MotoGP: Neuer Yamaha-Motor zu stark

Sebastian Vettel: Sollen sie einen Anderen einstellen

Von Mathias Brunner
Vettel gegen Bottas in Le Castellet

Vettel gegen Bottas in Le Castellet

​Es rauscht im italienischen Blätterwald. Sebastian Vettel wird vorgehalten: Er verschenke mit seinen Fehlern Punkte, wo er doch in einem so guten Auto sitze. Vettel: «Dann sollen sie einen Anderen einstellen.»

Die italienische Öffentlichkeit wittert: 2018 könnte es endlich etwas werden mit dem ersten WM-Titel der Roten seit mehr als zehn Jahren. Vielleicht ist dies der Grund, warum die italienischen Medien mit Sebastian Vettel nach dem Grossen Preis von Frankreich sehr hart ins Gericht gingen. Der Vorwurf zahlreicher Medien, elektronisch wie Print – Vettel erlaube sich zu viele Fehler, wo er doch in einem so schnellen Wagen sitze, was letztlich vielleicht den Titel kosten könnte. Mit solch einem Wagen müsse doch ein Ferrari-Fahrer Weltmeister werden. Sebastian Vettel ganz gelassen: «Dann sollen sie einen Anderen einstellen.»

Vettel weiter: «Natürlich ist die Frage erlaubt, ob ich nicht weiser vorgehen sollte. Vielleicht glauben einige Leute, der Fahrer sei in solch einem Moment nicht wach oder zu heissblütig. Was die Menschen nicht sehen: Wie viele Kleinigkeiten einen grossen Unterschied ausmachen. Ich habe das als meinen Fehler eingeordnet, und dazu stehe ich auch. Zurücknehmen kann ich ihn nicht, auf jemand Anderen schieben will ich ihn nicht. Aber ich finde gleichzeitig auch nicht, ich hätte etwas Wildes probiert. Ich habe vielleicht unterschätzt, wie viel Grip ich auf der Vorderachse verliere. Ich habe mir das am Abend auf den Daten angeschaut. Selbst mit sehr wenig Bremsdruck auf dem Pedal bin ich geradeaus gerutscht, mit blockierenden Rädern, und konnte die Kollision nicht vermeiden. Hätte ich eine halbe Sekunde früher gebremst, wäre ich vielleicht problemlos durch die Kurve gekommen.»

«Klar ist es möglich, dass mir am Ende des Jahres diese Punkte fehlten, aber wenn es denn so kommen sollte, kann ich es auch nicht ändern. So etwas gehört zum Motorsport: Wo gehobelt wird, da fallen Späne.»

«Klar war keiner bei Ferrari begeistert. Aber wir haben auch schon Rennen erlebt, an welchen wir es als Team rausgerissen haben, an welchen wir gar nicht hätten vorne liegen sollen. Unvorhersehbarkeit gehört zum Sport, es kommt immer darauf an, wie man auf eine geänderte Situation reagiert, und da haben wir einige Male sehr gut reagiert. Ich bleibe überzeugt davon, dass wir gute Chancen haben, eine tolle WM zu fahren. Aber ich weiss auch, da kommen noch sehr viele Rennen.»

«Ich finde es wichtig, dass man Kritik an sich heranlässt. Offenbar hat etwas nicht geklappt, wenn nach der ersten Kuve der Frontflügel ab ist. Bei einem weiteren Mal müsste ich halt früher auf die Bremse.»

Findet Vettel, die Menschen sind undankbar? Immerhin sprechen wir hier von einem vierfachen Weltmeister. Seb: «Nein, Kritik in solch einer Situation ist normal, ich bin da recht entspannt. Es ist heutzutage normal, Dinge sehr schnell in Frage zu stellen.»

Wenn etwas wie in Frankreich passiert, wie lange hadert Vettel mit sich selber? «Klar hast du im ersten Moment dran zu kauen. In der Regel verdaue ich noch am Abend, aber irgendwann fallen auch nach solch einem Vorfall die Augen zu, und dann ist am nächsten Tag das Thema durch – wenn’s klar ist, was passiert ist.»

Auf die Frage meines geschätzten Journalistenkollegen Helmut Uhl, ob Sebastian nun die deutsche WM-Ehre retten müsse, schmunzelt Vettel: «Das ist natürlich Quark. Formel 1 hat nichts mit Fussball zu tun. Klar ist es schön, ab und an Vergleiche zwischen dem Rennsport und dem Fussball anzustellen. Wir haben in Deutschland sehr viele weitere Sportler, auf welche die Fans stolz sein dürfen. Ich mache mich hier sicher nicht wichtiger als Andere.»

Vettel fühlt sich am Red Bull Ring sichtlich wohl. «Es ist ein wenig wie Nachhausekommen. Klar liegt mir Österreich aufgrund meiner Vergangenheit am Herzen. Ich reise immer gerne nach Österreich, ich war im Winter auch Skilaufen. Wir sind am Morgen mit den Ingenieuren um die Piste gegangen, und auch wenn die Sonne sich nicht gezeigt hast, spürst du einfach – es sind alle gerne hier. Die Leute sind unheimlich nett und gastfreundlich, die Luft ist rein, das Essen schmeckt so lecker.»

«Dann wird hier im Fahrerlager Musik gemacht, das findet mancher vielleicht ein wenig seltsam, aber ich finde es schön, weil es zeigt, dass viele Menschen in diesem Land zu ihren Traditionen stehen. Das gibt dem ganzen Grand Prix auch Identität.»

Was spricht an diesem Wochenende für Ferrari? Vettel: «Dass wir ein Auto haben, das auf jeder Art Rennstrecke funktioniert. Ich glaube auch, dass uns die Strecke liegen sollte. Es ist an einem Donnerstag schwer herauszulesen, wo man genau steht. Es ist noch ein wenig unklar, was das Wetter macht. Ich glaube, auf dieser Art Strecke sind wir in dieser Saison stärker als 2017. Wir dürfen zuversichtlich ins Wochenende gehen.»

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