Formel 1: Der erste Crash des Jahres

Glock zu Verstappen: «Es zieht dich alles runter»

Von Andreas Reiners
Max Verstappen

Max Verstappen

Max Verstappen bekommt seine nächste Chance. Die Möglichkeit, endlich mal ein vergleichsweise ruhiges Rennwochenende zu verbringen. Keine Kritik, keine Ratschläge, keine Schlagzeilen, kein Ärger.

Denn all das gab es zuletzt praktisch immer, weil dem Niederländer immer wieder unerklärliche Patzer unterliefen. Sechs an sechs Rennwochenenden – für ein Megatalent wie Verstappen eine grausige Bilanz. Doch warum bekommt der 20-Jährige kein Bein auf den Boden, warum unterlaufen ihm die Fehler derzeit reihenweise? Während sein Teamkollege Daniel Ricciardo im Titelrennen mitmischt, muss sich Verstappen mit 35 Punkten und WM-Rang sechs begnügen.

Findet die Fehlerserie rund um den Kanada-GP endlich ein Ende? Das Problem ist eines im Kopf, weiß RTL-Experte Timo Glock. «Das ist eine Kettenreaktion. Wenn du so in die Saison einsteigst, fängst du an, darüber nachzudenken. Auch wenn er abgeklärt ist und er meint, dass er nichts ändern muss: Das arbeitet im Kopf. Das ist immer präsent. Dann kommt der Druck, es ist nicht mehr alles so spielend leicht wie vorher. Der Kopf fängt irgendwann zu arbeiten», sagte Glock im Gespräch mit SPEEDWEEK.com.

«Die Frage ist: Wie gehst du mit dem Negativen um und wie schnell kommst du aus dem Loch wieder heraus? Das ist das Schwierige für ihn», so Glock: «Ich habe es selbst erlebt. Es zieht dich alles runter. Es kann passieren, dass es das ganze Jahr so weitergeht.»

Im Grunde hat Verstappen nur zwei Möglichkeiten. «Am Ende des Jahres die Festplatte im Kopf löschen, komplett runterfahren und neu starten. Oder er schafft es, wieder Highlights zu setzen und sich von Highlight zu Highlight da herauszuarbeiten. Wenn er das schafft, ist er ein Großer», so Glock.

Nebengeräusche muss Verstappen dabei auch ausblenden, denn vor allem die Konkurrenz nutzt die Patzer, um verbal draufzuhauen. Der Mercedes-Aufsichtsratsvorsitzende Niki Lauda meinte zum Beispiel, Verstappen müsse zum Psychologen oder brauche ein neues Hirn.

Das macht dann natürlich medial die Runde, von den hämischen Kommentaren in den sozialen Netzwerken ganz zu schweigen. «Niki Lauda nutzt so eine Chance natürlich aus, er weiß, wie man es macht. Denn er weiß, dass Verstappen schnell ist und haut dann mental nochmal drauf. Er hat grundsätzlich aber auch recht. Klar kann man über die Begriffe streiten, aber Max tut sich schwer.»

Glocks Ratschlag: «Er muss die Rennen lesen, die Situationen verstehen. Was bringt es mir, wenn ich mich meinem Teamkollegen in den Weg stelle, der sowieso schneller ist? Stattdessen sollte er auf sein Ego verzichten und die Punkte mitnehmen. So werden die Großen Weltmeister.»

Die werden vor allem auch dann Weltmeister, wenn irgendwann die Einsicht kommt. Bei Verstappen dauer es schon mal länger, bis der Groschen der Einsicht fällt. «Jedes Mal, wenn ein Red Bull irgendwo steht, ist er das. Er fordert es heraus, dann darf er sich nicht beschweren, wenn es kracht. Einsicht hilft, denn sonst ist die ganze Welt gegen dich. Das hilft dann auch nicht, da rauszukommen«, stellte Glock klar.

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