MotoGP: VR46-Team ist nicht einverstanden

Mattia Binotto (Ferrari): «Gefragt ist Flexibilität»

Von Mathias Brunner
Ferrari-Teamchef Mattia Binotto

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto

​Ferrari-Teamchef Mattia Binotto sagt zur Situation der Formel 1: «In solchen Zeiten müssen wir für alle Vorschläge offen sein, jetzt ist Flexibilität gefragt.» Der Italiener spricht auch über den Budgetdeckel.

Auch Ferrari-Teamchef Mattia Binotto hat noch nie eine solche Situation erlebt: In einem grossen Teil von Europa haben wir schönstes Frühlingswetter, aber die Menschen bleiben zuhause, um die Verbreitung des Virus SARS-CoV-2 zu hemmen. Weltweit sind sind 84.000 Menschen der Lungenkrankeit Covid-19 zum Opfer gefallen, die Bilanz in Binottos Heimat Italien ist besonders erschütternd – mehr als 17.000 Tote.

Die Formel 1 sollte inzwischen die ersten drei Rennen hinter sich haben (Australien, Bahrain und Vietnam), am 19. April hätte Lauf 4 in China folgen sollen. Die Realität sieht so aus, dass ein Rennen nach dem anderen «verschoben» wird. Die Anführungszeichen sind absichtlich gewählt, denn jedem muss klar sein, dass wir 2020 vielleicht überhaupt keines davon sehen werden, wie Carmelo Ezpeleta, Chef von MotoGP-Promoter Dorna, im Interview mit SPEEDWEEK.com erklärt hatte.

Binotto versucht, gute Miene zur bösen Lage zu machen, schliesslich kann er schlecht Formel-1-CEO Chase Carey widersprechen, der bislang die Situation in Zuckerwatte gepackt hat. Carey hatte erklärt, dass verschiedene Szenarien erwogen würden, wie man Rennen nachholen könnte. Der US-Amerikaner hat bislang nicht gewagt zu sagen, was Ezpeleta schonungslos thematisiert. «Es würde mich überraschen, wenn es möglich wäre, in diesem Jahr überhaupt Motorsport-Rennen zu veranstalten.»

Denn es zeichnet sich ab: Die Versammlungsverbote, Abstandsregeln (1 bis 2 Meter) sowie die Flug- und Reiseverbote werden den Motorsport 2020 aller Voraussicht nach verhindern. Dazu muss sich jeder Veranstalter bewusst sein, dass er keine leichtsinnige Gesundheitsgefährdung riskieren darf. Denn es existiert das strafrechtlich relevante Delikt der «fahrlässigen Gefährdung von Menschen durch übertragbare Krankheiten».

Binotto bleibt vage und sagt: «Gemäss Reglement muss eine Formel-1-Weltmeisterschaft aus acht Rennen bestehen. In solchen Zeiten müssen wir für alle Vorschläge offen sein, jetzt ist Flexibilität gefragt. Das sind wir auch den Fans schuldig.»

Nach den ersten Rennabsagen, pardon, -verschiebungen wurden viele Vorschläge diskutiert, aber damals hatte sich die Lage in vielen Ländern noch nicht so dramatisch zugespitzt. Da war von zwei Rennen auf der gleichen Strecke die Rede, von Zweitagesveranstaltungen, von einer Verlängerung der Saison in den Winter, vielleicht sogar bis Januar. Das ist alles längst von der Realität überholt. Mattia Binotto ist bei Sky Sports News höflich: «Ich weiss, dass Chase Carey und die Rennställe alles Erdenkliche tun, um die Saison zu retten. Wir können lediglich unsere Bereitschaft signalisieren, auf Vorschläge einzugehen. Aber letztlich weiss niemand, was noch alles auf uns zukommt.»

McLaren-CEO Zak Brown hat angeregt, den kommenden Kostendeckel (Budget-Obergrenze bei 175 Millionen Dollar) zu senken, um die Rennställe zu entlasten. Der Kalifornier sähe die Grenze lieber bei 150 Millionen, was dann schrittweise auf 120 Millionen gesenkt würde.

Mattia Binotto warnt: «Die Kosten sind ein Grund zur Besorgnis, keine Frage. Wir sind uns der Lage bewusst, dass einige Rennställe Schwierigkeiten haben. Und wir wissen auch, dass wir das Thema Kosten in der Formel 1 anpacken müssen. Kosten runter, das ist der erste Schritt, damit das Überleben aller Teams gesichert werden kann.»

«Doch bei der ganzen Diskussion dürfen wir nicht ausser Acht lassen, dass verschiedene Rennställe unterschiedliche Infrastrukturen haben. Wir bauen ein komplettes Auto selber. Andere Teams übernehmen gewissen Elemente. Wenn wir also über den Budgetdeckel reden, dann müssen wir hier einen gemeinsamen Nenner finden. Die bisherigen Gespräche sind positiv und konstruktiv verlaufen. Aber wir dürfen uns nicht zu gefühlsbetonten Entscheidungen hinreissen lassen.»

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