Toto Wolff zu Niki Lauda: «Es war höchste Eisenbahn!»
Lewis Hamilton, Niki Lauda und Toto Wolff
Der dreifache Formel-1-Weltmeister Niki Lauda erholt sich von seiner Lungenoperation. Anfang August wurde dem 69jährigen Wiener eine neue Lunge eingesetzt, nachdem sich der 25fache GP-Sieger in schlechtem Zustand ins Spital begeben hatte. Über «Eurotransplant» wurde dann am Mittwochabend, 1. August in Deutschland ein passendes Spender-Organ gefunden und in der Nacht auf Donnerstag nach Wien geflogen. Dort wurde alles für den Eingriff vorbereitet, der am Donnerstag um neun Uhr früh begann und sechs Stunden dauerte. Der Eingriff verlief ohne Komplikationen. Lauda befindet sich in Physiotherapie und wird gemäss den Ärzten ein normales Leben führen können.
Wann Lauda als Aufsichtsrats-Chef des Mercedes-GP-Rennstalls auf die Formel-1-Pisten zurückkehrt, ist nicht klar. Nach solch einem Eingriff ist ein monatelanges Flugverbot üblich. Mercedes-Teamchef Toto Wolff blickt so auf die dramatischen Ereignisse zurück: «In Silverstone hatte mich Niki dazu eingeladen, mit ihm ein paar Tage auf Ibiza zu verbringen. Dort hat sich ein Husten, an dem er seit längerem litt, akut verschlechtert. Nach zwei Tagen hat er mich gebeten, mit ihm nach Wien zurückzufliegen. Kaum gelandet, haben wir uns umgehend ins Krankenhaus begeben. Dort haben die Ärzte gesagt – es war höchste Eisenbahn!»
Marco Idzko, Leiter der Klinischen Abteilung für Pulmologie des Allgemeinen Krankenhauses von Wien, erklärte, dass es zu einer Entzündung der Lungenbläschen gekommen war. Das wiederum hatte eine Zerstörung beziehungsweise eine Vernarbung des funktionstüchtigen Lungengewebes zur Folge. In solch einem Falle ist der Mensch nicht mehr in der Lage, über seine Lunge genügend Sauerstoff aufzunehmen. Medikamentöse Möglichkeiten waren ausgeschöpft, so dass eine Transplantation unumgänglich war. Dabei schwebte Lauda in Lebensgefahr, die Lebenserwartung betrug vor der Transplantation wenige Tage, höchstens Wochen.
Ob die Transplantation am Ende eine Spätfolge seines fürchterlichen Feuerunfalls 1976 auf dem Nürburgring ist, bleibt offen. Das sei eine Spekulation, stellten die österreichischen Ärzte klar: «Es gibt keine Beweise, dass es so ist, aber auch keine Beweise, dass es nicht so ist. Man kann diese Frage nicht beantworten», so Idzko.
Toto Wolff: «Niki ist ein Kämpfer. Als er intubiert war, ergo nicht sprechen konnte, hielt er sich über alles auf dem Laufenden via SMS, die er mir schickte. Und er war der einzige auf der Intensivstation, dem ein Fernseher erlaubt wurde», so Wolff gegenüber meinem Kollegen Andrea Cremonesi von der Gazzetta dello Sport. «Nach der Operation wurde er gebeten, die Sauerstoffmaske zu tragen. Typisch Lauda, dass er es sofort ohne versucht hat.»
Wussten die Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton und Valtteri Bottas eigentlich, wie schlecht es um Lauda stand? Toto Wolff: «Nein, wir haben uns zu grösster Zurückhaltung entschlossen. Wie es Niki wirklich geht, das wussten nur er selber, seine Gattin Birgit, die Söhne Lukas und Mathias sowie einige enge Freunde.»