Formel 1: Die Wahrheit über Max Verstappen

Austin: Sieg für Bottas und Titel für Lewis Hamilton!

Von Vanessa Georgoulas
Guter Start, perfektes Ende: Valtteri Bottas startete von Position 1 und kam als Erster über die Ziellinie

Guter Start, perfektes Ende: Valtteri Bottas startete von Position 1 und kam als Erster über die Ziellinie

Polesetter Valtteri Bottas erkämpfte sich im Rennen von Austin den Sieg, während sein Teamkollege Lewis Hamilton den Titel feiern durfte. Sebastian Vettel erlebte ein Rennen zum Vergessen.

Die ersten drei Startreihen zum drittletzten WM-Lauf der Saison in Austin liess die Fans und Experten einen spannenden Start erwarten. Denn neben Polesetter Valtteri Bottas durfte sich Ferrari-Routinier Sebastian Vettel einreihen, dahinter lauerten Max Verstappen und Charles Leclerc auf ihre Chance, vor WM-Leader Lewis Hamilton und Alex Albon. Carlos Sainz, Lando Norris, Daniel Ricciardo und Pierre Gasly komplettierten die Top-10 der Startaufstellung.

Auch die Strategen erwarteten den Rennstart mit Spannung, denn zum Rennsonntag wurden die GP-Stars von deutlich freundlicheren Temperaturen begrüsst als in den Vortagen: Die Lufttemperatur betrug 21 Grad Celsius, der Asphalt war 28 Grad heiss, als sich die GP-Stars in der Startaufstellung einreihten.

Red Bull-Motorsportberater Dr. Helmut Marko gab sich im ORF-Live-Interview vor dem Start noch zuversichtlich. Der Grazer erklärte: «Für den Sieg von Max bei seinem 100. GP-Einsatz spricht, dass wir ein schnelles Auto haben und er in allen Sessions immer vorne dabei war. Die Ausgangslage mit den mittelharten Reifen zum Start ist auch gut. Nun müssen wir schauen, ob wir lieber einmal oder zweimal stoppen und dass wir dann auch die richtigen Reifen montieren.»

Bittere Pille für Sebastian Vettel

Doch zunächst mussten die Spitzenreiter unversehrt durch die erste Kurve kommen. Entsprechend gespannt konzentrierte sich alles auf das vordere Ende der Startaufstellung, als die Lichter der Startampel ausgingen. Polesetter Bottas kam gut weg, doch Vettel erwischte einen schlechteren Start, sodass Verstappen gleich die zweite Position übernehmen konnte.

Für den vierfachen Champion kam es noch schlimmer, bald schon kam auch sein Teamkollege Leclerc vorbei, genauso wie Norris und Ricciardo. Der Deutsche funkte an die Ferrari-Box: «Ich habe einen Schaden am Auto, auch wenn ich nicht weiss, woher der kommen soll. Aber ich habe unglaublich starkes Untersteuern.»

Auch für Alex Albon verlief der Start nicht nach Wunsch, der Red Bull Racing-Star geriet auf den ersten Metern mit Sainz aneinander und musste daraufhin die Box ansteuern, was ihn weit zurückwarf. Die Regelhüter kündigten eine genauere Untersuchung dieser Szene an, verzichteten letztlich aber auf eine Strafe. Währenddessen fiel Vettel immer weiter zurück. An der Ferrari-Boxenmauer sah man immer mehr ratlose und verzweifelte Mienen, denn das starke Untersteuern konnten sich die schlauen Köpfe der Scuderia nicht erklären.

Leclerc wurde derweil informiert, dass man sich bei der Strategie auf Plan B geeinigt habe und er dazu die Lücke zum vor ihm fahrenden Hamilton schliessen müsse. «Gut möglich, dass sie sich für eine 2-Stopp-Strategie entscheiden», kommentierte GP-Veteran und Sky Sports F1-Experte Martin Brundle. «Denn das, was sie jetzt machen, funktioniert nicht, sie verlieren eine Sekunde pro Runde.»

