Neues Rätsel Racing-Raritäten: Gold ohne Glanz
Aus dem Archiv unserer Partner der britischen Foto-Agentur LAT stellen wir bekanntlich jede Woche ein kleines Stück Motorsporthistorie vor. Das Vorgehen ist kinderleicht – sagen Sie uns, wer zu erkennen ist, wo und wann das Bild entstand (Beispiel: Jo Siffert, Monza, 1970) und gewinnen Sie mit etwas Glück einen kleinen Preis. Bitte Namen, Adresse, Geburtsjahr und Telefonnummer nicht vergessen. Schicken Sie Ihre Lösung an: mathias.brunner@speedweek.com. Einsendeschluss ist jeweils Sonntag der laufenden Woche, 24.00 Uhr.
Die richtige Lösung vom letzten Mal: Der Neuseeländer Bruce McLaren mit dem McLaren M5A-BRM am GP-Wochenende von Kanada 1967, gefahren wurde auf der Rennstrecke von Mosport. Eigentlich war McLaren damals auf Podestkurs, dann war ein längerer Boxenstopp fällig, weil die Batterie saftlos war. Letztlich wurde er Siebter. Vom Chassis M5A wurde nur ein Exemplar gebaut, das in Kanada 1967 debütierte.
Als Rarität haben wir ihn in diesem Auto ausgesucht, weil der McLaren in Rot unterwegs war und nicht in jenem Papaya-Orange, für welche die McLaren-Rennwagen später weltberühmt geworden sind. Teddy Mayer, Direktor von McLaren, war aufgefallen – im damaligen Schwarz-Weiss-Fernsehen fiel der rote Renner kaum auf. Er war davon überzeugt: Ein orangefarbenes Auto würde sich nicht nur im Startfeld für die Fans vor Ort markant abheben, sondern auch in der Flimmerkiste eher auffallen. Bruce McLaren liess sich überzeugen. Ab Südafrika 1968 sass Denny Hulme in einem orangen McLaren.
Auch in Sachen Motorisierung suchte McLaren nach dem richtigen Weg: Es begann mit V8-Triebwerken von Ford und Serenissima, anschliessend kam der BRM-V8 mit 2,1 Litern ins Heck, dann ein Dreiliter-V12, erst ab 1968 begann die langjährige und sehr erfolgreiche Kooperation mit Cosworth und dem von Ford finanzierten V8-Motor, der zum erfolgreichen Formel-1-Aggregat werden sollte.
Das Chassis wurde später an Jo Bonnier verkauft, der damit 1968 sieben WM-Läufe bestritt (Rang 6 in Italien). Sir Jack Brabham zerknautschte diesen Wagen beim Goodwood-Festival 1999 (nach einer Kollision mit Jackie Oliver), danach ist der M5A wieder im Originalzustand aufgebaut worden.
Der Neuseeländer Bruce McLaren sah das Leben als Herausforderung. Und er war bereit, dafür den höchsten Preis zu bezahlen. «Etwas gut zu machen, ist so erstrebenswert, dass es nicht töricht sein kann zu sterben, wenn man sich verbessern will. Es ist eine Vergeudung des Lebens, nichts aus seinen Fähigkeiten zu machen. Denn ich bin der Überzeugung: das Leben sollte nicht in Jahren bemessen werden, sondern in Errungenschaften.» Bruce McLaren sprach diese Worte bei der Beisetzung seines Freundes, des Rennfahrers Tim Mayer (der Bruder des späteren McLaren-Teamchefs Teddy Mayer). Im Juni 1970 hätten die Worte bei den Trauerfeierlichkeiten von Bruce McLaren selber nicht passender sein können.
