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Mario Andretti: Einfach ein Star

Von Guido Quirmbach
Das WM-Jahr1978: Andretti im Lotus 79 in Anderstorp

Das WM-Jahr1978: Andretti im Lotus 79 in Anderstorp

Über Mario Andretti könnte man ganze Bände schreiben. Der Versuch einer kurzen Zusammenfassung einer grossen Karriere.

Mario Andrettis Rennkarriere ist möglicherweise auch einem unglücklichen Umstand zu verdanken, nämlich, dass seine Eltern in Marios Kindheit sicher ganz andere Sorgen hatten. Aufgewachsen sind die Andrettis im heute in Kroatien gelegenen Motovun, zum damaligen Zeitpunkt nannte sich das Städtchen noch Montona. Dieser Ort gehörte nach 1945 zum Freien Territorium Triest, eine Region, die vor dem zweiten Weltkrieg zu Italien gehörte und nach Kriegsende von der jugoslawischen Regierung ebenso beansprucht wurde. Als klar war, dass Montona in das kommunistische Jugoslawien integriert wird, flüchtete die Familie Andretti wie der Grossteil der aus Italien stammenden Bevölkerung und emigrierte 1955 in über ein nahe Florenz gelegenes Lager die USA. Wer weiss, ob es ohne diese politischen Wirren überhaupt die Rennfahrer-Dynastie Andretti je gegeben hätte.

Die neue Heimat der Andrettis war Nazareth in Pennsylvania. Nicht allzu weit weg gelegen war der Langhorne-Speedway, eine der berühmtesten und auch berüchtigsten Rennstrecken der 50er und 60er Jahre. Mario und sein Zwillingsbruder Aldo verbrachten dort viel Zeit und waren schnell vom Rennbazillus infiziert. Die Brüder versuchten sich in der Midget-Szene und während Aldos-Karriere durch einen schweren Unfall 1959 gebremst wurde, reifte in Mario Andretti einer grössten Rennfahrer aller Zeiten heran.

Es folgten Erfolge im Zeitraffer: Nach seinem Debüt in der USAC-Serie im Jahr 1964, dem Vorgänger von CART, gewann er mit dem Daytona 500, dem Indy 500, dem Pikes-Peak-Bergrennen und den 12 Stunden von Sebring bis 1970 alle Highlights im US-Rennsport.

In der Formel 1 debütierte er 1968, gleich bei seinem ersten Rennen errang er die Pole-Position. Insgesamt fuhr er 128 Grand Prix, von denen er zwölf gewann und 1978 der letzte Weltmeister auf einem Lotus wurde. Leider mit einem bitteren Beigeschmack, in dem Rennen, wo er sich den Titel sicherte, verunglückte sein Teamkollege Ronnie Peterson tödlich. 1981 fuhr er auf Alfa Romeo seine letzte volle Saison und kam ein Jahr später für insgesamt drei Rennen nochmals zurück in die Formel 1, als er erst in Long Beach den zurückgetretenen Carlos Reutemann im Williams und später den verletzten Didier Pironi bei Ferrari vertrat. Dabei sprang in Monza nochmals eine Pole und ein dritter Rang heraus. Fortan konzentrierte sich Mario in erster Linie auf Rennen in den USA.

Ein Seriensieger war Mario Andretti nie. Lediglich die USAC/CART-Meisterschaft konnte er viermal für sich entscheiden. Seinem zweiten Sieg in Indianapolis rannte er bis zu seinem vorläufigen Karriereende 1994 hinterher, obwohl er oft kurz davor stand. Dieses Pech in Indy vererbte er auch seinem älteren Sohn Michael, der trotz vieler Führungsrunden dort auch nie gewinnen konnte. Auch sein zweiter Sohn Jeff schaffte es bis in die CART-Serie, doch er erholte sich nie von einem schweren Unfall 1992 in Indy, bei dem er sich beide Beine brach.
Seinen letzten Sieg erreichte Mario Andretti 1993 in Phoenix, es war jenes Rennen, in dem der Stern von Paul Tracy aufging. Der hatte damals gleich zwei Runden Vorsprung, bevor er seinen Penske in die Mauer warf. Die Routine von Mario setzte sich ein letztes Mal durch.

Nach seinem Abschied aus von CART gab es noch einige Auftritte in Le Mans, jenes Rennen, was er so gerne mit seinen Söhnen gewonnen hätte. Doch ein gemeinsames Le Mans mit beiden Jungs hat es nie gegeben, lediglich 1988 sorgte Neffe John neben Mario und Michael für ein komplettes Andretti-Auto. Bei insgesamt drei Auftritten mit Sohn Michael geb es mit Position drei 1983 auf einem Kremer-Porsche das beste Ergebnis. 1995 rutschte Mario im Regen mit einem Courage von der Strecke, die Reparatur kostete fünf Runden. Am Ende belegte er mit Bob Wollek und Eric Helary den zweiten Rang mit zwei Runden Rückstand, so nah sollte er einem Sieg in Le Mans nie wieder kommen. 2000 bestritt er auf einem Panoz dort sein letztes Autorennen.

Drei Jahre später geriet er nochmals in die Schlagzeilen, als er einen IRL-Wagen aus dem Team seines Sohnes in Indianapolis probierte und sich dort, nachdem er ein Wrackteil überfahren hatte, mehrfach überschlug, aber zum Glück unverletzt blieb. Danach erklärte er seinen endgültigen Rücktritt.

Es gibt nur wenige Stars im Motorsport, die eine gewisse Aura umgibt, eben das Besondere, was einen echten Star auszeichnet. Mario Andretti ist einer von diesen und trotz aller Popularität bis heute ein grosser Botschafter des Motorsports und verfolgt noch heute am Kommandostand die Karriere seines Enkels Marco.

Am gestrigen 28. Februar wurde er 70. Wir gratulieren und verneigen uns!

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