Valentino Rossi sucht das Glück

Mattia Binotto (Ferrari): Nur das Heulen der Sirenen

Von Mathias Brunner
Mattia Binotto und Maurizio Arrivabene 2018 in Singapur

Mattia Binotto und Maurizio Arrivabene 2018 in Singapur

​In Italien wird über Lockerungen der Corona-Massnahmen diskutiert. Die Zahlen sprechen dagegen. Was Ferrari-Teamchef Mattia Binotto sagt und wie sich Ex-Teamchef Maurizio Arrivabene engagiert.

Mindestens bis zum 3. Mai dauert der Corona-Lockdown in Italien. Längst werden Lockerungen der strengen Massnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des SARS-CoV-2 diskutiert, aber am 21. April gab es mehr neue nachgewiesene Fälle als am Tag zuvor. Und auch die Anzahl täglicher Todesopfer ist wieder gestiegen. Am 20. April waren es 454 Menschen, die an den Folgen der Lungenkrankheit Covid-19 verstorben sind, am Dienstag 534. Insgesamt gibt das italienische Katastrophe-Schutzamt an, dass rund 184.000 Menschen erkrankt sind, 24.648 haben es nicht überlebt. Mehr Todesfälle gibt s weltweit nur in den USA (45.343).

Der italienische Regierungschef Giuseppe Conte meldete sich auf Facebook zu Wort: «Jetzt das Land zu öffnen, das wäre unverantwortlich, auch wenn wir wissen, dass viele Bürger müde sind und sich Lockerungen der Massnahmen wünschen.» Conte spricht von einer Phase 2 im Kampf gegen Corona und will am 24. April darüber informieren, wie diese Phase aussehen soll.

An dieser Phase 2 arbeitet regional auch der frühere Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene mit. Der 63-Jährige aus Brescia engagiert sich beim Zivilschutz von Madonna di Campiglio. Arrivabene, von November 2014 bis Anfang 2019 Teamchef des berühmtesten Rennstalls der Welt, sitzt in einer Arbeitsgruppe der Provinz Trient, die prüft, welche Massnahmen gegen den Virus schrittweise gelockert werden könnten.

Davon abgesehen arbeitet Arrivabene auch an der Rückkehr der legendäre Mille Miglia, die von 22. bis 25. Oktober stattfinden soll.

Sein Nachfolger, Mattia Binotto, sagt zur Situation in Italien: «Meine Familie und ich dürfen uns glücklich schätzen, weil es uns gut geht. Wir wissen, welch schwere Prüfung unser Land derzeit bestehen muss, und ich fühle grosses Mitleid mit jenen Menschen, die nicht so viel Glück haben wie wir.»

Binotto geht es wie seinen Landsleuten, der Kampf gegen den Virus ist zermürbend, die Stimmung gedrückt. «Hier in Norditalien hörst du nur das Heulen der Sirenen, wenn wieder ein Krankenwagen durch die Strassen fährt. Es fühlt sich seltsam an und schlimm.»

Der in Lausanne geborene 50-Jährige sagt: «Wir müssen stark sein und uns an alle Schutzmassnahmen halten. Am allerwichtigsten ist es, dass wir zuhause bleiben.»

Fachkräfte des italienischen Sport- und Rennwagenherstellers Ferrari fertigen in Maranello Ventile für Beatmungsgeräte und Auskleidungen von Atemmasken an. Ferrari will die Produktion dieser Teile schrittweise ausbauen, in den Spitälern von Bergamo, Genua, Modena und Sassuolo wird mit solchen Atemmasken und Beatmungsgeräten bereits gearbeitet.

Mattia Binotto: «Wenn du vor einem Notfall dieser Grössenordnung stehst, dann musst du als Firma alle Möglichkeiten prüfen und dann entschlossen handeln», so der Italiener gegenüber Sky. «Und genau das machen wir bei Ferrari. Wir wollten unser Wissen in den Dienst der guten Sache stellen, wir wollten auf irgend eine Weise helfen.»

Um diese Arbeit mit thermoplastischen Teilen kümmert sich die Abteilung für Prototypen. Es handelt sich um Kunststoffe, die sich in einem bestimmten Temperaturbereich verformen lassen; ein Vorgang, der durch Abkühlung und Wiedererwärmung beliebig wiederholt werden kann.

Einige dieser Ventile sind von der Firma Mares entwickelt worden, die sich eigentlich auf Taucher-Ausrüstungen spezialisiert hat. Das Unternehmen mit Sitz in Rapallo bei Genua hilft derzeit bei der Herstellung von Atemmasken, die von Sanitätern bei Menschen mit Atemproblemen eingesetzt werden.

Andere Maskenauskleidungen von Ferrari gehen an die Firma Solid Energy, welche Schnorchelmasken abändert und jenem Krankenhauspersonal zur Verfügung stellt, das mit Covid-19-Kranken zu tun hat und daher stark ansteckungsgefährdet ist.

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