewis Hamilton noch vorknöpfen. Denn der Brite riskierte, den Abu-Dhabi-Sieg an Ferrari zu verspielen. Immer mit einem Auge im Rückspiegel, war sein Plan offensichtlich – Rosberg in die Hände der Gegner zu befördern.
Geklappt hat das letztlich nicht.
Sebastian Vettel grinste nach dem Rennen: «Lewis musste offenbar ein Problem am Wagen gehabt haben.»
Riesengelächter im Rund.
Hamilton selber war der Einzige, der nicht richtig darüber lachen konnte.
Er hat sich einer klaren Instruktion widersetzt, bei der ganzen Feierlaune von Mercedes wird das noch zu reden geben.
Hamilton gleichmütig: «Ich war nie in Gefahr, dieses Rennen zu verlieren. Für jemand anders war es vielleicht intensiv, für mich jedenfalls nicht.»
«Klar bin ich happy mit dem Sieg, danke ans ganze Team für den tollen Job. Ich führte, aber ich merkte, dass ich den Titel verlor. Klar versuchte ich etwas zu machen. Aber Nico ist ohne Fehler gefahren. Gratulation an Nico, ein phantastischer Job, ich weiss, wie gut er sich jetzt fühlen darf. Aber er hatte auch weniger Probleme als ich.»
Noch ein kleiner Nadelstich zum WM-Abschluss.
Wie hatte Lewis in einer britischen Medienrunde gesagt? Selbst wenn Nico Rosberg den Titel erobern würde, sähe er, Lewis, sich selber als wahren Champion der Saison 2016. «Ich glaube, tief in meinem Herzen, und vielleicht sollte ich das eher für mich behalten, fühle ich – wenn er das Etikett Weltmeister erhält, dann muss das nicht heissen, dass ich ihn auch so sehe.»
«Es ist wie in der Saison 2007, auch da trage ich im Herzen, dass ich eigentlich den Titel geholt habe. Klar steht das nicht in den Geschichtsbüchern, und die meisten Leute erinnern sich nur an den Namen des Weltmeisters. Aber für mich reicht, was ich in mir spüre.»
Findet Hamilton, er hat sich in diesem Rennen fair verhalten? Lewis trotzig: «Ich habe nichts Gefährliches gemacht und ein Rennen gewonnen.»
Das hat es in der Formel 1 noch nie gegeben: Lewis hat in dieser Saison zehn Rennen gewonnen und ist doch nicht Weltmeister geworden. Es war sein 53. GP-Triumph, sein dritter in Abu Dhabi nach 2011 und 2014, sein vierter in Serie zum Schluss dieser WM.
Weitere werden folgen, in welchen er ein wenig schneller gefahren ist. Aber Sky-F1-Experte Martin Brundle sagt: «Gewiss wird das noch zu reden geben, aber im Grunde hat Lewis nur gemacht, was Alain Prost immer gepredigt hatte – es geht darum, mit der langsamstmöglichen Geschwindigkeit den Sieg zu holen. Und genau das hat Lewis heute getan.»
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