Formel 1: Max Verstappen – Chancen verspielt?

Sainz für Alonso im McLaren: Die weiteren Wechsel

Von Mathias Brunner
​Daniel Ricciardo von Red Bull Racing zu Renault, Fernando Alonso von der Formel 1 wohl in die IndyCar-Serie, Carlos Sainz für Alonso im McLaren-Renault. Wir sagen, was als nächstes passieren wird.

Von wegen Sauregurkenzeit: Selten war in der Formel 1 während der Sommerpause so viel Bewegung. Daniel Ricciardo gab bekannt, dass er die Red-Bull-Familie verlässt und zwei Jahre lang Renault fahren wird (2019 und 2020). Fernando Alonso bestätigte, dass er 2019 keine WM-Läufe mehr bestreiten werde. Wir erleben den zweifachen Weltmeister mit grösster Wahrscheinlichkeit 2019 in der IndyCar-Serie. In den USA wird Alonso vor allem versuchen, das Indy 500 zu gewinnen.

McLaren musste nicht lange nach einem Alonso-Nachfolger suchen: Es ist der junge Carlos Sainz, der aufgrund des Ricciardo-Wechsels zu Renault bei den Franzosen überflüssig geworden ist. Sainz hat bei McLaren einen Mehrjahresvertrag unterzeichnet. Die Frage ist nun: Was kommt als nächstes auf uns zu?

Nachdem klar ist, dass Sainz für McLaren fährt, braucht Red Bull Racing einen Ricciardo-Nachfolger. Logische Wahl: Pierre Gasly, der in der Scuderia Toro Rosso sehr gute Leistungen zeigt und dort Erfahrungen mit dem kommenden Red Bull Racing-Motorpartner Honda sammeln konnte. Wird Gasly der neue Stallgefährte von Max Verstappen, öffnet sich eine Lücke bei Toro Rosso. Red-Bull-Motorsportchef Dr. Helmut Marko würde gerne den jungen Dan Ticktum aus der Formel 3 in die Formel 1 holen, doch diesem Schachzug steht das Reglement im Weg: Ausgerechnet wegen Max Verstappen ist vor Jahren ein komplexes Punktesystem eingeführt worden. Wer in den Nachwuchsklassen die erforderlichen 40 Zähler nicht sammelt, erhält keinen Formel-1-Führerschein.

Zur Erinnerung: Ticktum tritt in dieser Saison in der Formel-3-EM an, der Londoner liegt mit 153 Punkten derzeit auf dem zweiten Zwischenrang, hinter dem Neuseeländer Marcus Armstrong (154). Zudem bestreitet Dan Ticktum Rennen in der japanischen Super Formula.

Was Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner verärgert: «Dan hat im vergangenen Jahr das grösste aller Formel-3-Rennen gewonnen, in Macau. Aber das zählt nicht fürs Punktesystem. Damit haben wir die fragwürdige Situation, dass wir Fahrer am Formel-1-Lenker sehen, die weniger erreicht haben als Dan. Ich finde, das sollte man sich mal ein wenig genauer ansehen», so der Engländer bei Sky Sports.

Ticktum fällt jetzt tonnenschwer eine Strafe auf dem Kopf, die er 2015 verschuldet hatte. Er hatte bei einem Rennen in Silverstone unter Safety-Car zehn Autos überholt und war dann in den Wagen von Ricky Collard geknallt. Dafür setzte es vom britischen Motorsportverband eine einjährige Sperre (mit einem weiteren Jahr auf Bewährung). Ticktum hat 2015 in der britischen Formel 4 den sechsten Schlussrang errungen, das gab zwei Punkte. Für 2018 ist der Gewinn der Formel-3-EM abgewertet worden – neu gibt es für den Titel nur noch 30 Punkte, nicht mehr 40. Anders gesagt: Selbst wenn Ticktum den Titel erobert, kommt er nur auf 32 Punkte.

In Japan konnte er in seinen bisherigen zwei Rennen keine Punkte sammeln. Dort müsste er jedoch mindestens Gesamtvierter werden, um die restlichen, erforderlichen acht FIA-Punkte zu erhalten. Das ist aber so gut wie unmöglich, weil an den Wochenenden der Sonntag vom 19. August und 9. September die Formel-3- und Super-Formula-Termine kollidieren.

Vielleicht gibt es für Red Bull eine andere Lösung, und die heisst Lando Norris. Sollte der junge Engländer nicht den zweiten McLaren neben Sainz erhalten, sondern sollte der Belgier Stoffel Vandoorne bleiben dürfen, wäre Norris zu haben. Auf die berechtigte Frage „Wieso sollte McLaren das grosse Talent Norris ziehenlassen?“ haben wir eine passende Antwort: wegen James Key. McLaren hat den Toro-Rosso-Cheftechniker geangelt, und Red Bull machte klar – der Brite wird eine ganze Weile lang nicht für McLaren arbeiten dürfen. Vielleicht entsteht hier ein Tauschgeschäft: Key darf früher für seinen neuen Arbeitgeber ran, wenn McLaren im Gegenzug Norris zu Toro Rosso lässt. Bekanntlich ist in der Formel 1 nichts unmöglich.

Aussenseiter-Chancen bei McLaren hat Esteban Ocon. Der lange Franzose wird bei Force India überzählig, sofern Neubesitzer Lawrence Stroll seinen Sohn Lance in einen Renner aus Silverstone setzt und Sergio Pérez bleiben darf. Der Mexikaner wird auch mit Haas in Verbindung gebracht. Ocon ist zwar weiterhin Mercedes-Junior, aber es wäre durchaus im Interesse von Mercedes-Teamchef Toto Wolff, den vielversprechenden Ocon zwei Jahre lang bei McLaren reifen zu lassen.

Vor einem Jahr wurden vor dem Belgien-GP die Verträge von Kimi Räikkönen (ein Jahr) und Sebastian Vettel (drei Jahre) bestätigt. Längst ist die frühere Faustregel verloren gegangen, dass Ferrari seine Fahreraufstellung jeweils zum WM-Lauf in Monza hin verkündet.

Die derzeitige Form von Kimi Räikkönen drängt ein neues Abkommen auf. Damit wäre der Weg des jungen Monegassen Charles Leclerc in einen Ferrari verbaut. Die Italiener könnten sich für ein Cockpit bei Haas stark machen (für Romain Grosjean), Leclerc könnte auch eine zweite Saison bei Sauber bleiben.

So oder so: Es bleibt spannend in den kommenden Wochen.

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