Ferrari-Junior Mick Schumacher: Rang 4 in Bahrain
Mick Schumacher
Die Ausgangslage für Formel-2-Tabellenführer Mick Schumacher war ungünstig: Nur Startplatz 10 zum Hauptrennen auf dem Bahrain International Circuit, während ausgerechnet sein Titelrivale Callum Ilott die Pole-Position erobert hatte, womit sich der Engländer vier Zusatzpunkte sicherte und den Rückstand auf Mick verringern konnte auf 18 Zähler.
Ferrari-Junior Mick Schumacher vor dem Start: «Das Qualifying ist überhaupt nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt hatten. Bevor ich mit dem zweiten Reifensatz auf die Bahn ging, veränderten wir die Abstimmung, aber das brachte nicht den erhofften Fortschritt.»
Skurriler Zufall: Vor eineinhalb Jahren, als Mick Schumacher zu seinem ersten Formel-2-Rennwochenende antrat, hatte er in der Qualifikation ebenfalls den zehnten Platz erreicht. Im Rennen wurde er damals Achter – und stand damit für den Sprint auf der Pole-Position. Mick versuchte sein Glück jetzt in einem Start auf der harten Mischung (weiss markiert), Ilott vorne startete auf dem mittelharten Pirelli (gelb markiert).
Beim Start zum 32 Runden langen Hauptrennen rutschte Ilott in der ersten Kurve ein wenig zu weit über den Bremspunkt hinaus, Felipe Drugovich liess sich das nicht zwei Mal sagen und ging in Führung. Mick Schumacher zeigte sich nach einem wahren Raketenstart schon auf Rang 5. Dann attackierte Mick den Chinesen Guanyu Zhou, dessen Frontflügel beschädigt wurde. Schumacher konnte von Glück reden, dass sein linker Hinterreifen nichts abgekriegt hatte.
Zu Beginn der zweiten Runde machte sich Mick über Marcus Armstrong her und schob sich auf Rang 3 vor, der Neuseeländer fuhr die Ellenbogen aus und holte sich den Rang zurück. Mick wusste: Es geht um die Meisterschaft, Armstrong musste keine Rücksicht nehmen. Zhou holte sich derzweil einen neuen Frontflügel ab.
Ilott fand keinen Weg vorbei an Drugovich und beklagte sich am Funk über den Zustand seiner Reifen. Schumacher hielt sich hinter Armstrong (auch er auf dem harten Reifen); Mick wusste, dass er mit der härteren Mischung länger auf der Bahn bleiben kann. Alles lief zu diesem Zeitpunkt für Schumacher.
Armstrong schnappte sich in Runde 8 seinen Ferrari-Akademiekollegen Ilott, der Engländer damit direkt vor seinem Titelrivalen Schumacher. Mick Schumacher ging zu Beginn der neunten Runde an Ilott vorbei. Die grosse Frage nun: Wie lange würde Ilott auf den weicheren Pirelli draussen bleiben? Wie lange würden die Reifen halten? An den Kommandoständen rauchten die Köpfe.
Armstrong verbremste sich in Kurve 10, Mick nahm die Einladung dankend an – Rang 2! Der Neuseeländer hatte Schwierigkeiten mit seinen Reifen und hielt Ilott auf. An der Spitze drehte der zweifache Saisonsieger Drugovich einsam seine Runden.
Zum Schluss der zwölften Runde hatte Ilott genug davon, sich das Getriebe von Armstrongs Wage anzusehen – Wechsel auf die harten Reifen. Vorne rechts sass das Rad nicht perfekt, der Mechaniker musste mit dem Schlagschrauber neu ansetzen, das kostete wertvolle Sekunden. Der Engländer fiel auf Rang 17 zurück.
In Runde 15 flitzte Schumacher als Leader über die Ziellinie: Drugovich holte sich frische Reifen ab – rutschte dann aber nach einem Verbremser geradeaus, Callum Ilott sagte «thank you», der Engländer in dieser Phase drei Sekunden pro Runde schneller als Leader Schumacher. Ilott nun noch dreissig Sekunden vor Ilott (Elfter), ein Boxenstopp kostet in Bahrain ungefähr 25 Sekunden. Schumacher wollte mit der härteren Mischung so lange draussen bleiben, wie es geht.
