Wolff: «Machen langsam, aber stetig Fortschritte»
Susie Wolff
Mit dem ultimativen Ziel natürlich, die erste Frau am Start eines Formel-1-GP zu haben seit der Italienerin Lella Lombardi 1976 in Österreich, also vor mehr als vierzig Jahren!
«Traue dich, anders zu sein» («Dare To Be Different») nennt sich Wolffs Projekt, das in Zusammenarbeit mit dem britischen Motorsportverband MSA gegründet wurde. Motorsport soll damit für Mädchen attraktiv gemacht werden.
Im Rahmen des DTM-Saisonfinales im Oktober 2017 in Hockenheim feierte Wolffs Projekt ihre Deutschland-Premiere. Rund 100 Schülerinnen aus der Region waren dabei, als die Kartbahn im benachbarten Walldorf mit einem DTM-Showcar von Mercedes-AMG und einem Original-Rennfahrzeug aus dem Audi Sport TT Cup hergerichtet wurde.
Beim Formel-E-Rennen in Berlin im vergangenen Mai folgte das nächste Event. «Wir haben 100 Schülerinnen genommen und mit ihnen pädagogische Motorsportaktivitäten gemacht, wie beispielsweise MINT-Spiele, Spiele zur Luftqualität, Fitness-Spiele und eine Fahrt mit einem E-Kart», berichtet Wolff auf der offiziellen Formel-E-Seite.
Ihre Bilanz: «Am Ende ist da so viel Energie und Leidenschaft und es gab so viele Mädchen, die nur darauf brannten, allen zu erzählen, dass sie Nico Rosberg getroffen haben und ein Kart gefahren sind. Das zeigt wirklich, dass wir einen Unterschied machen.»
Das Projekt ist freilich langfristig angelegt, beim Start 2016 setzte Wolff das Ziel, dass in zehn Jahren eine Frau in der Formel 1 fährt. Immerhin schnuppert aktuell in Sauber-Testfahrerin Tatiana Calderón eine Frau Königsklasse-Luft. Das Problem: «Es gibt einfach nicht genügend Frauen, die in den Sport einsteigen. Man muss sehr talentiert sein, um wirklich erfolgreich zu sein und die Formel E und Formel 1 sind das Beste des Motorsports. Um dorthin zu kommen muss man also talentiert sein. Es müssen einfach mehr junge Frauen und Mädchen einsteigen, damit die Besten richtig erfolgreich sein können», sagt Wolff. Sie betont aber: «Wir machen langsame aber stetige Fortschritte.»
Wolff war 2014 nicht nur die Erste Frau seit 22 Jahren, die an einer offiziellen Formel-1-Session teilnahm – 2014 rückte sie in Silverstone zum ersten Training aus und nahm auch an den ersten 90 Trainingsminuten zum Deutschland-GP des gleichen Jahres sowie zum Spanien- und Großbritannien-GP 2015 teil, bevor sie ihre aktive Rennfahrer-Karriere beendete.
Ob sie selbst als Frau vor mehr Herausforderungen stand als Männer, vermag sie nicht zu sagen. «Ich möchte jedoch glauben, dass dies nicht so ist und dass es für alle Fahrer gleich ist. Der Vorteil unseres Sports ist es, dass wir auf der Strecke einen Helm tragen, man kann also nicht erkennen, ob es eine Frau oder ein Mann ist. Ich habe sehr früh in meiner Karriere verstanden, dass ich mich aufgrund der ganzen Aufmerksamkeit, da ich eine Frau bin, nur auf die Leistung konzentrieren musste. Ich wusste einfach, wenn ich eine gute Leistung auf der Strecke bringen würde, wäre alles andere egal. Deshalb habe ich mich da so reingehangen, auf der Strecke meine Leistung abgerufen und mich nicht von der Geschlechterdebatte aus der Ruhe bringen lassen.»
Ihre Tipps für einen Karrierestart im Motorsport: «Leidenschaftlich an den Sport gehen, denn es gibt immer schwierige Momente und nur einen Sieger. Nicht aufgeben, denn es wird viele Hindernisse geben und man wird oft denken "okay, jetzt kann es ja nicht schlimmer werden". Doch wenn es hart auf hart kommt, ist das Vorankommen mühsam! Und die Kraft eines Traums. Als ich 13 Jahre alt war, habe ich davon geträumt, es in die Formel 1 zu schaffen. Man muss also wissen, wohin man möchte, was man erreichen möchte, langfristige und kurzfristige Ziele haben. Wo sieht man sich in drei Jahren? Oder in fünf Jahren? Man muss alles daransetzen, diese Träume umzusetzen, denn man hat mir mal gesagt: „Ein Traum ohne Plan, wie man ihn erreichen möchte, ist nur ein Wunschgedanke“.»