Bahrain-Test in Zahlen: Vettel und Mercedes in Sorge
Max Verstappen
Red Bull Racing-Star Max Verstappen hat es so formuliert: «Es klingt banal, ist aber so – das Wichtigste am Test ist, dass du reichlich zum Fahren kommst. Denn mit jeder Runde lernst du mehr über das neue Auto, je mehr, desto besser.» Also sehen wir uns mal an, wie viele Runden an drei Tagen Wintertests auf dem Bahrain International Circuit von den 21 Piloten und den zehn Teams zurückgelegt worden sind.
Fahrer: Anzahl Runden
1. Pierre Gasly (F), AlphaTauri-Honda, 236
2. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo-Ferrari, 229
3. Nikita Mazepin (RUS), Haas-Ferrari, 213
4. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 212
5. Fernando Alonso (E), Alpine, 206
6. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing-Honda, 203
7. Lance Stroll (CDN), Aston Martin-Mercedes, 197
8. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo-Ferrari, 193
9. Carlos Sainz (E), Ferrari, 192
10. Esteban Ocon (F), Alpine, 190
11. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri-Honda, 185
12. Mick Schumacher (D), Haas-Ferrari, 180
13. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren-Mercedes, 173
14. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing-Honda, 166
15. George Russell (GB), Williams-Mercedes, 158
16. Lando Norris (GB), McLaren-Mercedes, 154
17. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 154
18. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes, 149
19. Nicholas Latifi (CDN), Williams-Mercedes, 132
20. Sebastian Vettel (D), Aston Martin-Mercedes, 117
21. Roy Nissan (IL), Williams-Mercedes, 83
Teams: Anzahl Runden
1. Alfa Romeo-Ferrari 422 (2283,864 km)
2. AlphaTauri-Honda 421 (2278,452)
3. Ferrari 404 (2187,448)
4. Haas-Ferrari 402 (2175,624)
5. Alpine 396 (2143,152)
6. Williams-Mercedes 373 (2018,676)
7. Red Bull Racing-Honda 369 (1997,028)
8. McLaren-Mercedes 327 (1769,724)
9. Aston Martin-Mercedes 314 (1699,368)
10. Mercedes 303 (1639,836)
Sebastian Vettel hat in Bahrain auf die Frage, was ihm derzeit auf die Gegner fehle, geantwortet: «Ungefähr hundert Runden.» Es war kein Scherz, aber der Heppenheimer ist überzeugt davon, dass er den Rückstand aufholen kann. «Ich bleibe entspannt. Keiner kann schönreden, dass wir einen schwierigen Test hatten. Wir müssen es halt am ersten GP-Wochenende besser machen. Panik spüre ich keine, dazu bin zu erfahren. Es ist ja auch nicht so, dass wir gar nicht zum Fahren gekommen sind.»
Aber es fällt auf: Auf den letzten sieben Plätzen in der Rundentabelle liegen Fahrer mit Mercedes-Motor. Wie sieht es also mit der Anzahl Runden nach Motorherstellern aus?
Motorenhersteller: Anzahl Runden
1. Mercedes 1318
2. Ferrari 1220
3. Honda 791
4. Renault 396
Aber hier trügt das Bild. Denn in vier GP-Rennern stecken Mercedes-Motoren (Werksautos, McLaren, Williams, Aston Martin), Renault-Power treibt nur den Alpine an. Die Durchschnittswerte auf die Anzahl Teams gerechnet zeigen das wahre Bild.
Motorenhersteller: Anzahl Runden im Schnitt pro Team
1. Ferrari 407
2. Renault 396
2. Honda 395,5
4. Mercedes 329,5
Am dritten Testtag waren die Bedingungen am besten. Neun von zehn schnellsten Zeiten in Sakhir wurden am dritten Tag gemessen. Die Reihenfolge der Top-Ten:
Fahrer: Top-Ten 3. Testtag
1. Verstappen 1:28,960
2. Tsunoda 1:29,053
3. Sainz 1:29,611
4. Räikkönen 1:29,766
5. Hamilton 1:30,025
6. Russell 1:30,117
7. Ricciardo 1:30,144
8. Pérez 1:30,187
9. Bottas 1:30,289 (Zeit von Tag 2)
10. Alonso 1:30,318
Aber diese Zeiten wurden auf unterschiedlichen Reifenmischungen erzielt. Verstappen, Sainz, Ricciardo, Pérez und Alonso fuhren mit dem zweitweichsten Pirelli, der Mischung C4. Tsunoda, Räikkönen, Hamilton, Russell auf dem weicheren C5, Bottas einen Tag zuvor auf dem viel härteren C2.
Was sagt Pirelli-Rennchef Mario Isola zu den Mischungen? «Es ist nicht leicht, den Zeitgewinn durch eine weichere Mischung zu generalisieren, weil die Reifen auf den verschiedenen Rennwagen unterschiedlich reagieren. Der Unterschied zwischen C2 und C3 betrug bei allen ungefähr 0,5 Sekunden. Der Schritt von C3 zu C4 hingegen war grösser als erwartet, jener von C4 zu C5 dann wieder kleiner. Theoretisch sollte jeder Schritt ungefähr eine halbe Sekunde bringen.»
Wenn wir das auf die ersten Zehn umsetzen – ungeachtet der Spritmenge im Tank und der freigegebenen Motorleistung – würde sich neu diese Reihenfolge ergeben:
Fahrer: Top-Ten, Reifenmischungs-bereinigt
1. Verstappen 1:28,460
2. Tsunoda 1:28,960
3. Sainz 1:29,111
4. Ricciardo 1:29,644
5. Pérez 1:29,687
6. Räikkönen 1:29,766
7. Alonso 1:29,818
8. Hamilton 1:30,025
9. Bottas 1:30,289
10. Russell 1:30,117
Nochmals Max Verstappen: «Letztlich bringt es nichts, darauf zu achten, was die Gegner machen. Denn du weisst nie, was sie in Sachen Spritlast und Motorleistung treiben. Für mich ist er erste echte Massstab das Abschlusstraining zum Grossen Preis von Bahrain.»
Dennoch erhärten sich die folgenden Eindrücke als Testbilanz: Red Bull Racing-Honda hat derzeit das stärkste Auto (Sergio Pérez war im Dauerlauf der schnellste Mann, Max Verstappen auf eine Runde), Haas hat den langsamsten Wagen. Daas Sorgenkind in Sachen Standfestigkeit ist Aston Martin – gleich vier Mal ging Zeit wegen Defekten verloren (Getriebe, Elektrik, Turbolader).
Im Mittelfeld hinterliessen aus der Mischung aus Speed und Handling McLaren und AlphaTauri den besten Eindruck, gut auch Alpine und Alfa Romeo, verbessert gemessen an 2020 Ferrari und Williams.
2020 hatten wir in der Formel 1 eine Dreiklassengesellschaft: Vorne Mercedes und Red Bull Racing-Honda, dann ein dichtes Mittelfeld mit McLaren, Racing Point (heute Aston Martin), Renault (heute Alpine), Ferrari und AlphaTauri, am Ende dann Alfa Romeo vor Haas und Williams.
Martin Budkowski von Alpine vermutet: «Diese Zeiten sind vorbei. Ich erkenne kein Mittelfeld mehr. Ich sehe nur ein ganzes Feld. Und wer da jeweils schneller oder weniger schnell sein wird, das hängt von der Tagesform ab.»