Romain Grosjean: «Ich will wieder Rennen fahren!»
Romain Grosjean in Interlagos 2019 mit einem Fan
Selten hören wir in der Formel 1 solch bewegende Worte. Wie Romain Grosjean nach seinem fürchterlichen Unfall in Bahrain über Sekunden in Lebensgefahr sprach das war bewundernswert. Der Genfer weiss: Er hat an jenem 29. November 2020 enormes Glück gehabt.
Jetzt, fast zwei Monate später, sagt der langjährige Haas-GP-Pilot: «Es geht mir immer besser. Ich habe noch Schmerzen, gewiss. Aber ich muss meine Hände nicht mehr in Verbände hüllen, das hat ein grosses Stück Normalität zurückgebracht. Die gerissene Sehne am linken Daumen wurde operiert und heilt gut. Es geht jetzt vor allem um die Verbrennungen.»
«Ich bin einmal in der Woche beim Arzt zur Kontrolle. Dazu arbeite ich mit einem Ergotherapeuten, um wieder volle Bewegungsfähigkeit zu erlangen. Ich mache auch zuhause sehr viele Übungen, um den Heilungsprozess der Hände zu beschleunigen», so Grosjean gegenüber der Tageszeitung Ouest France. «Beim Daumen muss ich aufpassen, da kannst du selbst bei einem simplen Abwasch Schäden anrichten. Und dann bin ich temperaturanfällig, weil die frische Haut noch sehr empfindlich ist – ich reagiere stark auf Kälte und Hitze.»
Was seine Zukunft angeht, so sagt der 179fache GP-Teilnehmer: «Ich mache mir da keine Illusionen – meine Formel-1-Karriere ist vorbei. Und ich werde kein Comeback erzwingen. Die guten Plätze sind ohnehin besetzt. Ich bleibe der Königsklasse über meine Rolle in der Fahrervereinigung GPDA verbunden. Diese Arbeit liegt mir am Herzen.»
«Ich will wieder Rennen fahren. Das wusste ich schon kurz nach dem Unfall. Aber ich nehme die Dinge, wie sie kommen. Wenn ich etwas Reizvolles finde, fabelhaft, wenn nicht, dann eben nicht.»
«Ich sehe mir seit längerem IndyCar-Rennen an. Ich finde das eine interessante Meisterschaft mit sehr guten Piloten. Aber wir sind da von etwas Konkretem weit entfernt. Und dann sind da auch noch die Oval-Rennen, technisch kompliziert.»
«Ich habe das mit meinen Liebsten besprochen. Es ist für sie nicht einfach zu verstehen, dass es nicht nur den Papa und Ehemann Romain gibt, sondern eben auch den Racer Grosjean. Wir reden offen über alles. Das ist mir wichtig, damit sie meine Beweggründe besser begreifen.»
«Natürlich interessiert mich auch der Langstreckensport. In diesem Jahr stehen wir zwischen zwei Reglements, immerhin hat Toyota schon mal ein neues Auto präsentiert, das ist sehr hübsch. Aber mehr Hersteller werden 2023 kommen, eine vielversprechende Entwicklung. Ich würde gerne Rennen an der Seite anderer Fahrer bestreiten. In der Formel 1 bist du Einzelkämpfer, auf der Langstrecke ist das viel eher eine Mannschaftsleistung. Dabei reizen mich die Prototypen mehr als GT-Fahrzeuge – immerhin will ich um den Gesamtsieg mitreden können.»