MotoGP: Das Saisonfinale ist in Barcelona

So viel Weltmeister-Auto steckt im neuen Silberpfeil

Von Otto Zuber
Bloss 17 Prozent der Komponenten des W08 wurden vom Vorgänger übernommen

Bloss 17 Prozent der Komponenten des W08 wurden vom Vorgänger übernommen

Der neue Silberpfeil könnte dank der neuen Regeln eines der schnellsten GP-Autos in der Geschichte des Sports werden. Doch der Mercedes W08 ist nicht zu 100 Prozent neu. Ein bisschen W07 steckt noch unter der Haube.

Die Vorfreude auf die anstehende Formel-1-Saison ist gross, denn in diesem Jahr könnten die neuen Autos durch das neue Regelwerk zu den schnellsten in der Geschichte des Sports werden. Und damit nicht genug: Auch während der Saison wird den Ingenieuren genug Entwicklungsspielraum eingeräumt, sodass der zu erwartende Entwicklungsfortschritt auch zu den grössten in der Geschichte der Formel 1 gehören könnte.

Entsprechend gross ist die Herausforderung, welche die Formel-1-Ingenieure meistern müssen. Beim Vorgängermodell W07 drehte sich alles ums Feintuning, im Mittelpunkt stand die Evolution des 2015er-Renners. Beim W08 gingen die Ingenieure hingegen zurück zu den Grundprinzipien: Das Auto wurde entwickelt, noch bevor die endgültigen 2017er-Reifen feststanden. Einige Teile entstanden sogar schon, bevor die Regeln final beschlossen waren.

Umso wichtiger war es, rasch eine solide Basis zu erlangen. Gleichzeitig musste eine flexible Philosophie verfolgt werden, um grössere Entwicklungsschritte während der Saison zu ermöglichen. Angesichts dieser Voraussetzungen wurden nur 17 Prozent der Komponenten des W08 vom Vorgänger übernommen. Das Hauptaugenmerk des Teams lag darauf, das Auto unter dem neuen Aerodynamik-Reglement zu optimieren.

Wir erinnern uns: In diesem Jahr laufen die ersten grossen Regeländerungen unter dem Aerodynamik-Test-Reglement (ATR). Dieses schreibt für jedes Team die gleiche maximale Anzahl an Windkanal-Tests (65 Runs pro Woche) vor. Angesichts des grossen Ausmasses der Regeländerungen wurde das erste Konzept für den W08 bereits vor dem ersten Rennen der Vorsaison im 60-Prozent-Windkanal des Teams in Brackley getestet. Im Verlauf der Entwicklung absolvierte es bisher mehr als 2000 Runs.

Zusätzlich zu den neuen Formen für den Front- und Heckflügel stellen der Unterboden und die Luftleit-Elemente vor den Seitenkästen die wichtigsten Bereiche für aerodynamische Möglichkeiten dar. Entsprechend viel Arbeit wurde in diese Bereiche gesteckt. Während die Performance-Möglichkeiten erheblich waren, arbeiteten die Design-Teams auch daran, den W08 strukturell zu verbessern, damit er den deutlich höheren aerodynamischen und mechanischen Belastungen Stand halten kann.

Auch die Antriebseinheit wurde für die neue Saison umfassend überarbeitet. Wie gewohnt konzentrierte sich das Team vor allem auf den Verbrennungsprozess. Die neuen Aerodynamik-Regeln hatten einen einschneidenden Einfluss auf die Konfiguration des Motors. Dieser muss als strukturelle Komponente des Autos erheblich höhere physische Belastungen aushalten. Um seine Eigenschaften zu erhalten, fällt der Motor deshalb etwas schwerer als sein Vorgänger aus.

Hinzu kommt ein längerer Einsatzzyklus, bei dem die Autos pro Runde ungefähr zehn Prozent länger unter Volllast laufen. Deshalb wurde für die neue Saison eine Erhöhung der erlaubten Sprit-Menge um fünf Prozent beschlossen. Der neue Motor wurde zudem auch mit Blick auf eine verbesserte Haltbarkeit entworfen, da das Reglement in der Saison 2017 nur noch vier Antriebseinheiten pro Fahrer und Saison erlaubt.

Mercedes-AMG F1 W08 EQ Power+ Technische Daten

Chassis
Bauart: Kohlefaser und Waben-Kompositstruktur

Karosserie: Kohlefaser, inklusive Motorabdeckung, Seitenkästen, Unterboden, Nase, Frontflügel und Heckflügel

Cockpit: Entfernbarer Fahrersitz aus anatomisch geformter Kohlefaser, OMP Sechs-Punkt-Sicherheitsgurt, HANS-System

Sicherheitsstrukturen: Cockpit-Überlebenszelle mit Aufprall- und Eindringungsschutz, vordere Crash-Struktur, vorgeschriebene seitliche Crash-Strukturen, integrierte hintere Crash-Struktur, Überrollbügel vorne und hinten

