Alex Zanardi: «Mercedes soll Valentino Rossi nehmen»
Valentino Rossi wäre Alex Zanardis erste Wahl
Eigentlich rätselt die Formel-1-Welt nur noch über das Datum, an dem Mercedes den Nachfolger für den überraschend zurückgetretenen Weltmeister Nico Rosberg offiziell bekanntgibt. Denn die Fachwelt ist sich einig, dass Williams-Talent Valtteri Bottas im zweiten Silberpfeil neben Lewis Hamilton Platz nehmen darf.
Die Angelegenheit ist kompliziert, deshalb zieht sich die offizielle Bestätigung auch hin. Schliesslich soll der Finne bei den Briten von Felipe Massa ersetzt werden. Der Brasilianer kehrt demnach aus dem eben angetretenen Ruhestand zurück, um seinem früheren Brötchengeber unter die Arme zu greifen, weil Williams im zweiten Auto Rookie Lance Stroll zum Zug kommen lässt. Und angesichts der umfassenden Regeländerungen braucht der Kanadier einen erfahrenen Piloten an seiner Seite.
Auch der bisherige Mercedes-Technickchef Paddy Lowe, dessen Trennung vom Formel-1-Rennstall der Sternmarke gestern bestätigt wurde, könnte eine Rolle bei dem Deal spielen. Derzeit befindet sich der Brite noch im vertraglich vereinbarten Zwangsurlaub, doch sobald die Frist für das Konkurrenzverbot abgelaufen ist, erwarten die Experten, dass er bei Williams die Rolle des Teamchefs übernehmen wird.
Auch wenn sich die Beobachter der Szene über die Wahl von Motorsportdirektor Toto Wolff und Mercedes-F1-Aufsichtsratschef Niki Lauda einig sind, so gehen die Meinungen darüber, ob das auch die richtige Wahl sei, auseinander. So erklärte etwa der ehemalige GP-Pilot Gerhard Berger, dass die Silberpfeil-Verantwortlichen seiner Meinung nach ihren Nachwuchsfahrer Pascal Wehrlein ins zweite Cockpit setzen sollten, und auch Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko machte klar, dass man das eigene Nachwuchsprogramm konsequenterweise durchziehen solle.
Eine sehr viel mutigere Wahl hätte Alex Zanardi getroffen. Der frühere GP-Pilot, der am 15. September 2001 bei einem Unfall auf dem Lausitzring seine Beine verloren hat, betont im Gespräch mit der «Gazzetta dello Sport»: «Für mich wäre Valentino Rossi die logische Wahl für den zweiten Silberpfeil.»
Der dreifache Handbike-Goldmedaillengewinner erklärt: «Das wäre doch perfekt. Würde Valentino in die Formel 1 wechseln, dann hätte das einen sehr positiven Effekt auf die Zuschauerzahlen. Man stelle sich nur den Medienrummel vor, den ein einziger GP-Sieg von Valentino Rossi am Steuer eines Silberpfeils auslösen würde.»
Rossi durfte schon einige Male für Ferrari im Formel-1-Renner ausrücken – und verblüffte dabei mit ordentlichen Rundenzeiten. Dass er auch auf vier Rädern schnell ist, bewies der Italiener zuletzt mit seinem fünften Gesamtsieg bei der Monza Rally Show.
Zanardi weiss aber auch, dass wohl Bottas zum Zug kommen wird – auch, weil der stille Rennfahrer aus Nastola als pflegeleichter Pilot gilt. Deshalb rechnet der 50-Jährige aus Bologna auch in diesem Jahr wieder mit einer starken Saison des dreifachen Champions Hamilton. Das Ferrari-Team sieht der Italiener hingegen nicht an der Spitze: «Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass sie sich grossartig verbessern werden. Ich erwarte, dass wir wieder Hamilton siegen sehen werden.»