In Runde 8 brach Vettel in der neunten Kurve seine Hinterradaufhängung und damit viele Tifosi-Herzen, denn das Rennen war für den Heppenheimer damit gelaufen. «Ich weiss nicht, was passiert ist, die Aufhängung ist komplett zu Bruch gegangen», funkte Vettel, während Ricciardo sich in der zwölften Kurve am Norris vorbei bremste und damit die fünfte Position hinter Leclerc übernahm.

Langsamer Stopp von Charles Leclerc

Auch WM-Leader Hamilton war auf dem Vormarsch, er verkürzte seinen Rückstand auf den vor ihm fahrenden Verstappen auf 1,1 sec, während sein Teamkollege das Rennen von der Spitze aus kontrollierte. Nach vorne arbeitete sich überdies der aus der Boxengasse gestartete Mexikaner Sergio Pérez, der in Runde 12 an Antonio Giovinazzis Alfa Romeo vorbeizog und damit die 14. Position übernahm.

Besser als dem Italiener erging es seinem Teamkollegen Kimi Räikkönen, der einen starken Start erwischt und gleich auf den ersten Umläufen sechs Positionen gewonnen hatte. Der Vorjahressieger, der auf den weichen Reifen gestartet war, hatte sich bis zur zwölften Runde bis auf den neunten Platz vorgearbeitet.

In Runde 14 bog Verstappen an die Box ab, um sich frische Reifen der harten Mischung zu besorgen. Dabei fiel er bis auf den 4. Platz zurück. Einen Umlauf später reagierte Bottas, der es dem Niederländer gleichtat und vor dem Red Bull Racing-Piloten wieder auf die Strecke kam. An der Spitze führte nun Hamilton das Rennen vor Leclerc an, allerdings hatten beide noch nicht den Pflicht-Boxenstopp absolviert.

Bottas nutzte den Vorteil der neueren Reifen und machte zwei Umläufe später kurzen Prozess mit dem Ferrari-Talent vor ihm, und auch Verstappen zog noch in der gleichen Runde am Monegassen vorbei. In Runde 21 bog Leclerc an die Box ab, musste sich aber ganze 7,7 Sekunden gedulden, bevor er wieder losfahren durfte, weil es hinten links klemmte. Der 22-Jährige fiel auf den sechsten Platz zurück, kämpfte sich aber einen Umlauf später schon wieder an Pérez und Hülkenberg vorbei, die beide auf deutlich älteren Reifen unterwegs waren.

In Runde 24 machte sich das Mercedes-Team für den Stopp von Hamilton bereit, doch der Brite meinte kurz angebunden: «Ich will noch länger draussen bleiben.» Das tat der Silberpfeil-Pilot auch, bevor er einen Umlauf später dann doch frische harte Reifen holte. Bei ihm lief alles reibungslos, sodass seine Standzeit nur 2,4 sec betrug.

Aufholjagd von Bottas und Verstappen

Während Bottas an der Spitze wieder die Führung vor Verstappen und Hamilton übernahm, stellte sich ein sichtlich enttäuschter Vettel den Fragen der TV-Journalisten. «Ich hatte keinen keinen Kontakt, aber wirklich schlechten Grip, deshalb hatte ich Mühe, die Reifen zum Arbeiten zu bringen», berichtete er. «Das Gefühl für das Auto war von Anfang an schlecht und es dauerte ein paar Runden, um die Reifen auf Betriebstemperatur zu bringen. Ich war gerade dabei, einen Rhythmus zu finden, als die Aufhängung zu Bruch ging. Wir wissen nicht, ob das an den Bodenwellen oder Randsteinen lag, wir hatten ja das ganze Wochenende hindurch keine Probleme damit.»

Auf der Piste erkundigte sich Hamilton bei seinem Renningenieur über seine Siegchancen, und als Antwort erhielt er die Abstände zu den Hauptgegnern Verstappen (16 sec) und Bottas (21 sec) mitgeteilt, mit der Bemerkung, dass beide Gegner noch einmal an die Box abbiegen müssen. Tatsächlich beschwerte sich der Leader kurz darauf darüber, dass seine Vorderreifen langsam einbrachen.