Vorderradaufhängung: Kohlefaser-Querlenker und Torsionsfedern (Schubstreben) und Kipphebel

Hinterradaufhängung: Kohlefaser-Querlenker und Torsionsfedern (Zugstreben) und Kipphebel

Räder: OZ geschmiedetes Magnesium
Reifen: Pirelli

Bremssystem: Carbon / Carbon Bremsscheiben und -Beläge mit
„brake-by-wire“ (hinten)

Bremszangen: Brembo

Lenkung: Servounterstützte Zahnstange und Getriebeanordnung

Lenkrad: Kohlefaserkonstruktion

Elektronik: ECU nach FIA-Standard, Elektroniksystem und Elektrik mit FIA-Zulassung

Ausstattung: McLaren Electronic Systems (MES)

Benzinsystem: ATL mit Kevlar verstärkter Gummiblase

Schmiermittel & Öle: PETRONAS Tutela

Kraftübertragung

Getriebe: Acht Vorwärtsgänge, ein Rückwärtsgang, Kohlefaser-Getriebegehäuse

Schaltung: Sequenzielle Halbautomatik mit hydraulischer Aktivierung

Kupplung: Carbonplatte

Abmessungen

Gesamtlänge: Über 5.000 mm
Gesamtbreite: 2.000 mm
Gesamthöhe: 950 mm
Gesamtgewicht: 728kg

Mercedes-AMG F1 M08 EQ Power+ Technische Daten

Antriebseinheit: Spezifikationen
Typ: Mercedes-AMG F1 M08 EQ Power+

Mindestgewicht: 145 kg

Umfang der Power Unit:
Verbrennungsmotor (ICE)

Motor-Generator-Einheit – Kinetisch (MGU-K)

Motor-Generator-Einheit – Hitze (MGU-H)

Energiespeicher (ES)

Turbolader (TC)

Kontroll-Elektronik (CE)

Power Unit Zuteilung: Vier Power Units pro Fahrer und Saison (erhöht sich auf fünf, wenn der Kalender mehr als 20 Rennen beinhaltet)

Verbrennungsmotor (ICE)

Hubraum: 1,6 Liter

Zylinder: Sechs

Zylinderbankwinkel: 90

Anzahl der Ventile: 24

Max. Drehzahl ICE: 15.000 U/Min

Max. Benzindurchfluss: 100 kg/Stunde (über 10.500 U/Min.)

Benzineinspritzung: Hochdruck-Direkteinspritzung (max. 500 bar, eine Einspritzdüse/Zylinder)

Aufladung: einstufiger Kompressor und Abgasturbine an einer gemeinsamen Welle

Max. Drehzahl Abgasturbine: 125.000 U/Min.

Energierückgewinnungssystem (ERS)

Bauart: Integrierte Hybrid Energierückgewinnung mittels einer elektrischen Motor-Generator-Einheit

Energiespeicher: Lithium-Ionen Batterie-Lösung mit 20 kg
(vom Reglement vorgeschrieben)

Max. Energiespeicher/Runde: 4 MJ

Max. Drehzahl MGU-K: 50.000 U/Min.

Max. Leistung MGU-K: 120 kW (161 PS)

Max. Energierückgew./Runde MGU-K: 2 MJ

Max. Energieabgabe/Runde MGU-K: 4 MJ (33,3 Sek. bei voller Leistung)

Max. Drehzahl MGU-H: 125.000 U/Min.

Max. Leistung MGU-H: unbegrenzt

Max. Energierückgew./Runde MGU-H: unbegrenzt

Max. Energieabgabe/Runde MGU-H: unbegrenzt

Benzin & Schmiermittel

Kraftstoff: PETRONAS Primax

Schmierstoffe: PETRONAS Syntium

Diesen Artikel teilen auf...

Mehr über...

Siehe auch

Kommentare

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.

Dr. Helmut Marko: Freude in Texas, Ärger in Mexiko

Von Dr. Helmut Marko
​Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko spricht in seiner SPEEDWEEK.com-Kolumne über ermutigende Leistungen beim USA-GP und die Ernüchterung eine Woche später in Mexiko.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Mo. 04.11., 23:15, DF1
    MotoGP: Großer Preis von Malaysia
  • Di. 05.11., 00:00, Eurosport 2
    Motorsport: 24-Stunden-Rennen von Le Mans
  • Di. 05.11., 00:15, ORF Sport+
    Formel 1 Motorhome
  • Di. 05.11., 01:05, ORF Sport+
    Schätze aus dem ORF-Archiv
  • Di. 05.11., 01:45, Hamburg 1
    car port
  • Di. 05.11., 02:30, Motorvision TV
    Bike World
  • Di. 05.11., 03:00, Motorvision TV
    Gearing Up
  • Di. 05.11., 03:45, Hamburg 1
    car port
  • Di. 05.11., 05:15, SPORT1+
    NASCAR Cup Series
  • Di. 05.11., 05:15, Hamburg 1
    car port
» zum TV-Programm
6.66 27091103 C0411212015 | 5