Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Vor Australien-GP: Mercedes muss Auto umbauen

Von Mathias Brunner
Der 2020er Mercedes, hier mit Valtteri Bottas

Der 2020er Mercedes, hier mit Valtteri Bottas

​Die Stimmung zwischen den Teams ist vergiftet. Das FIA-Urteil in Sachen Ferrari, der Mercedes-Lenkungstrick namens DAS, die Mercedes-Kopie von Racing Point. Nun gibt’s dicke Luft wegen Post von der FIA.

Als hätte die Königsklasse mit dem unberechenbaren Verlauf des Coronavirus nicht schon genug am Hals: Die Stimmung zwischen den zehn Formel-1-Rennställen ist vergiftet, und dabei haben wir noch nicht mal ein Rennwochenende hinter uns. Vier Aufreger erzeugen im Fahrerlager heisse Köpfe.

Aufreger Nummer 1. Sieben Rennställe haben energisch gegen die FIA protestiert. Sie finden es nicht akzeptabel, dass eine Untersuchung des 1,6-Liter-V6-Motors von Ferrari mit etwas endete, das der Volksmund als Kuhhandel bezeichnet. Die Italiener stehen unter dem Verdacht, einen Weg um die Benzinfluss-Regel herum gefunden zu haben. Nur so konnte sich die Konkurrenz erklären, wieso der Ferrari-Motor teilweise so stark war.

Überraschung dann zum Schluss der Wintertests in Spanien: Die FIA hat sich mit den Italienern privat geeinigt. Der Autoverband bestätigt den Verdacht, ist aber nicht überzeugt, dass Ferrari eine Schuld nachgewiesen werden kann. Die Ferrari-Gegner finden es höchst fragwürdig, wieso die FIA-Untersuchung nun eingestellt worden ist und verlangen Transparenz.

Red Bull-Rennberater Dr. Helmut Marko im SPEEDWEEK.com-Interview: «Wir wollen zuerst einmal im Detail wissen: 'Was ist bei Ferrari festgestellt worden?' Es ist ja deutlich zum Ausdruck gekommen, dass Unregelmässigkeiten festgestellt wurden. Erst wenn wir diese Informationen haben, können wir über weitere Schritte beraten. Die sieben Teams sind der Ansicht, die FIA ist verpflichtet, den Inhalt der Vereinbarung mit Ferrari kundzutun – im Sinne des Sports. Sobald wir diese Antwort haben, geht die Geschichte weiter.»

Aufreger Nummer 2: Der geniale Lenkungs-Trick von Mercedes namens DAS (dual axis steering). Weltmeister Mercedes packte am zweiten Testtag ein neues Lenksystem aus, mit dem die Spur der Vorderräder verändert werden kann, indem der Fahrer das Lenkrad zu sich zieht oder von sich weg drückt. Mit Spurveränderungen kann die Temperatur der Vorderreifen besser gesteuert werden.

Die FIA hat dem System grünes Licht gegeben, die Gegner weisen auf ein Reglement hin, das vieldeutig bleibt. Der Blick ins 2020er offenbart, dass nicht genau festgehalten wird, was der Fahrer mit der Lenkung machen darf. Vorgegeben ist einzig, dass der Fahrer die volle Kontrolle über die Lenkung haben muss, mit der die Position der Vorderräder gesteuert wird. Solange das System also mechanisch funktioniert, ist es legal. Ob Mercedes in Australien DAS verwendet und Gegner in Form eines Protests dagegen vorgehen, ist offen, aber nicht auszuschliessen.

Aufreger Nummer 3: Die Mercedes-Kopie von Racing Point. Deren Technikchef Andy Green kann die ganze Aufregung nicht ganz verstehen. «Wir haben uns dazu entschlossen, unser bis 2019 verwendetes Fahrzeugkonzept nicht weiter zu verfolgen. Wir haben nur ein Jahr, bevor 2021 ohnehin eine neue Modellgeneration kommt. Also gingen wir das Risiko ein, sich beim Design am besten Auto zu orientieren. Das ist nur logisch. Wenn andere Teams diesen Weg nicht gehen, sind sie selber Schuld.» Aus FIA-Kreisen ist zu vernehmen: Alles geht hier mit rechten Dingen zu.

Aufreger Nummer 4: Die Bremsbelüftung. Es gehört zum normalen Vorgehen in der Königsklasse, dass sich die Rennställe sehr genau ansehen, was die Konkurrenz technisch alles treibt. Es folgen Anfragen an die FIA, ob das in Ordnung sei. Im Visier von Red Bull Racing sind die Bremsbelüftungen an der Hinterachse einiger Autos, darunter den Fahrzeugen von Weltmeister Mercedes und Racing Point. Solch einen Vorstoss gab es schon 2019 – von Ferrari gegen den Mercedes W10.

Mercedes nutzte hier eine Ungenauigkeit im Reglement, die zwar den Buchstaben des Gesetzes nicht verletzt, wohl aber den Geist. Auf diese Weise ist es möglich, einen zusätzlichen Luftschacht zu gewinnen, mit welchem Bremse und Felgen besser gekühlt werden können. Das kann zur Vorteilen beim Umgang mit den Reifen führen.

Also hat die FIA jetzt nachgelegt und mit der technischen Direktive TD 014/20 klarer beschrieben, dass sich in der besagten Zone keine Luftschächte befinden dürfen. Diese Direktive gilt bereits fürs kommende Wochenende in Australien. Gemäss Reglement ist es erlaubt, bei den ersten Rennen mit einer Notlösung anzutreten (der Schacht bleibt, wird aber verschlossen). Danach müssen Belüftung und Radträger dem präzisierten Reglement angepasst werden.

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