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Irre Startnummern in der Formel 1: Von 0 auf 208

Von Mathias Brunner
​Die Italienerin Lella Lombardi wäre am 26. März 79 Jahre alt geworden. Zwei ihrer Rekorde im GP-Sport: Sie hat als einzige Frau in der Formel-1-WM gepunktet, und sie trat mit der höchsten Startnummer an.

Lella Lombardi bleibt unvergessen. Die Piemonteserin wäre an diesem 26. März 79 Jahre alt geworden, aber das Schicksal wollte es anders – sie fiel am 3. März 1992 in Mailand dem Krebs zum Opfer. In der Formel 1 haben zwei Rekorde Bestand, welche Lombardi in der Königsklasse aufgestellt hat. Sie ist die einzige Frau, die im Rahmen eines Formel-1-WM-Laufs punkten konnte (als Sechstplatzierte im abgebrochenen Spanien-GP 1975), und niemand ist in der Formel 1 mit einer höheren Startnummer angetreten, mit der 208.

Die Formel-1-Piloten können heute ihre Startnummer frei wählen und behalten sie auf Jahre. Ist eine Nummer nicht in Gebrauch, weil ein Fahrer seinen Platz im Startfeld verloren hat, darf sie zwei Jahre lang nicht von einem anderen Piloten verwendet werden.

Formel-1-Piloten ist ihre Startnummer wichtig: Lewis Hamilton schwört auf seine 44, die er schon Jahre vor seinen Formel-1-Titeln auf dem Kart trug. Dafür verzichtet er sogar auf die 1 des Weltmeisters. Sebastian Vettel könnte sich nicht vorstellen, ohne seine 5 zu fahren, so wie das früher Nigel Mansell auf seinem Williams getan hat. In England wurde der löwenmutige Mansell von einigen Fans deswegen sogar «red five» genannt.

Rund um die Startnummern in der Formel 1 gibt es verblüffende, drollige, merkwürdige Geschichten, aus welchen wir für Sie einige herausgegriffen haben.

«Bella Lella» Lombardi trat also 1974 in Brands Hatch (England) mit der Nummer 208 an – wegen ihres Sponsors Radio Luxemburg, der auf 208 mHz sendete. Die 208 ist damit die höchste in der Formel-1-WM verwendete Startnummer. Dieser Rekord wird auch bleiben, weil der Autosport-Weltverband verfügt hat: Keine Startnummer über 99.

Aber Lella konnte sich damals nicht fürs Rennen qualifizieren. Höchste Startnummer daher, die in einem Formel-1-WM-Lauf verwendet wurde – die 136 von Rudolf Krause (BMW) auf dem Nürburgring 1952.

Alberto Ascari trat zum Grossen Preis von Deutschland 1952 mit der Nummer 101 an und gewann. Es gibt unter den Formel-1-Siegern niemanden, der mit einer höheren Nummer triumphiert hat.

Von den Nummern im dreistelligen Bereich hinunter zur Null: Bei Williams wurde Ende 1992 Weltmeister Nigel Mansell durch Alain Prost ersetzt, der Engländer haute enttäuscht in die IndyCar-Serie nach Nordamerika ab. Üblicherweise erhält ja der Weltmeister für die folgende Saison die Nummer 1, sein Stallgefährte die Nummer 2. Ohne Champion gab man Williams für die Saison 1993 die 0 (Damon Hill) und die 2 (Alain Prost). Für 1994 passierte das Gleiche: Prost ging in Rente, Senna kam ins Team, worauf Hill wieder die 0 erhielt und Senna die 2.

Es war aber nicht das erste Mal, dass ein Pilot in der Formel-1-WM mit der 0 in ein Rennen ging: diese Zahl trug 1973 auch der McLaren des Südafrikaners Jody Scheckter (erstmals in Kanada).

Mit der Unglückszahl 13 versuchten sich in der Formel-1-WM nur drei Fahrer: der Mexikaner Moisés Solana (1963 beim Heimrennen in Mexico-City, Ausfall mit seinem BRM), die Renn-Amazone Divina Galica (beim britischen Grand Prix 1976, nicht qualifiziert), dann ab 2014 der Venezolaner Pastor Maldonado.