Der Neuseeländer wäre heute 81 Jahre alt und sehr stolz darauf, dass mehr als 2000 Spezialisten seine Ideale teilen. Nicht übel für ein Team, das mit einer Handvoll Idealisten um Bruce McLaren begann. Ironischerweise entstand das «Team Bruce McLaren Motor Racing» aus dem Wunsch, für die Winter-Meisterschaft «Tasman Series» einen Formel-1-Renner umzubauen. Charles Cooper, für dessen Rennstall der damals 26jährige Bruce in der Königsklasse antrat, war jedoch der Ansicht, dass ein Formel-1-Renner aus dem eigenen Hause diese Aufgabe ohne grössere Umbauten meistern würde.
Das Veto des sturen Cooper zwang Bruce zum Alleingang und setzte somit den Grundstein einer unvergleichlichen Erfolgsgeschichte. Aus der historischen Perspektive war dies der entscheidende Auslöser, der auch die spätere Überlegenheit von McLaren begründet. Für Bruce war nur das Beste gut genug, und seine Nachfolger übernahmen diese Haltung, allen voran Ron Dennis.
Der Aufwand von McLaren zahlte sich aus, der Neuseeländer gewann die Tasman Series. Mit dem Erfolg kam der Wunsch nach einem Aufstieg in die Formel 1, und als dort 1966 ein neues Motoren-Reglement eingeführt wurde, stieg McLaren ein. Ab 1968 kamen die ersten Erfolge.
Lange konnte Bruce McLaren die Erfolge seines Rennstalls nicht geniessen: Am 2. Juni 1970 kam er bei einem CanAm-Test in Goodwood ums Leben, nachdem sich die Heckverkleidung des Rennwagens gelöst hatte.
McLarens Tod war eine Tragödie, welche die Rennsport-Welt weit über die Grenzen der Formel 1 hinaus erschütterte, so gross war Bruces Ansehen in der internationalen Szene. Dass sowohl das Formel-1- als auch das CanAm-Projekt weitergeführt werden konnten, zeigt, wie weitsichtig Bruce die Geschicke seines Teams geplant hatte. Auch das IndyCar-Projekt wurde fortgesetzt.
McLarens Wegbegleiter sagten der Belegschaft nach der Hiobsbotschaft aus Goodwood, sie können am folgenden Tag zuhause bleiben. Alle erschienen zur Arbeit. Weil Bruce McLaren nichts Anderes getan hätte.
Auch in der Formel 1 ging die Erfolgsgeschichte weiter: 1973 trat McLaren mit dem von Gordon Coppuck entworfenen M23 an. Emerson Fittipaldi und James Hunt holten damit 1974 und 1976 die ersten beiden WM-Titel für McLaren.
Ende der 70er-Jahre folgte die zweite Krise, die Erfolge wurden spärlicher und die Sponsoren nervös. Schliesslich vermittelte Titelsponsor Marlboro zwischen McLaren und Ron Dennis, der erfolgreich in verschiedenen Nachwuchsformeln unterwegs gewesen war.
Der erste Sieg des neu organisierten Unternehmens, das nun unter dem Namen «McLaren International» auftrat, feierte McLaren 1981 beim Grossbritannien-GP in Silverstone. Später durfte das neue Bündnis mit Niki Lauda (1984), Alain Prost (1985, 1986 und 1989), Ayrton Senna (1988, 1990 und 1991), Mika Häkkinen (1998 und 1999) und zuletzt 2008 mit Lewis Hamilton den Fahrer-Weltmeistertitel feiern.
Danach begann eine weitere Krise, aus welcher sich der Rennstall bis heute nicht erholt hat. Der letzte McLaren-Sieg geht auf Ende 2012 zurück (Jenson Button in Brasilien), die Ehe mit Honda war eine Katastrophe.
GP-Sieger ohne es zu wissen
1968 gewann der heutige Traditionsrennstall McLaren in Spa-Francorchamps seinen ersten Grand Prix. Das Kuriose dabei: Sieger Bruce McLaren hatte von seinem Triumph keinen Schimmer!
Zwei Jahre lang schon setzte Bruce McLaren in der Formel 1 Autos mit eigenem Namen ein, doch die Rennwagen wurden von Kinderkrankheiten geplagt – 1966 und 1967 wurde er jeweils WM-14. 1968 sollte alles besser werden.