Runde 18: Schumacher noch immer vorne, 18 Sekunden vor Red Bull-Junior Yuki Tsunoda, der als Letzter gestartet war, dann Ilott, erster Fahrer jener Piloten, die schon Reifen gewechselt haben, Callum mit Drugovich im Nacken.
Ende der 19. Runde kam Mick endlich herein. Vorbildlicher Stopp, während Drugovich an Ilott vorbei in Führung ging. Mick fiel mit kalten Reifen (keine Heizdecken in der Formel 2) auf Rang 7 zurück.
Schumacher überholte sofort seinen Prema-Stallgefährten Robert Shwartzman, Rang 5. Dann machte er sich über Marcus Armstrong her, der Neuseeländer war hilflos, Mick nun Vierter.
Weiter hinten hatte sich Yuki Tsunoda von Startplatz 22 auf Rang 6 vorbearbeitet, Hut ab!
Drei Runden vor Schluss legte sich Schumacher den vor ihm fahrenden Inder Jehan Daruvala zurecht, im Kampf um Platz 3. Der Carlin-Fahrer machte seinen Wagen gefühlte drei Meter breit, auf der Jagd nach seinem ersten Podestplatz. Schumacher war vorsichtig: Er konnte nicht alles riskieren, für ihn geht es um die Meisterschaft.
Felipe Drugovich fuhr ungefährdet zum dritten Formel-2-Sieg, zu seinem ersten in einem Hauptrennen, Ilott Zweiter, Schumacher hinter Daruvale Vierter. Der Vorsprung von Mick in der Meisterschaft beträgt noch zwölf Punkte.
Formel-2-Hauptrennen von Bahrain
1. Felipe Drugovich (BR), MP Motorsport, 58:24,004 min
2. Callum Ilott (GB), Uni-Virtuosi Racing, +14,833 sec
3. Jehan Daruvala (IND), Carlin, +19,376
4. Mick Schumacher (D), +20,270
5. Nikita Mazepin (RU), Hitech Grand Prix, +28,293
6. Yuki Tsunoda (J), Carlin, +28,590
7. Marcus Armstrong (NZ), ART Grand Prix, +31,361
8. Robert Shwartzman (RU), Prema Racing, +43,868
9. Dan Ticktum (GB), DAMS, +46,959
10. Jack Aitken (GB), Campos Racing, +47,327
11. Pedro Piquet (BR), Charouz Racing System, +49,174
12. Luca Ghiotto (I), Hitech Grand Prix, +49,294
13. Sean Gelael (RI), DAMS, +50,590
14. Guanyu Zhou (RCH), Uni-Virtuosi Racing, +53,775
15. Roy Nissany (IL), Trident, +53,816
16. Louis Delétraz (CH), Charouz Racing System, +55,957
17. Giuliano Alesi (F), MP Motorsport, +61,488
18. Théo Pourchaire (F), BWT HWA Racelab, +61,839
19. Christian Lundgaard (DK), ART Grand Prix, +63,086
20. Marino Sato (J), Trident, +65,576
21. Guilherme Samaia (BR), Campos Racing, +66,756
22. Artem Markelov (RU), BWT HWA Racelab, +76,019
Stand nach 21 von 24 Rennen
1. Schumacher 203
2. Ilott 191
3. Tsunoda 155
4. Mazepin 150
5. Lundgaard 145
6. Shwartzman 144
7. Delétraz 122
8. Zhou 119,5
9. Ghiotto 106
10. Drugovich 104
11. Ticktum 82,5
12. Daruvala 51
13. Aitken 48
14. Armstrong 44
15. Nobuharu Matsushita (J) 42
16. Vips (EST) 16
17. Alesi 8
18. Markelov 5
19. Nissany 5
20. Sean Gelael 3
21. Piquet 2
22. Sato 1
23. Hughes 0
24. Samaia 0
25. Pourchaire 0