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Yörn Pugmeister: Formel-1-Legende & Dakar-Sieger

Von Günther Wiesinger
Yörn Pugmeister blickt auf ein abwechslungsreiches Leben. Er wollte Französisch-Lehrer werden, landete aber in der Formel 1 und auf den Weltmeeren, dazu gewann er Paris-Dakar.

Yörn Pugmeister ist einer vielseitigsten, unterhaltsamsten und abenteuerlustigsten Menschen, die ich in den knapp fünf Jahrzehnten meines Journalistenlebens kennengelernt habe. «Pug» oder «Pugi» zählte jahrzehntelang nicht nur zu den besten und bestinformierten Motorsport-Berichterstattern, als glänzender Schreiber mit viel trefflichem Technik-Verständnis und mitreißendem Wortschatz. Er prägte jahrelang die deutsche Formel-1-Berichterstattung mit.

«Ich hatte eigentlich vor, Französisch-Lehrer zu werden», erzählte Pugmeister, der heute am 20. September seinen 80. Geburtstag feiert. «Das Schicksal war mir halt gnädig, weil ich sehr schnell eingesehen habe, dass die Hochschultätigkeit mir gar nicht liegt. Ich habe dann gleich angefangen für das Radio des Saarländischen Rundfunks Märchen zu schreiben.»

Wie kam diese außergewöhnliche Schreibkunst, dieser Einfallsreichtum und dieser vorbildliche Wortschatz zustande? «Ich habe wahnsinnig viel gelesen», verrät Pugi. «Mein Vater, der 1947 gestorben ist, war Journalist, meine Mutter war Journalistin. Ich bin dann mit sieben Jahren schon mit ihr allein gewesen. Sie hat mir wahnsinnig viele Seemannsbücher geschenkt. Den Seemanns-Slang konnte ich sehr gut. Diese Bücher hießen dann Robinson Crusoe und so weiter. Es hat mich schon immer aufs Meer gezogen. Aber das ging anfangs nicht. Als Ersatz bin ich über Jahre Bademeister gewesen in Bonn. Erst viel später bin ich mit meinem Zwei-Master zwei Jahre über die Weltmeere gesegelt.»

Pugmeister war offiziell von 1960 bis 1965 auf den Unis in Bonn, Köln und Montpellier (Frankreich) für Germanistik, Romanistik, Pädagogik und Philosophie immatrikuliert. 1965 begann seine Tätigkeit als Programmgestalter beim Saarländischen Rundfunk.

Der geborene Berliner «coverte» die DTM, die Formel 1, die Sportwagen-Szene und die Rallye-WM sowie die Dakar-Rallye; er nahm auch immer wieder selbst an Automobil-Veranstaltungen und Wettbewerben teil.

Pugmeister stand immerhin sechsmal am Start der Rallye Paris-Dakar. «Das zweite Mal bin ich mit meiner Frau Katharina gefahren, das war 1983 und 1984, mit einem Toyota HJ60, und wir sind sofort zusammengebrochen. Es war unglaublich... Ich habe vorher in Algier den Kollegen Herbert Völker getroffen, der mir prophezeite: ‚Du kummst eh net weit.‘ 1985 bin ich bereits mit dem Lkw gefahren, und 1986 habe ich mit Hans Heyer die Lkw-Wertung gewonnen. Der Hans saß am Steuer, ich durfte nur zum Tanken fahren.»

Damals zählte der deutsche Volker Capito zu den stärksten Lkw-Fahrern bei der Dakar. Pugmeister: «Mit ihm habe 1985 vereinbart, wir ziehen nur uns gegenseitig aus dem Dreck raus und lassen alle andern sitzen. Damit wollten wir vor allem dem Kontrahenten aus Holland eins auswischen.»

Pugmeister weiter: «Beim Sieg 1986 hatten wir noch einen bedauernswerten Mechaniker dabei, Winkler hieß der. Er war bei uns das ärmste Schwein. Wir haben ihn ununterbrochen nur mit Erdnüssen gefüttert, aus einer amerikanischen Militär-Notration, weil ihm immer schlecht war. Er hat gar nicht verstanden, wo wir eigentlich lang gefahren sind. Es ging immer nur durch die Wüste. Er stellte fest: ‘Ich sehe überall nur Sand. Das ist Scheiße.‘ Am Abend musste er dann die Bremsen neu belegen oder die Reifen wechseln. Der Heyer und ich haben in der Zwischenzeit ein Bad genommen.»

Nach 1983 nahm Yörn Pugmeister 18 Mal an der Camel-Trophy teil. «Als der Osten etwas aufging, haben wir eine Camel-Trophy im Ural gehabt. Anschließend bin ich für Porsche einmal in einem Werksauto von Moskau nach Ulan Bator in der Mongolei gefahren. Für Volkswagen bin ich von Ulan Bator nach Katmandu in Nepal gefahren, quer über den Himalaya. Eine wunderschöne Reise habe ich mit Mercedes von Paris nach Peking unternommen.»

Bei den 24-h-Rennen von Le Mans marschierte Yörn Pugmeister 29 Jahre lang durch die Boxengasse – bis 2016.

An der Camel-Trophy nahm der Abenteurer und Tausendsassa nicht weniger als 18 Mal teil. «Die fand auf der ganzen Welt in den sogenannten Grüngürteln statt. Dort kam es zu den unglaublichsten Erlebnissen. Wir sind zum Beispiel in Brasilien abgehauen, wo wir die Trophy eigentlich in Goiania fahren sollten. Aber wir mussten rasch abhauen, auch der Hubschrauber und alle Autos mussten außer Landes gebracht werden, denn der brasilianische Zoll war hinter uns her, weil wir im Jahr vorher die Autos im Land unter der Hand verkauft hatten.»

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