Hockenheim: Vettel mit Crash, Team-Order bei Mercedes
Lewis Hamilton
Die GP-Stars reihten sich auf dem Hockenheimring unter dicken Regenwolken zur Startaufstellung auf. Rund um die deutsche Piste fielen auch schon einige Regenschauer, die GP-Bahn blieb aber vorerst trocken, weshalb das Feld auf Slick-Reifen ins elfte Kräftemessen der Saison startete. Polesetter Sebastian Vettel schaffte es trotz eines starken Starts des von Position 2 startenden Valtteri Bottas, die Führungsposition zu verteidigen, und auch sein Teamkollege Kimi Räikkönen, der auf dem dritten Startplatz losfuhr, konnte seine Position gegen den heranstürmenden Max Verstappen verteidigen.
Für Spannung sorgten nicht nur die Spitzenreiter, auch Lewis Hamilton, der nach dem enttäuschenden Abschlusstraining vom 14. Startplatz losfahren musste, bescherte den vollen Zuschauertribünen eine fulminante Show. Der Champion arbeitete sich auf weichen Reifen gleich durchs Feld und fand sich bereits in der vierten Runde als Zehnter auf dem letzten Punkterang wieder. Zwei Umläufe später hatte er auch den vor ihm fahrenden Renault-Piloten Carlos Sainz geschnappt.
Eine Aufholjagd zeigte auch Ricciardo, der nach sechs Umläufen bereits auf dem 15. Platz unterwegs war. Der Australier arbeitete sich in den folgenden vier Runden auf den 13. Rang vor, während Hamilton bereits als Siebter unterwegs war. Vier weitere Umläufe später war er bereits der Fünfte in der Reihe. In der 15. Runde bog Räikkönen als Erster an die Box ab, um seine gebrauchten ultraweichen Reifen gegen frische weiche Gummis auszutauschen.
Weil es hinten Links klemmte, betrug die Standzeit des Weltmeisters von 2007 stolze 3,3 sec und als Folge davon kam Kimi direkt vor Hamilton auf der vierten Position wieder auf die Piste. Kaum gab der Iceman wieder Gas, drehte er die bis dato schnellste Rennrunde. Ricciardo arbeitete sich in Umlauf 18 an Fernando Alonso vorbei auf die zwölfte Position.
Auch in der 24. Runde war Hamilton noch auf Position 5 hinter Leader Vettel, Bottas Verstappen und Räikkönen unterwegs, doch eine Runde später bog der Leader an die Box ab, um sich weiche Reifen geben zu lassen. Kaum waren die neuen Walzen montiert, gab Vettel wieder Gas und fädelte sich auf Position 4 direkt vor seinem Titelrivalen ein.
Ihn Runde 28 wechselte die Führung wieder, denn nun war es Bottas, der sich frische weiche Reifen holte und den ersten Platz Verstappen überliess. Einen Umlauf später musste dessen Teamkollege Ricciardo seinen RB14 in der elften Kurve am Streckenrand abstellen. Am Boxenfunk erklärte er, dass er plötzlich keine Power mehr hatte.
Die Konkurrenz liess sich dadurch nicht beirren und gab weiter Gas – bis auf Leader Verstappen, der gleich nach dem Ausfall seines Teamkollegen an die Box abbog und Räikkönen die Führung überliess. Vettel schimpfte derweil über Funk, weil er sich hinter seinem Teamkollegen Räikkönen die Reifen ruinierte. Sein Teamkollege wurde in der 39. Runde letztlich auch – indirekt – angewiesen, seinen Stallgefährten vorbei zu lassen, weil er auf einer anderen Strategie unterwegs war und Gefahr lief, seine Gummis zu ruinieren. Kimi antwortete erst: «Sagt mir einfach was ich machen soll.» Doch Jock Clear musste nicht deutlicher werden, der Finne überliess Vettel kurz darauf die Führungsposition.
Hamilton legte in der 42. Runde einen Stopp ein, um sich frische Ultrasofts aufziehen zu lassen, kurz darauf wurde ihm mitgeteilt, dass in Runde 6 die ersten Regentropfen fielen. Daraus wurde schnell ein Schauer, und Alfa Romeo-Sauber holte als erstes Team einen Fahrer an die Box, um Intermediates aufziehen zu lassen. Der Monegasse Charles Leclerc ging das Risiko ein - war aber nicht lange der Einzige auf den grün markierten Gummis, auch Alonso und wenig später Verstappen wechselten auf die Intermediates, während sich Gasly sogar die Regenreifen geben liess.
Weil kurz darauf die Sonne wieder schien, war es wiederum das Sauber-Team, das gleich reagierte und Leclercs C37 mit gebrauchten Ultrasofts ausstattete. Verstappen tat es ihm kurz darauf gleich, nur um gleich darauf zu merken, dass der Regen wieder stärker wurde. Danach wurde es chaotisch, erst legte Leclerc einen Dreher und gleich danach einen Ausritt hin, dann drehte Pérez eine Pirouette und auch viele weitere Piloten erlebten Schrecksekunden.
Die bitterste Pille musste Lokalmatador Vettel schlucken, der in Runde 52 in der Sachs-Kurve abflog und damit eine Safety-Car-Phase auslöste. «Unfassbar, dass er seinen Ferrari in die Streckenbegrenzung gesetzt hat», kommentierte Nico Rosberg. Mercedes reagierte gleich und holte Bottas an die Box, um von der Gelbphase zu profitieren. Allerdings waren die Reifen nicht bereit, weshalb sich der Finne mehr als 15 Sekunden gedulden musste.
Sein Teamkollege Hamilton übernahm kurz darauf die Führung, weil Räikkönen an die Box abbog, er aber draussen blieb – allerdings erst in allerletzter Sekunde entschied, die Box nicht anzusteuern, weshalb er durchs Grün bretterte, um wieder auf die Piste zu gelangen. So kam es, dass hinter Safety-Car-Piloten Bernd Mayländer Hamilton, Bottas, Räikkönen, Verstappen, Hülkenberg, Pérez, Ocon, Sainz, Ericsson, Hartley, Grosjean, Magnussen, Vandoorne, Leclerc, Alonso und Gasly ein. Stroll musste seinen Williams hingegen am Streckenrand abstellen.
Zehn Runden vor Schluss wurde das Rennen wieder freigegeben und die Regelhüter kündigten an, sich ein Manöver von Sainz genauer anzuschauen, weil dieser unter Verdacht stand, während der Gelbphase überholt zu haben. Kurz nach dem Restart lieferten sich Bottas und Hamilton einen kurzen Fight, wobei Hamilton die Führung vor seinem Teamkollegen verteidigte. Der Finne wurde angewiesen, seine Position zu halten. Der Finne hatte wohl damit gerechnet, weil er gewohnt unaufgeregt bestätigte, dass er die Message von James Vowles verstanden habe.
So kam es, dass sich Hamilton am Ende über seinen 66. GP-Sieg freuen, dahinter belegten Bottas und Räikkönen die weiteren Podestplätze, vor Verstappen, Hülkenberg, Pérez, Grosjean, Ericsson und Hartley die weiteren Punkteränge. Magnussen kam als Elfter ins Ziel, Sainz belegte – auch wegen einer 10-Sekunden-Strafe – den 12. Rang vor Vandoorne, Gasly, Leclerc und Alonso.