Jacques Villeneuve: «Man kann Geld und Talent haben»
Jacques Villeneuve: «Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Leute mit viel Geld kein Talent haben können»
Eine Summe im hohen zweistelligen Millionenbereich soll die Karriere von Lance Stroll seinem Vater Lawrence bereits gekostet haben. Der Spross des Mode-Milliardärs kam dafür in den Genuss einer erstklassigen Formel-1-Vorbereitung.
Der Williams-Aufsteiger wurde vom Mode-Milliardär nicht nur auf seinem Weg zum Titel in der Formel-3-EM unterstützt. Nebenbei absolvierte er auch ein ausgiebiges Formel-1-Testprogramm, das Privatfahrten auf verschiedenen GP-Kursen wie Silverstone, Budapest, Austin, Monza und Sepang umfasste.
Stroll rückte jeweils in einem Williams FW36 von 2014 aus, begleitet von einem 20-köpfigen Testteam, das für den reibungslosen Ablauf der Probefahrten sorgte. Selbst für Formel-1-Verhältnisse ist das ein ungewöhnlich grosser Aufwand, um einen Junior für die Königsklasse vorzubereiten – und genau deshalb wird die Karriere des 18-jährigen Kanadiers von einigen Fahrerlager-Dauergästen auch mit Skepsis verfolgt.
Auch Strolls Landsmann Jacques Villeneuve ätze schon über die finanziellen Mittel des Teenagers. Der Weltmeister von 1997 beklagte sich vergangenen September noch im «L'Equipe»-Interview: «Wir reden hier von einem Mann, der bereit ist, seinem Sohn ein ganzes Team zu kaufen. Das ist ein Exzess. Da wird es lächerlich.»
Dennoch ist der 45-Jährige überzeugt, dass Stroll sich seinen Platz in der Formel 1 verdient hat. «Er wird sich beweisen müssen – noch mehr als alle anderen, denn es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass Leute mit viel Geld kein Talent haben können», betont er gegenüber «Sky Sports F1». «Das stimmt natürlich keineswegs.»
«Das eine hat nichts mit dem anderen zu tun. Das Geld verschafft dir vielleicht bessere Möglichkeiten, aber die musst du dann auch erst einmal nutzen», betont Villeneuve. «Natürlich kannst du deinen Weg etwas reibungsloser gestalten, weil du die besten Cockpits haben kannst und dich dadurch nicht zu sehr verbrauchst. Aber das heisst auch, dass du weniger leidest und viele Erfahrungen erst in der Formel 1 machst.»
Und der elffache GP-Sieger stellt noch einmal klar: «Er ist superschnell, sehr talentiert und auch sehr reif. Er hat mich bisher immer beeindruckt, wenn ich ihn an der Rennstrecke traf. Er scheint die richtige Einstellung zu haben, deshalb bin ich ziemlich zuversichtlich, was seine Zukunft angeht.»