Mick Schumacher (Haas): «Keine Dummheit machen»
Mick Schumacher (rechts)
Mick Schumacher ist unaufgeregt, aber unbeirrbar seinen Weg gegangen. Der Fahrplan war immer der gleiche: Im ersten Jahr in einer Rennserie lernen, in der zweiten gewinnen und den Titel anvisieren. Das hat in der Formel 4 nicht ganz geklappt (2016 Zweiter in Deutschland und in Italien), in der Formel 3 und der Formel 2 aber prima – Champion 2018 und 2020.
In der Formel 1 ist dem 22jährigen Mick klar, dass mit dem Haas-Rennstall kleine Brötchen gebacken werden. Teambesitzer Gene Haas und Teamchef Günther Steiner haben sich dazu entschlossen, 2021 abzuhaken und sich ganz auf die Entwicklung des Renners von 2022 zu konzentrieren, wenn in der Formel 1 eine neue Fahrzeuggeneration eingeführt wird.
Mick sagte vor den dreitägigen Wintertests in Bahrain: «Unser Ziel muss darin bestehen, so viele Runden wie möglich zurückzulegen, um vor dem ersten GP-Wochenende sagen zu können – wir sind so gut vorbereitet wie nur irgend möglich.» Am Ende drehten nur Alfa Romeo, AlphaTauri und Ferrari mehr Runden als Haas, und Mick lernte jede Menge.
Mick weiter: «Was mich verblüfft hat – man merkt extrem, wie unterschiedlich die Fahrzeuge sind. Wenn du hinter einem Williams herfährst, dann sind die Verwirbelungen hinter diesem Auto ganz anders als etwa von einem Mercedes. Wenn du alleine auf der Bahn bist, baut dein Auto viel Haftung auf, und wenn du hinter einem Gegner fährst, dann kann diese Haftung schlagartig wegbrechen. Ein Beispiel: Du bremst alleine eine Kurve an, am richtigen Bremspunkt, alles in Ordnung. Wenn du hinter einem Gegner die gleiche Kurve anbremst, kannst du vorsichtshalber zehn Meter früher aufs Bremspedal treten, und dennoch blockiert ein Rad. An so etwa muss man sich erst gewöhnen.»
«Du musst lernen, dass jedes Auto andere ‚dirty air’, also Luftwirbel aufbaut. Ganz zum Schluss des Testtags hatten wir die Möglichkeit, einen stehenden Start zu üben. Danach habe ich mich sofort hinter einen Mercedes gehängt, um eben genau das Fahrverhalten in den Verwirbelungen dieses Autos zu testen. Ich habe gemerkt: Hinter dem Mercedes herzufahren, das ist einfacher als hinter dem Williams. Aus solchen kleine Szenen kann ich sehr viel mitnehmen.»
Wo sieht sich Mick Schumacher einen Tag vor dem ersten freien Training zum Bahrain-GP in Sachen Saisonvorbereitung? Mick auf diese Frage von SPEEDWEEK.com: «Ich sehe mich gut vorbereitet. Wenn es überhaupt einen Aspekt gäbe, der mir vielleicht fehlt – ich wäre gerne mehr gefahren. Aber ich bin sicher, das geht nach nur drei Wintertesttagen allen Fahrern so.»
«Ich fühle mich sehr wohl im Auto, auch was Starts angeht oder in Sachen Bedienungselemente fühle ich mich zuhause. Nun steigt die Vorfreude aufs erste Training, das überstrahlt alles. Die Testfahrten waren wir ein Appetithappen, nun bin ich wirklich hungrig darauf, das Rennwochenende geniessen zu können.»
«Nach dem Rennwochenende will ich sagen können: Ich will so viel lernen wie möglich, aber ich muss auch nicht am ersten GP-Wochenende alles wissen. Was da im Moment wichtig ist, das ist auch von der Situation abhängig. Im Zentrum steht in Bahrain: Wie läuft so ein Wochenende ab? Das ist natürlich ganz anders als in der Formel 2, und daran will ich mich zunächst gewöhnen. Ich will in den ersten beiden freien Trainings so gut arbeiten, dass wir schon im dritten Training keine Fragen mehr haben und ideal vorbereitet ins Qualifying gehen können.»
«Im vergangenen Jahr ging es für mich in der Formel 2 um den Titel. Nun geht es ums Lernen und Kilometer sammeln. Ich werde keine Dummeheiten machen, ich werde bestimmt nicht besonders aggressiv vorgehen. Aber ich werde einem Zweikampf auch nicht aus dem Weg gehen.»
Was erwartet Mick als seine wichtigste Aufgabe? «Die Reifen noch besser zu verstehen und am kommenden Wochenende das Beste aus den Walzen herauszuholen.»