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Zak Brown: McLaren-Struktur falsch, Auto schwach

Von Mathias Brunner
Zak Brown

Zak Brown

​McLaren-Direktor liefert in Silverstone eine Bankrotterklärung seines Rennstalls: Die Team-Struktur sei falsch, der Wagen schlechter als das 2017er Modell, es könne Jahre dauern, bis McLaren wieder siegfähig sei.

McLaren kommt nicht zur Ruhe. Im Frühling wurde Technikchef Tim Goss entlassen, nun vor dem Silverstone-GP die Trennung von Teamchef Eric Boullier, über die Freiwilligkeit seiner Kündigung darf diskutiert werden. McLaren-Direktor Zak Brown legt in Silverstone eine McLaren-Situation dar, die erschüttert: Das zweiterfolgreichste Formel-1-Team habe die falsche Struktur, der Wagen baue weniger Abtrieb auf als das Modell 2017, es könnte Jahre dauern, bis McLaren wieder in die Nähe von Rennsiegen komme – eine Bankrotterklärung.

Der Kalifornier zum Stand der Dinge: «Ich habe mit Eric Boullier Anfang Woche eine lange Diskussion gehabt und habe dann seine Kündigung akzeptiert. Wir durchleben harte Jahre. Der Druck steigt. Wir sind nicht glücklich damit, wo wir stehen. Um McLaren nach vorne zu bringen, wollte Boullier zur Seite treten.» Stimme aus dem Fahrerlager: «Realistischer ist wohl, dass er zur Seite getreten wurde.»

Zak Brown weiter: «McLaren ist nicht konkurrenzfähig, das ist inakzeptabel. Das ist nicht die Schuld eines Einzelnen. Der Hauptgrund für den Mangel an Erfolg ist für mich der Mangel an Stabilität – Teamchef rein und raus, CEO rein und raus, Teilhaber raus und rein und so fort. Diese Unruhe wäre in jeder Firma, Rennwagen oder Konsumgüter, ein Hindernis, um das Unternehmen nach vorne zu bringen. Wir müssen das endlich abschliessen und von Grund aufbauen.»

«Simon Roberts, COO von McLaren Racing, kümmert sich ab sofort um die Abteilungen Produktion, Engineering und Logistik. Er ist also für das technische Team verantwortlich und mir direkt unterstellt. Er soll auch neue Fachkräfte verpflichten, wir müssen unser technisches Team verstärken.»

«Der langjährige Alonso-Renningenieur Andrea Stella ist neuer „Performance Director“ und damit für die Aktivitäten an der Rennstrecke verantwortlich, als Chef am Kommandostand. Der frühere IndyCar-Star Gil de Ferran übernimmt die neue Rolle des Sportdirektors. Damit soll die Effektivität des Managements verbessert werden. Er ist ein grosser Champion und Racer. Er hat sein eigenes Team geführt, er ist für Roger Penske gefahren.»

«Dies alles ist ein Anfang. Wir haben Probleme, die nicht über Nacht entstanden sind und die sich auch nicht über Nacht lösen lassen. Aber wir lassen nicht locker. Wir haben grossartiges Talent in dieser Firma. Unsere Probleme sind strukturell, organisatorisch, kommunikationstechnisch, wir sind zu langsam beim Reagieren. Wir haben das Know-how, aber wir sind nicht in der Lage, es in einem siegfähigen Rennwagen umzusetzen. Wir müssen einfacher und flexibler werden. Wir müssen Entscheidungen schneller fällen.»

«Es gibt Situationen, in welchen es okay ist, wenn ein Komitee eine Entscheidung fällt. Es gibt aber auch Situationen, in welchen Individuen Entscheidungen treffen müssen und das schnell. Dazu sind wir offenbar nicht in der Lage. Wir sind im Entscheidungsfindungsprozess bisweilen wie blockiert. Das muss besser werden – indem wir unseren Leuten diesen Freiraum geben, aber auch indem wir neue Leute holen.»

Es war einmal davon die Rede, dass McLaren 2018 WM-Rang 4 und dabei Podestplätze einfahren wolle. Was ist daraus geworden? Zak Brown weiter: «Der Kampf um das vordere Mittelfeld ist immens. Ich will keine Vorhersagen machen, das hat uns früher in Probleme gebracht. Wir werden uns mit Zähnen und Klauen wehren, um diesen vierten Rang an Land zu ziehen.»

Was ist mit dem 2018er Auto los? Zak: «Ich will nicht zu sehr ins Detail gehen, aber der Wagen produziert weniger Abtrieb als das 2017er Modell. Wir kennen den Grund.»

Zak Brown gibt zu, dass er Fernando Alonso konsultiert hat: «Ich habe mit allen Piloten gesprochen, aber von unseren Fahrern hat Fernando die grösste Erfahrung und auch den besten Renninstinkt. Er hat für tolle Rennmannschaften gearbeitet, es wäre ein Fehler, ihn nicht um Rat zu fragen. Ihr seht, wie gut Fernando auf der Strecke ist. Was ihr oft nicht seht ist, wie toll er neben der Strecke ist und wie viel er McLaren beiträgt. Ich bin davon überzeugt, dass er noch lange bei uns bleiben wird. Was er fahren wird, das weiss ich allerdings nicht.»

Da stellt sich die Frage: In der Formel 1 oder etwa in der IndyCar-Serie? Zak Brown: «Diese Entscheidung ist noch nicht gefallen. Wir wollen Alonso helfen, sein grosses Ziel zu erreichen, die Triple Crown zu gewinnen. Aber im Zentrum unserer Bestrebungen steht derzeit die Formel 1. Das heisst nicht, dass unsere IndyCar-Pläne zur Seite gelegt worden sind, wie ich gelesen habe. Wir haben das noch nicht entschieden.»

Jeder McLaren-Fans will bange wissen: Wann endlich kann McLaren wieder einen Grand Prix gewinnen? Es wäre der erste seit 2012. Zak Brown: «Das wird eine Weile dauern, ob zwei oder zehn Jahre, das kann ich nicht sagen. Ich schätze, realistisch liegt das zwischen diesen beiden Zahlen. Wir sind erfolgshungrig, aber wir müssen auch ehrlich sein – mit den Fans und auch mit uns selber.»

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