Ferrari: Erklärung zum «Katastrophen-GP» von Leclerc
Iñaki Rueda und Charles Leclerc in Singapur 2019
Charles Leclerc redete nicht um den heissen Brei herum, nachdem er seinen Ferrari beim Eifel-GP als Siebter ins Ziel gebracht hatte. «Mit der weichen Mischung war es Anfangs des Rennens eine Katastrophe, weil die Reifen stark körnten.»
In seiner Nachbesprechung des WM-Laufs sagt Ferrari-Strategiechef Iñaki Rueda: «Die niedrigen Temperaturen auf dem Nürburgring machten die weiche Reifenmischung besonders anfällig für den gefürchteten Effekt des Körnens.»
«Graining», wie es die Briten nennen, geht so: Wenn ein Auto zu rutschen beginnt, können sich auf der Reifenlauffläche kleine Gummikörner bilden, der Unterschied zwischen Kerntemperatur des Reifen und der Oberflächentemperatur ist zu gross. Das ist für den Fahrer überaus unangenehm, weil sich das Auto anfühlt, als würde es sich auf Kugellagern bewegen. Das Körnen kann nach wenigen Runden wieder verschwinden, wenn der Pilot vorsichtig ist.
Der Madrilene Rueda weiter: «Die Reifen arbeiten dann am besten, wenn sie ungefähr 100 Grad warm sind. Die Strecke ist in der Regel zwischen 30 und 40 Grad warm, in Bahrain haben wir auch schon 50 bis 60 erlebt. Das ist alles noch okay. Aber 15 wie auf dem Nürburgring ist ganz schwierig.»
«Wir wirken dem Körnen entgegen mit der mechanischen Abstimmung, elementar ist auch die Kühlung der Bremse, dazu muss sich der Fahrer den veränderten Bedingungen anpassen können. Dennoch ist das keine exakte Wissenschaft. In Deutschland litten einige Piloten unter ‚graining’, andere nicht. Sebastian Vettel ist zum Schluss ebenfalls mit weichen Reifen gefahren, von Körnen keine Spur.»
«Jedenfalls merkten wir früh, dass Charles nicht schnell genug war. Schon in Runde 9 musste er seinen vierten Platz Ricciardo preisgeben. Wir sahen, dass er mit seinen Vorderreifen grosse Mühe hatte, aber wir konnten ihn nicht an die Box holen; das wäre definitiv zu früh gewesen für eine Einstoppstrategie, und auch für einen Zweistopper war das grenzwertig früh. Aber es wurde immer schlimmer, und eine Runde danach haben wir ihn reinbestellt und mit mittelharten Pirelli ausgerüstet.»
«Das Tempo auf dieser Mischung war erheblich besser. In Runde 35 machte Charles seinen zweiten Stopp. Als es wegen des liegengebliebenen Autos von Norris zu einer Safety-Car-Phase kam, hatten wir die Wahl – ihn auf der Bahn lassen und vor Gasly und Hülkenberg bleiben; oder ihm weiche Reifen geben und hoffen, dass er im letzten Teil des Rennens an Pierre und Nico vorbeikommt.»
«Wir haben dann auf Absprache mit Charles beschlossen, ihn auf der Bahn zu lassen. Wir hatten Angst, dass es mit den weichen Reifen wieder zum Körnen kommen würde. Ergebnis: Gasly konnte mit frischen weichen Walzen an Leclerc vorbeigehen, Hülkenberg schaffte das knapp nicht, auch er hatte frischen Gummi geholt.»
Eifel-GP, Nürburgring
1. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:35:55,073 h
2. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, +4,470 sec
3. Daniel Ricciardo (AUS), Renault, +14,465
4. Sergio Pérez (MEX), Racing Point, +16,059
5. Carlos Sainz (E), McLaren, +21,764
6. Pierre Gasly (F), AlphaTauri, +22,787
7. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +29,791
8. Nico Hülkenberg (D), Racing Point, +31,559
9. Romain Grosjean (F), Haas, +38,019
10. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo, +39,112
11. Sebastian Vettel (D), Ferrari, +39,688
12. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo, +40,518
13. Kevin Magnussen (DK), Haas, +47,732
14. Nicholas Latifi (CDN), Williams, +52,986
15. Daniil Kvyat (RUS), AlphaTauri, +53,544
Out
Lando Norris (GB), McLaren, Motor
Alex Albon (T), Red Bull Racing, Motor
Esteban Ocon (F), Renault, Hydraulik
Valtteri Bottas (FIN), Mercedes, Motor
George Russell (GB), Williams, Unfall
WM-Stand nach 11 von 17 Rennen
Fahrer
1. Hamilton 230 Punkte
2. Bottas 161
3. Verstappen 147
4. Ricciardo 78
5. Pérez 68
6. Norris 65
7. Albon 64
8. Leclerc 63
9. Stroll 57
10. Gasly 53
11. Sainz 51
12. Ocon 36
13. Vettel 17
14. Kvyat 14
15. Nico Hülkenberg (D) 10
16. Giovinazzi 3
17. Räikkönen 2
18. Grosjean 2
19. Magnussen 1
20. Latifi 0
21. Russell 0
Marken
1. Mercedes 391
2. Red Bull Racing 211
3. Racing Point 120
4. McLaren 116
5. Renault 114
6. Ferrari 80
7. AlphaTauri 67
8. Alfa Romeo 5
9. Haas 3
10. Williams 0