Martin Brundle: «Ferrari muss jetzt reagieren»
Martin Brundle beim Interview mit Lewis Hamilton
Viele Tifosi haben Monza enttäuscht verlassen. Nichts ist aus dem erhofften GP-Triumph von Ferrari geworden, statt dessen ist das Mercedes-Duo Lewis Hamilton und Valtteri Bottas zu einem nie gefährdeten Doppelsieg gefahren. Sky-GP-Experte Martin Brundle (58) stellt in seiner Kolumne fest: «Nach kurzer Zeit wurde klar, dass Mercedes an diesem Wochenende einen Vorsprung hat, der an die Dominanz der Silberpfeile aus den vergangenen drei Jahren erinnert. So eine krasse Überlegenheit haben wir in diesem Jahr noch nicht gesehen. Hamilton rollte locker einem Sieg entgegen und konnte sich sogar den Luxus leisten, seinen Motor für die kommenden Rennen zu schonen.»
Der 158fache GP-Teilnehmer Brundle weiter: «Valtteri Bottas zeigte einige blitzsaubere Überholmanöver, um für Mercedes den Doppelsieg zu sichern. Dann folgte, mit einer halben Minute Abstand, Sebastian Vettel im ersten Ferrari. Er hatte einen unauffälligen Grand Prix, sehen wir mal von einem kleinen Ausflug in der ersten Kurve ab, nach dem das Lenkrad schräg stand. Fakt ist: Ferrari hatte an diesem Tag in Monza gegen Mercedes keine Antwort. Und ich fürchte, hätten die beiden Autos von Red Bull Racing ihre in der Quali errungenen Plätze einnehmen können, also 2 und 3, dann wäre das Rennen vielleicht sogar ohne Podestplatz für Ferrari zu Ende gegangen.»
«Ich hatte die Ehre, in Monza die Siegerinterviews zu führen, und der Blick vom Podest ist atemraubend. Wenn du die Gerade hinunterblickst, dann siehst du nur ein Meer von Menschen, es ist kein Ende in Sicht.»
«Es gab, nennen wir es mal eine gewisse Negatitivät Sieger Hamilton gegenüber, und die war so laut, dass wir uns kaum verstehen konnten. Ich fand, Lewis hat die Situation mit einer gewissen Anmut gemeistert.»
Wie geht das nun weiter? Brundle, Sportwagen-Weltmeister 1988 mit Jaguar, findet: «Ferrari muss nun schleunigst reagieren, was Motorleistung und Aerodynamik-Verbesserungen angeht. Der Speed von Mercedes und die Herausforderung von Red Bull Racing bedeuten für Ferrari ein hartes Stück Arbeit.»
«Daniel Ricciardo und Max Verstappen waren letztlich zwei von gleich neun Fahrern, die in Monza strafversetzt wurden. Ich liebe die Formel 1 gewiss so wie jeder Fan da draussen, aber mir kommt langsam die Motivation abhanden, Energie für den verteufelt kniffligen Ablauf zu investieren, um auszurechen, wer nun von welchem Platz ins Rennen gehen wird. Wenn ein Kevin Magnussen im ersten Quali-Segment ausscheidet und am Ende auf dem neuten Startplatz steht, dann stimmt einfach mit dem System etwas nicht.»