Toto Wolff über Mercedes 2020: Bottas oder Ocon
Toto Wolff und Valtteri Bottas
Wer fährt 2020 an der Seite von Weltmeister Lewis Hamilton? Mercedes-Teamchef Toto Wolff hat in Ungarn bestätigt, dass nur noch zwei Piloten für das Cockpit in Frage kommen – der bisherige Pilot Valtteri Bottas oder Mercedes-Zögling Esteban Ocon.
Der Wiener sagt: «Es ist eine Entscheidung zwischen diesen beiden. Wir diskutieren Team-intern schon länger darüber. Ich ringe mit mir selber, was wohl das Richtige für das Team und die Fahrer ist. Wenn wir nur einen der beiden hätten, dann wäre es gar keine Frage, den Vertrag zu verlängern.»
«Beide verdienen das Cockpit. Esteban, weil er harte Situationen durchgemacht hat und sicher die Motivation, die Energie und das Talent hat, um in einem Mercedes zu sitzen. Auf der anderen Seite hat Valtteri die Erfahrung. Er hat schon bewiesen, wie schnell er ist. Er ist eine enorme Hilfe dabei, das Team gemeinsam mit Lewis zu entwickeln. Es gibt viele Argumente dafür und dagegen.»
«Letztlich haben wir entschieden, darüber nicht weiter nachzudenken und Budapest erstmal verstreichen zu lassen. Danach stecken wir im Sommer unsere Köpfe zusammen und entscheiden, was das Beste für das Team ist und das Beste für die beiden. Denn wir kümmern uns um beide.»
Am Hungaroring kursierte, was schon vor einem Jahr als beschlossene Sache galt – dass der junge Ocon bei Renault untergebracht werden könnte. Damals gab es ein Handschlagabkommen zwischen Wolff und Renault-Teamchef Cyril Abiteboul. Dann erhielt der Franzose die Gelegenheit, Daniel Ricciardo zu verpflichten, griff sofort zu, und weg war die Chance für Ocon. Könnte es dennoch zu einem Bündnis zwischen Wolff und Abiteboul kommen?
Wolff weiter: «Ich mag Cyril. Aber wenn er ein Gentleman mit Handschlagqualität werden will, muss er erst wieder zu einem Gentleman werden. Wir sehen uns alle Optionen an. Esteban ist ein Thema, weil er einer der vielversprechendsten jungen Fahrer ist. Er verdient es, in der Formel 1 zu fahren. Wir sehen das auch am Interesse, das für nächstes Jahr an ihm besteht.»
«Wie wir alle wissen, war es im Vorjahr eine sehr unglückliche Situation, dass er zwischen den Stühlen gelandet ist. Er hätte sich zwei Cockpits aussuchen können, und am Ende hatte er keins mehr. Wenn wir uns für Valtteri entscheiden, bedeutet das auch, dass jemand anderer Esteban weiterentwickeln würde und wir ein bis zwei Jahre keinen Zugriff auf ihn hätten. Das sind die Konsequenzen dieser Entscheidung. Ich bin sehr optimistisch, dass wir ihn nächstes Jahr in einem Formel-1-Auto sehen werden.»
In Hockenheim schied Bottas wegen eines Drehers aus, in Ungarn verlor er beim Start gleich einen Platz an Hamilton und dann Teile seines Frontflügels an Charles Leclerc. Es war die zweite verpatzte Vorstellung des Finnen in Folge. Da drängt sich die Frage auf: Wie stark beeinflusst diese Leistungen die Entscheidung über die Weiterverpflichtung von Bottas? Toto Wolff: «Wir werden unsere Entscheidung sicher nicht von einem schlechten Tag abhängig machen. Wir müssen alle Daten ansehen, wir müssen eine Menge Faktoren in Betracht ziehen, Faktoren, die für ihn oder gegen ihn sprechen. Es ist falsch, jetzt eine Diskussion über seine Zukunft bei uns zu führen. Er hat diesem Team viel gebracht, und wir werden das hinter verschlossenen Türen diskutieren.»