Lewis Hamilton: Was ihn an der Formel 1 alles nervt
Der Rosenkavalier
Mit seinem Sieg in Le Castellet hat Lewis Hamilton wieder die WM-Führung übernommen. Die jüngsten Verbesserungen am Mercedes-Motor haben in Frankreich den Unterschied ausgemacht. Am Red Bull Ring haben die Weltmeister mit einem umfangreichen Aero-Paket nachgelegt. Lewis Hamilton ist guter Dinge.
Lewis, alle warten auf die Verlautbarung deines neuen Mercedes-Vertrags. Wird das dein letzter in der Formel 1 sein?
Das habe ich noch nicht entschieden. Es ist auch für mich nicht klar. Ich hoffe aber nicht, dass es der letzte sein wird.
Hast du eine Präferenz bezüglich deines künftigen Teamkollegen?
Ja. Meinen derzeitigen, ganz klar. (Valtteri Bottas, die Red.) Wir arbeiten gut zusammen, er treibt mich ans Limit. Es ist perfekt.
Ist die diesjährige WM wieder ein Zweikampf zwischen dir und Sebastian Vettel oder können noch mehr Fahrer eingreifen?
Ich würde sagen, die ersten Fünf sind da dabei. Also auch Ricciardo, Bottas und Verstappen.
2018 dürfen über die ganze Saison nur noch drei Motoren eingesetzt werden, für einige Piloten wird das nicht ohne Strafen gehen. Fürchtest du dadurch Rückschläge?
Das wäre eine negative Einstellung. Ich versuche, so etwas aus meinen Gedanken herauszuhalten. Mir ist aber absolut bewusst, dass das passieren kann. Und ich kenne auch die damit verbundenen Taktiken.
Hast du alles erreicht und bekommen, wovon du je geträumt hast?
Nicht jeder Traum ist wahr geworden. Und du träumst immer wieder von Neuem.
Was vermisst du im Moment?
Nummer 5! (Den fünften WM-Titel, die Red.) Die ist derzeit die grösste Herausforderung.
Wirst du Schumachers Rekord von sieben Weltmeister-Titeln einstellen oder überbieten?
Eher nicht, weil ich nicht weiss, ob ich überhaupt so lang Rennen fahren werde. Ich denke, dass vier Titel ein toller Meilenstein sind. Es wäre grossartig, Fangio einzuholen.
Was erwartest du für den Grand Prix am Sonntag?
Der Red Bull Ring ist eine kurze Strecke, Ferrari ist auf den Geraden sehr schnell. Auch Red Bull Racing ist hier sehr gut. Das ergibt harte Konkurrenz. Es wird enger als in anderen Rennen.
Kannst du dir eine neue Karriere in anderen Serien, in Le Mans oder Indianapolis, vorstellen?
Nein.
Bist du mit dem Zustand der Formel 1 zufrieden? Was würdest du ändern?
Es besteht ein zu grosser Unterschied zwischen den Teams in der finanziellen Basis. Ferrari kann machen, was sie wollen. Die Formel 1 ist definitiv nicht perfekt aufgestellt. Ich hoffe, dass das mit den neuen Verträgen ab 2021 anders wird. Dass talentierte junge Fahrer eine bessere Chance bekommen als jene mit viel Geld. Das gilt auch für andere Serien.
Ich würde mir die Struktur der Formel 1 genauer ansehen, könnte ich bestimmen. Und ich würde einige Personen ersetzen. In grossen Unternehmen werden Verantwortliche, die keinen Erfolg haben, gefeuert. Mit Rennfahrern passiert das auch. Im Management unseres Sports ist das nicht so. Ich würde mir das genauer ansehen. Zuerst die Struktur, die Basis der Teams, dann das Auto und die Technik. Wie könnten wir unsere Rennen so machen wie im Kartsport oder bei Tourenwagen, Rad-an-Rad, enge Zweikämpfe, «real racing» halt, das wäre super aufregend, für Fahrer und Zuschauer. Es gibt nur beschränkte Reifensätze, die Autos klingen nicht gut – das ging alles irgendwie in die falsche Richtung!
Hmm, das ist eine lange Liste.
Ja. Ich würde einen wie Toto Wolff engagieren, um das Ding zu lenken.
Findest du zwischen drei Rennwochenenden am Stück noch Zeit zur persönlichen Vorbereitung?
Diese Woche hatte ich Montag frei und Dienstag und Mittwoch Verpflichtungen. Nächste Woche kann ich Montag bis Mittwoch freimachen und trainieren, dann kommt mit dem britischen Grand Prix das intensivste Wochenende.
Was machst du hier am Abend vor dem Rennen?
Ich habe mein Motorrad hier. Ich fahre in die Berge. Strassen und die Gegend hier sind fantastisch!
Wie weit kommt England in der Fussball-WM?
Ich möchte uns im Finale sehen – am besten gegen Brasilien.