Auch weiter hinten blieb es spannend, während Stroll – der mit einem Frontflügelschaden unterwegs war – an die Box abbog, arbeitete sich dessen Racing-Point-Teamkollege Sergio Pérez auf der Piste an Kvyat vorbei. Der Mexikaner, der durch seinen Boxenstopp zurückgefallen war, übernahm damit die elfte Position.

In Runde 33 wurde Kubicas Williams in die Box geschoben, der Pole musste das Rennen aufgeben, während Sainz bei einem wilden Ritt über die Randsteine ausgangs der Kurve 9 dafür sorgte, dass etwas von seinem McLaren absplitterte.

Zwei Umläufe später holte sich Verstappen frische Mediums an der Box ab, danach fehlten dem Red Bull Racing-Star etwas mehr als 15 Sekunden auf Hamilton. Auch Leader Bottas ging noch einmal an die Box, womit der vom fünften Platz gestartete Hamilton die Führung übernahm. In den folgenden Runden versuchten sowohl Bottas als auch Verstappen auf den Spitzenreiter aufzuholen, wobei Bottas mit 1:36,957 min einen neuen Rundenrekord aufstellte.

Lewis Hamilton holt die Titelkrone

«Ich weiss nicht, wie lange meine Reifen noch halten», maulte Hamilton in Runde 41 über Boxenfunk, während Albon zum dritten Boxenstopp abbog und sich für den Schlussspurt die weichen Reifen aufziehen liess. «Hat irgendein anderer Fahrer diese Reifen so lange am Leben halten können?», erkundigte sich Hamilton derweil. «Wir machen uns Sorgen, dass diese Reifen nicht halten werden bis zum Rennende, wir können immer noch einen Stopp einlegen und um den zweiten Platz kämpfen», lautete die Antwort von der Boxenmauer.

Hülkenberg kämpfte sich in der 44. Runde an Räikkönen vorbei auf Position 11 und der Iceman ärgerte sich: «Er fuhr neben die Strecke und hatte dadurch einen Vorteil». Kurz darauf wurde der Deutsche denn auch von seinem Team angewiesen, dem Finnen die Position zurückzugeben, was er auch murrend tat.

Leclerc, der sich kurz zuvor über die schnellste Rennrunde informiert hatte, stellte mit 1:36,169 min einen neuen Rekord auf. Von der Spitze trennten ihn bereits 50 Sekunden. Auch in den letzten zehn Rennrunden kamen die Fans am Circuit of the Americas auf ihre Kosten, so überholte Albon etwa Ricciardo und Verstappen holte auf das Mercedes-Duo vor ihm auf, während auch Bottas alles daran setzte, um in den Windschatten seines Teamkollegen zu kommen. Norris schnappte sich in Runde 50 von 56 noch die achte Position von Gasly, während Bottas die Lücke zur Spitze auf unter eine Sekunde drückte.

Auch fünf Runden vor dem Ende lag Hamilton noch in Führung, doch nun lag sein Teamkollege ihm im Nacken. In Runde 52 musste sich der Weltmeister allerdings auf der Gegengeraden geschlagen geben. Durch das teaminterne Duell konnte auch Verstappen näher an die beiden Silberpfeile heranrücken. Er setzte in der Folge alles daran, um auf den 83-fachen GP-Sieger aufzuholen. Und er forderte über Boxenfunk maximale Power, was er auch bekam. Aber in der zweitletzten Rennrunde setzte Magnussen seinen Haas-Renner ins Kies, weshalb im zweiten Sektor die gelben Flaggen geschwenkt wurden. Damit war eine Überholmöglichkeit auf der Gegengeraden dahin.

Am Ende durfte sich Bottas über den Sieg und Hamilton über Platz 2 und den sechsten WM-Titelgewinn freuen. Verstappen komplettierte das Podest. Dahinter reihten sich Leclerc, Albon, Ricciardo, Norris, Sainz, Hülkenberg und Kvyat auf den weiteren Top-10-Positionen ein. Pérez, Räikkönen, Stroll, Giovinazzi, Grosjean, Gasly und Russell komplettierten die Zeitenliste.

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