Mario Isola (Pirelli) Ambulanzfahrer in Italien
In keinem Land hat die Lungenkrankheit Covid-19 mehr Todesopfer gekostet als in Italien: 17.127 Menschen haben die Infizierung mit dem Virus SARS-CoV-2 nicht überlebt. Noch immer sind rund 95.000 Italiener angesteckt, das Gesundheitswesen läuft seit Wochen im roten Bereich, vor allem in Bergamo und in Mailand.
Mario Isola wollte nicht länger zusehen. Der Rennleiter von Formel-1-Alleinausrüster Pirelli arbeitet derzeit für zwei: Am Tag kümmert er sich um seine Aufgaben beim Mailänder Traditionsunternehmen. In der Nacht fährt er fürs «Croce Viola Milano» eine Ambulanz. Was viele nicht wussten: Das tut Isola schon seit längerem.
Das violette Kreuz setzt im Raum Mailand ingesamt 118 Ambulanzen ein, alle werden von Freiwilligen gefahren. Croce Villa Miland feierte im vergangen Jahr 70 Jahre gute Dienste.
«Ich arbeite seit vielen Jahren als Freiwilliger», sagt der 50-Jährige Italiener gegenüber meinem Kollegen Ben Hunt von der britischen Sun. Wir wissen, dass wir jederzeit für Einsätze bereit sein müssen und Risiken eingehen. Du musst auf alles gefasst sein. Es kann auch mal passieren, dass du es mit einer Person zu tun bekommst, die aggressiv wird. Im Grunde gilt: Jedes Mal, wenn über Funk eine Meldung hereinkommt, begibst du dich in Gefahr. Aber man muss eben tun, was getan werden muss.»
Isola gibt zu, dass es aufgrund der aktuellen Einsätze Diskussionen mit seiner Verlobten gegeben hat, wegen potenzieller Ansteckungsgefahr. «Sie ist mit der Situation nicht glücklich. Klar besteht ein gewisses Risiko.»
Mario Isola arbeitet ehrenamtlich, seit er 18 Jahre alt war. Wie alle Mitglieder des Formel-1-Trosses begab auch er sich nach seiner Rückkehr aus Australien in Quarantäne. Wie Millionen anderer Menschen macht er seinen Job heute via «home office».
Für das Violette Kreuz bestand besonderer Bedarf bei den Einsätzen in der Nacht, also von 19.00 Uhr am Abend bis 5.00 Uhr früh am Morgen. Mario Isola: «Ich habe mich mit vielen Kollegen unterhalten. Wir haben da einen Chat. Wir sind uns darüber einig, dass wir diese Krise nur dann meistern, wenn wir zusammenhalten.»
«Der schwierigste Teil besteht derzeit darin, dass wir in der Ambulanz keine Verwandten mitführen dürfen. In den Zeiten vor Corona war es mir wichtig, bei einem Transport immer einen Verwandten oder engen Freund des Patienten mitzunehmen, für moralische Unterstützung. Aber das ist heute verboten. Es kommt vor, dass die Menschen in schlechter Verfassung sind, und ich muss mich dann bei den Angehörigen entschuldigen, weil sie nicht mitkommen können. Einige müssen sich mit dem schlimmen Gedanken befassen, dass sie ihre Liebsten vielleicht nie wiedersehen.»