Übrigens ist die 13 nicht in allen Ländern ein Unglücks-Bote. In Italien beispielsweise trifft das eher auf die 17 zu, worauf einige Piloten aus diesem Land die ihnen zugeteilte Nummer mit ihrem Stallgefährten wechselten.

Alberto Ascari also wäre nie im Leben mit der 17 angetreten. Der Italiener war zeitlebens von Selbstzweifeln zerfressen, die in einem bisweilen absurden Aberglauben gipfelten. Sein langjähriger Freund Gigi Villoresi erzählte: «Wenn wir unterwegs waren, und eine schwarze Katze kreuzte die Strasse, dann kehrte Alberto auf der Stelle um. Nie im Leben hätte er diese Strasse weiter befahren. Das ist mir an seiner Seite einige Male passiert. Er hat seine Meinung nur dann geändert, wenn von links eine zweite schwarze Katze gekommen wäre. Aber mal ehrlich: Wie gross ist die Chance, dass so etwas passiert? Also fuhren wir halt Umwege.»

Ascari, am Rennlenkrad todesmutig, war als Fussgänger ein Hasenfuss: Vor dem Überqueren einer Strasse guckte er nach links, nach rechts, dann nochmals nach links, erneut nach rechts. Übervorsichtiger geht es nicht.

Ascari war auch ein Zahlenfetischist. An Tagen mit Zahlen, die einen Bezug zum Todestag seines Vaters hatten, trat er bisweilen nicht zu Rennen an. Umso erstaunlicher, dass er in Monza den Wagen von Castellotti übernehmen und testen wollte.

Die genauen Umstände von Alberto Ascaris Todesfahrt wurden nie geklärt. Völlig ungewöhnlich für den abergläubischen Ascari hatte er sich beim Sportwagentest von Eugenio Castellotti in Monza dessen Helm ausgeliehen und um den Wagen gebeten. Seine einleuchtende Erklärung: «Wenn man vom Pferd fällt, dann ist es am besten, wenn man gleich wieder aufsitzt.»

Bis heute hält sich die Legende, dass Ascari in der Curva Vialone einem Mann ausweichen wollte, der unerlaubt die Bahn kreuzte. In Italien ist heute noch davon die Rede, dass jener Mann das auf dem Totenbett einem Pfarrer gebeichtet haben soll – er sei der Grund für den tödlichen Unfall gewesen. Alles Hörensagen. So wie jene Version, wonach der angebliche Unfallverursacher derart von Schuldgefühlen geplagt worden sei, dass er im Irrenhaus landete.

Zurück zu den Startnummern: In den ersten Jahren der Formel-1-WM erhielt der Weltmeister in der folgenden Saison nicht die 1 für den Champion, die Nummern variierten sogar von Rennen zu Rennen.

Der letzte Weltmeister, der vor Lewis Hamilton ohne die 1 in die neue Saison ging: Emerson Fittipaldi beim Argentinien-GP 1973, wo er kurioserweise die Startnummer 2 trug. Den Rest der Saison dann prangte die 1 auf seinem John Player Special-Lotus.

Fittipaldi war es auch, der als erster Fahrer überhaupt die 1 des Weltmeisters die ganze Saison lang trug – das war 1975, bei McLaren.

Kurios: Zuvor war der Brasilianer in der Formel-1-WM viermal mit der 1 ausgerückt, aber da war er noch gar nicht Weltmeister ...

Beim Grossen Preis von Spanien 1999 kamen die Fahrer mit den Startnummern 1, 2, 3 und 4 auf den Rängen 1, 2, 3 und 4 ins Ziel: Es waren Mika Häkkinen, David Coulthard (beide McLaren), Michael Schumacher und Eddie Irvine (beide Ferrari).

Es geht noch verrückter: Zum Grossen Preis von Australien 2000 trugen die Autos der ersten sieben Fahrzeuge auf der Startaufstellung die Nummern 1 bis 7 – Mika Häkkinen, David Coulthard (beide McLaren), Michael Schumacher, Rubens Barrichello (beide Ferrari), Heinz-Harald Frentzen, Jarno Trulli (beide Jordan) sowie Eddie Irvine (Jaguar).

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