Das neue Modell M7A (nach einem Entwurf von Robin Herd, ausgeführt von dessen Nachfolger Gordon Coppuck) wurde im Frühling präsentiert und debütierte am 17. März beim nicht zur WM zählenden Formel-1-Rennen in Brands Hatch, dem Race of Champions: die Wagen in Papaya-Orange von Bruce McLaren und Denny Hulme schlugen ein wie der Blitz – Bruce gewann von Pole aus.
Tyler Alexander, langjähriger Wegbegleiter von Bruce McLaren, im Januar 2016 verstorben, erinnerte sich: «Ich weiss nicht mehr, was wir nach dem Lauf in Brands an den Autos machten, aber es muss aufwändig gewesen sein. Ich weiss jedenfalls noch, dass ich bei der Fahrt zum folgenden Rennen in Silverstone, der BRDC International Trophy, seelig im Rennwagen schlief, während der Lastwagen mit der kostbaren Fracht Richtung Northamptonshire rumpelte.» In Silverstone lief es noch besser: Doppelsieg, Denny Hulme vor Bruce McLaren.
Zeitsprung nach Spa-Francorchamps, dritter Lauf zur Formel-1-WM 1968. Tyler Alexander: «Denny fuhr stark, dann aber gab es Probleme mit der Halbwelle. Bruce war solide unterwegs, vor allem aber lief sein Wagen standfest, und so fand er sich kurz vor Schluss auf Rang 2 wieder. Zu Beginn der letzten Runde dann helle Aufregung – Leader Jackie Stewart brachte seinen Matra für ein paar Liter Sprit an die Box. Ich zeigte bei McLaren damals die Tafeln. In der Runde zuvor hatte Bruce den Mexikaner Pedro Rodríguez im Nacken. Mir blieb keine Zeit, um Bruce ein «P1» für Platz 1 auf die Tafel zu stecken, da kam er auch schon angebraust. Ich zeigte ihm mit dem Finger auf die Strecke, keine Ahnung, wieso ich das machte, aber mir fiel nichts Besseres ein. Als Bruce über die Ziellinie fuhr, hatte er mit andere Worten nicht den geringsten Schimmer, dass er in Führung lag.»
Bruce McLaren erinnerte sich später in seiner internationalen Kolumne (geschrieben von einem anderen Wegbegleiter, dem Journalisten Eoin Young) an diesen Moment: «Ich zischte über die Linie, dabei winkte ich dem Mann mit der karierten Flagge kurz zu. Dann fuhr ich hinten an der Box durch, um den Wagen beim Renntransporter zu parken. Ich dachte: Rang 2, gar nicht so übel. Vor allem nicht, weil ich in Spanien ausgefallen war und mir in Monaco einen Dreher geleistet hatte. Hinter unserer Box waren so viele Leute, dass ich nicht mehr weiterkam. Ich wunderte mich ein wenig um den Rummel.»
«Der erste Mann, der an meinem Wagen war – Cyril Atkins, ein BRM-Mechaniker. Er faselte etwas von Boxenstopp und Stewart und seinem Piloten Rodríguez, und er seufzte: „Was für ein Finale!“ Als er mein reichlich ratloses Gesicht sah, dämmerte ihm langsam etwas. „Du bist die Nummer 1», grinste er. Ich dachte nur – wovon spricht der Kerl? Ich fahre doch mit Startnummer 5. Da brüllte Atkins: „Du hast gewonnen! Weisst du das denn nicht?” Ich hatte es wirklich nicht gewusst, und selten habe ich süssere Wort vernommen.»
Das neue Bild haben wir als Beweis ausgesucht für: Es gab auch Schwarz und Gold in der Formel 1 zwischen den wundervollen Lotus in Farben von John Player Special und dem heutigen Haas-Renner. Leider konnte dieser Fahrer aber trotz Gold wenig glänzen.
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Viel Spass beim Rätseln und viel Glück!