Ross Brawn: «Vettel hätte Zweiter werden können»
Der Frankreich-GP brachte den vierten WM-Führungswechsel in diesem Jahr mit sich: Nach dem achten Rennwochenende des Jahres steht wieder Champion Lewis Hamilton an der Spitze. Der Brite führt die Tabelle mit 14 Zählern Vorsprung auf den Ferrari-Star an. Dies hat er einer fehlerfreien Leistung auf dem Circuit Paul Ricard zu verdanken, wie Formel-1-Sportchef Ross Brawn erklärt.
«Erster am Freitag, der erste Platz am Samstag und der Sieg am Sonntag – Lewis Hamilton erlebte in Frankreich ein perfektes Wochenende», schwärmt der ehemalige technische Direktor von Ferrari. «Nach einem weniger erfolgreichen Kanada-Rennen haben der Weltmeister und sein Team stark reagiert, was auch zu erwarten war. Nachdem Lewis am Samstag die Pole-Position erobert hatte, war klar, dass der Start entscheidend werden würde, vor allem angesichts der Tatsache, dass mit Sebastian Vettel sein Hauptrivale im Titelkampf direkt hinter ihm losfahren durfte – und das auf den weicheren Reifen.»
«Lewis hat es geschafft, den energischen Angriff des Ferrari-Stars abzuwehren, und Vettel schaffte es daraufhin, sich selbst aus dem Kampf um einen Podestplatz zu nehmen, indem er mit Valtteri Bottas zusammengeriet», schildert Brawn. «Hamilton hat daraufhin einen kleinen Vorsprung von drei bis sieben Sekunden auf seinen nächsten Verfolger Max Verstappen herausgefahren und letztlich einen wichtigen Erfolg für den WM-Kampf feiern dürfen. Natürlich hat der neue Motor von Mercedes das Seinige dazu beigetragen, aber es steht auch ausser Frage, dass Lewis und sein Team ganze Arbeit geleistet haben», lobt er.
Vettel schneidet bei der Rückschau des Briten nicht so gut ab. «Sein Wochenende war nicht fehlerfrei. Während er im Qualifying mit dem dritten Platz noch Schadensbegrenzung betreiben konnte, musste er seinen Startcrash mit Bottas im Rennen teuer bezahlen», hält Brawn fest, betont aber auch: «Klar, es wäre hart für ihn gewesen, das Tempo von Lewis mitzugehen, aber er hätte Zweiter werden können, wenn alles nach Plan gelaufen wäre. Trotzdem muss man auch sagen, dass der fünfte Platz auch eine starke Leistung ist, angesichts der Tatsache, dass er nach dem Crash auf die zweitletzte Position zurückgefallen war.»
Mit Blick auf den WM-Kampf zwischen Silber und Rot hält der Szene-Kenner fest: «Auch wenn Sebastian das Gefühl, nicht das Maximum herausgeholt zu haben, begleitet haben dürfte. Noch ist nichts verloren – im Gegenteil. In Frankreich haben wir gesehen, dass sein Dienstwagen sehr konkurrenzfähig ist. Aber es ist auch so, dass Ferrari eine einhundertprozentige Performance hinbekommen muss, will das Team gegen einen so starken Gegner wie Mercedes bestehen.»