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Lewis Hamilton: «Sie versuchen, mich aufzuhalten»

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton

Lewis Hamilton

​Formel-1-Champion Lewis Hamilton war sehr enttäuscht davon, dass er in Russland eine sehr harte Strafe erhalten hat. Aber glaubt der Mercedes-Superstar wirklich an eine Verschwörung gegen ihn?

Schon kurz nach dem Rennen deutete Lewis Hamilton an, dass die Formel-1-Regeln vielleicht nicht für alle Wettbewerber die gleichen seien. Natürlich erzeugt das mindestens unter den Hamilton-Fans hohe Wellen, denn das ist Nahrung für allerlei Verschwörungstheorien. Besonders in den sozialen Netzwerken wird hitzig über entsprechende Theorien gemutmasst; etwa jener, wonach die Formel 1 und der Autosport-Weltverband ein Interesse daran hätten, dass Hamilton und Mercedes den Titel nicht so bald holen, denn sonst wäre aus dieser WM die Luft raus.

Hamilton unmittelbar nach dem Grossen Preis von Russland: «Was nicht alles getan wird, um uns langsamer zu machen, aber gut. Diese Strafe ist zu hart, aber es war zu erwarten – sie versuchen, mich aufzuhalten. Ich muss darauf achten, blitzsauber zu arbeiten.»

Der Engländer hatte für zwei Probestarts vor dem Grand Prix je fünf Strafsekunden aufgebrummt erhalten, dazu zwei Strafpunkte. Die Punkte wurden später zurückgenommen, die zehn Sekunden sind geblieben.

Ungeachtet dessen: Glaubt Lewis Hamilton wirklich daran, dass er aufgehalten werden soll? Hamilton später: «Ich glaube nicht unbedingt, dass solche Strafen unbedingt auf mich persönlich zielen. Es scheint mehr um das Team zu gehen, das jeweils vorne liegt. Alles, was wir am Wagen haben, wird geprüft, dann nochmals geprüft und dann noch ein drittes Mal. Sie ändern die Regeln, wie bei den Motoren. Da wird eine Menge getan, um die Rennen aufregend zu gestalten, nehme ich an. Ob diese Regel heute damit etwas zu tun hat, weiss ich nicht. Das ist ein Weg, der bergauf führt, aber das ist schon in Ordnung, es ist ja nicht so, dass ich das erste Mal mit Widrigkeiten zu kämpfen habe. Wir kämpfen weiter, lassen uns nicht beirren und machen das nächste Mal einen besseren Job.»

Am Abend nach dem Russland-GP liessen die Regelhüter der FIA die zwei zusätzlichen Strafpunkte für Hamilton fallen. Damit steht der Superstar wieder bei acht Zählern und nicht bei zehn. Zur Erinnerung: Wer innerhalb von zwölf Monaten für Vergehen verschiedener Art zwölf dieser Strafpunkte sammelt, muss bei einem Grand Prix zusehen!

Hamilton vor dem Zurückkrebsen der Rennkommissare: «An eine Rennsperre will ich nicht denken. Ich werde mir einfach das Regelbuch vorknöpfen und Bereiche suchen, wo potenziell Strafen entstehen könnten, und solche Situationen dann künftig vermeiden. Ich darf ihnen keine Angriffsfläche bieten.»

Schon früher Verschwörungstheorien

Ich kann mich gut daran erinnern, wie Gerüchteverbreiter vor ein paar Jahren darüber spekulierten, dass Defekte am Wagen von Hamilton gesteuert seien, um dessen damaligen Mercedes-Stallgefährten Nico Rosberg zum Weltmeister zu machen. Die angeblicke Logik dahinter: Eine deutsche Firma wolle natürlich einen deutschen Piloten als Champion.

Leider hatte diese Theorie ein enormes Logikloch, denn weltweit hat Hamilton erheblich mehr Fans als Rosberg, also wieso sollte Mercedes so etwas machen?

Toto Wolff platzte prompt der Kragen: «Wer uns so etwas unterstellt, ist wahnsinnig, das kann man nicht ernst nehmen! Wir wollen den Marken-WM-Titel einfahren, da werden wir doch nicht freiwillig Punkte herschenken! Aber mir ist natürlich auch aufgefallen, dass es in den sozialen Netzwerken sehr viel Schelte für uns gibt, und da ist der Weg nicht mehr weit zu allerlei Verschwörungstheorien. Ich reagiere in solchen Situationen immer gleich: Am liebsten würde ich solche Schwachsinnsverbreiter nicht einmal ignorieren. Der Gedanke schmerzt mich, dass wir einem Mann, der für uns zwei WM-Titel eingefahren hat, absichtlich Schaden zufügen sollten. Nein, die Wahrheit ist einfach – dies ist ein mechanischer Sport, in dem es zu Defekten kommen kann und fertig.»

«Wir tun uns ein wenig schwer damit, Leute ernst zu nehmen, die mit dem Laptop auf der Brust im Bett herumfläzen und beleidigende Nachrichten tippen. Manchmal frage ich mich wirklich, was in solchen Köpfen so vor sich geht. Die Leute werden jetzt vielleicht denken – warum reagiere ich so heftig auf dieses Gerede? Der Grund ist: Ich will mich schützend vor meine Jungs stellen, die sich Tag und Nacht ein Bein ausreissen, um unseren Fahrern das bestmögliche Auto hinzustellen. All die Verschwörungstheorien finde ich eine Beleidigung für ihre tägliche Arbeit. Das ist nicht zu entschuldigen und äusserst unfair. Ich will nicht, dass unsere Fachkräfte solch dummes Zeug persönlich nehmen.»

Russland-GP, Sotschi

1. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes, 1:34:07,868 h
2. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +7,729 sec
3. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, +22,729
4. Sergio Pérez (MEX), Racing Point, +30,558
5. Daniel Ricciardo (AUS), Renault, +47,065
6. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +1:02,186 min
7. Esteban Ocon (F), Renault, +1:08,006
8. Daniil Kvyat (RUS), AlphaTauri, +1:08,740
9. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, +1:29,669
10. Alex Albon (T), Red Bull Racing, +1:32,995
11. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo, +1 Runde
12. Kevin Magnussen (DK), Haas, +1 Runde
13. Sebastian Vettel (D), Ferrari, +1 Runde
14. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo, +1 Runde
15. Lando Norris (GB), McLaren, +1 Runde
16. Nicholas Latifi (CDN), Williams, +1 Runde
17. Romain Grosjean (F), Haas, +1 Runde
18. George Russell (GB), Williams, +1 Runde
Out
Lance Stroll (CDN), Racing Point, Crash
Carlos Sainz (E), McLaren, Crash

WM-Stand Fahrer nach 10 von 17 Rennen

1. Hamilton 205 Punkte
2. Bottas 161
3. Verstappen 128
4. Norris 65
5. Albon 64
6. Ricciardo 63
7. Leclerc 57
8. Stroll 57
9. Pérez 56
10. Gasly 45
11. Sainz 41
12. Ocon 36
13. Vettel 17
14. Kvyat 14
15. Nico Hülkenberg (D) 6
16. Räikkönen 2
17. Giovinazzi 2
18. Magnussen 1
19. Latifi 0
20. Russell 0
21. Grosjean 0

Marken

1. Mercedes 366
2. Red Bull Racing 192
3. McLaren 106
4. Racing Point 104
5. Renault 99
6. Ferrari 74
7. AlphaTauri 59
8. Alfa Romeo 4
9. Haas 1
10. Williams 0

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