GP-Comeback nach Corona: 12 Fragen, 12 Antworten
Anfang Juli wird auf dem Red Bull Ring gefahren
Endlich wieder Formel 1! Serien-CEO Chase Carey und der Autosport-Weltverband FIA haben bestätigt, wie der Fahrplan für die Corona-verkürzte Saison 2020 aussehen wird:
5. Juli: Grand Prix von Österreich (Red Bull Ring)
12. Juli: Grand Prix der Steiermark (Red Bull Ring)
19. Juli: Grand Prix von Ungarn (Hungaroring)
2. August: Britischer Grand Prix (Silverstone)
9. August: 70th Anniversary Grand Prix (Silverstone)
16. August: Grand Prix von Spanien (Circuit de Barcelona-Catalunya)
30. August: Grand Prix von Belgien (Circuit Spa-Francorchamps)
6. September: Grand Prix von Italien (Autodromo Nazionale di Monza)
Wie geht es nach Europa weiter?
Formel-1-CEO Chase Carey: «Wir befinden uns in unerforschtem Gebiet. Wir wissen nicht, wie sich die Situation entwickelt. Bis Ende Juni sollten wir mehr wissen.»
Was passiert, wenn angestrebte WM-Läufe in Übersee wegen der Corona-Pandemie ausfallen?
Angedacht sind für diesen Fall weitere Rennen in Europa; etwa mit einem Lauf auf dem Hockenheimring oder einem zweiten Rennen auf italienischem Boden (Monza oder Mugello). Carey strebt mindestens 15 Rennen an – nur dann fliessen vollumfänglich die Gelder für den Verkauf von Senderechten.
Wird es vor dem WM-Auftakt Testfahrten geben?
Nein. Bei der Diskussion im Dreieck Teamchefs, Formula One Management (FOM) und FIA ist das diskutiert, aber verworfen worden.
Wie viele Fachkräfte darf ein GP-Team zum Rennen bringen?
Maximal 80, also gut ein Drittel weniger als vor Corona.
Welche Sicherheitsvorkehrungen werden getroffen?
Chase Carey: «Alle Fachkräfte werden vor ihrer Anreise auf eine Erkrankung untersucht. Die Teams müssen Gesundheits-Bescheinigungen vorweisen. Vor Ort wird jeden zweiten Tag erneut getestet.» Auch Temperaturmessungen sind geplant, etwa am Eingang zum Fahrerlager, die Leute werden Schutzmasken tragen. Carey weiter: «Die Teams reisen isoliert an, bevorzugt mit Charter-Maschinen. Team-Mitglieder bleiben nach der Arbeit in ihrer Unterkunft. Der Transport vom Hotel zur Strecke und zurück wird überwacht. Die Menschen werden die richtige Schutzausrüstung tragen und die Abstandsregeln einhalten.» Die grossen Motorhomes der Rennställe fehlen, stattdessen gibt es Zelte der Streckenbetreiber, in welchen die Team-Mitglieder gestaffelt verpflegt werden. All diese Massnahmen sind gemäss Carey in einem 80seitigen Katalog festgehalten, der sämtliche Prozesse an der Strecke regelt. Das Hygiene-Konzept wird auf die Vorgaben der einzelnen Länder zugeschnitten.
Was ändert sich am Ablauf des Rennwochenendes?
Alle Grands Prix in Europa werden unter Ausschluss der Fans durchgeführt, als Geisterrennen. Die Zeremonien vor und nach dem Rennen werden der Situation angepasst. Es wird keine Gäste im so genannten Paddock-Klub geben (sonst rund 3000 Menschen pro Wochenende). Die Rahmenrennen (Formel 2, Formel 3, Porsche Supercup) finden statt.
Wer kümmert sich um die Fernsehübertragung?
Die Spezialisten von Formula One Television. Roberto Dalla, F1-Geschäftsleiter für Medien und Technik: «Wir produzieren erstmals einen Grand Prix aus unserer Zentrale in Biggin Hill, England. Das bedeutet, dass von den üblichen 230 Fernsehspezialisten nur 100 in die Steiermark reisen. Weniger Menschen vor Ort, das ist nicht nur kostengünstiger, das ist auch in Sachen Gesundheits-Checks überschaubarer. Wir hatten in Barcelona einen guten Testlauf, als wir die Wintertestfahrten übertragen haben – ebenfalls produziert aus England.»
Sind beim WM-Auftakt Medienvertreter erlaubt?
Nein. Vorgesehen ist, dass mindestens bei den ersten beiden Läufen in der Steiermark keine Medienvertreter vor Ort sind, weder Print noch Online noch Fernsehen – ausgenommen obige Mitarbeiter von Formula One Television. Ob im weiteren Verlauf der europäischen Saison Journalisten zugelassen werden, wird von der FIA derzeit geprüft.
Was passiert, wenn am GP-Wochenende eine Formel-1-Fachkraft positiv auf den Coronavirus getestet wird?
«Wenn eine einzelne Person positiv auf den Virus getestet wird, dann kann die Veranstaltung dennoch weitergehen», findet Formel-1-CEO Carey. «Wir haben die Teams angewiesen, alle Prozeduren vorzubereiten, wie jemand in diesem Fall isoliert und durch eine andere Fachkraft ersetzt wird. Wir arbeiten an einem Nachverfolgungs-System für infizierte Personen und ihre Kontakte.»
Welche Auswirkungen hat die verkürzte Saison auf das Motorenkontingent?
Erlaubt waren seit Anfang 2018 pro Fahrer und Saison die folgende Anzahl Motor-Elemente: 3 Verbrennungsmotoren, MGU und Turbolader, aber nur 2 MGU-K, Batterien und Kontroll-Einheiten. Sollte die Anzahl Rennen auf 14 oder weniger fallen, steht dieses Material zur Verfügung: 2 Verbrennungsmotoren, 2 elektrische Generatoren am Turbolader (MGU-H), 2 Lader, 2 Batterien, 2 elektronische Kontrolleinheiten, 2 elektrische Generation für die Brems-Energie. Sollte die WM aus 11 Rennen oder weniger bestehen, dann wird obiges Kontingent auf 1 Batterie und 1 Kontrolleinheit verringert (die Anzahl der anderen Elemente bleibt bei 2).
Normalerweise legen die Rennställe fest, welche Reifenmischungen sie verwenden wollen. Was ändert sich?
Die Teams haben keine Wahl mehr. Pirelli-Rennchef Mario Isola: «Weil wir sehr viele Rennen in kurzer Folge haben werden, steht die Produktion unter Druck. Wir reden von 35.000 Reifen. Den Teams ist klar, dass wir flexibler sein müssen. Daher werden wir die Mischungen für die verschiedenen Strecken selber festlegen.» Die Mailänder bringen zu einem GP jeweils drei Mischungen, deren Härte vom Asphalttyp und den Umgebungstemperaturen abhängig sind.
Welche Auswirkungen hat die Coronakrise auf das F1-Reglement über 2021 hinaus?
Aus Spargründen wird im kommenden Jahr mit 2020er Chassis gefahren. Insgesamt gibt es zwanzig Bauteilgruppen, deren Entwicklung eingefroren wird, darunter beispielsweise Motor und Getriebe. Schon für die Saison 2020 ist die Anzahl Evo-Stufen bei den Antriebseinheiten eingeschränkt worden und auch die Zahl von Prüfstandsläufen.