MotoGP: So lief der erste Wintertest

WM-Beginn Bahrain: Siegertypen, Schlaumeier, Versager

Von Mathias Brunner
Prösterchen: Max Verstappen und Lewis Hamilton nach dem Bahrain-GP

Prösterchen: Max Verstappen und Lewis Hamilton nach dem Bahrain-GP

​Der erste WM-Lauf der Saison 2021 ist vorbei, Fragen drängen sich auf: Wer konnte glänzen und wieso? Wer hat derzeit keinen ruhigen Schlaf? Und was sagt das alles über den weiteren Saisonverlauf aus?

Nach dem ersten Grand Prix der Formel-1-Saison 2021 ist der kraftvollste Eindruck: Die schnellste Kombination aus Rennwagen und Fahrer hat nicht gewonnen. Max Verstappen und Red Bull Racing-Honda schienen in der Wüste von Sakhir unantastbar zu sein, aber gerade in der Königsklasse gilt oft – erstens kommt es anders als man zweitens denkt.

Sehen wir uns an, wer in der Wüstennacht von Sakhir glänzen konnte und wer derzeit Sorgenfalten hat. Und was dies alles für den weiteren Saisonverlauf bedeutet. Dabei wechseln wir salomonisch ab zwischen Gewinnern und Verlieren am ersten GP-Wochenende.

Gewinner: Lewis Hamilton
Welcher andere Fahrer als Lewis Hamilton hätte es geschafft, Verstappen und Red Bull Racing-Honda zu bezwingen? Der Sieg ist Verdienst des Fahrers, nicht des Fahrzeugs. Hamilton hat immer gesagt, dass er jene Siege am meisten schätzt, welche er allem zum Trotz errungen hat. Bahrain ist ein Paradebeispiel dafür. Tendenz: Hamilton fährt auf anhaltend hohem Niveau.

Verlierer: Max Verstappen
Sein Gesicht sagte nach dem Bahrain-GP alles: Max Verstappen wusste, dass er dieses Rennen hätte gewinnen müssen. Aber der Niederländer weiss ebenfalls – er hat ein konkurrenzfähiges Auto. Und er ist schlau genug, einen Angriff auf Hamilton beim nächsten Mal anders anzusetzen. Tendenz: Siege sind nur eine Frage der Zeit.

Gewinner: Red Bull Racing und Honda
Red Bull Racing hat das beste Chassis gebaut, Honda hat den versprochenen Power-Schritt getan, um die Lücke zu Mercedes zu schliessen. Tendenz: In der Form von Bahrain ist Red Bull Racing-Honda titelfähig. Alles wird nun von der Entwickung abhängen.

Verlierer: Mercedes
Gemessen an Bahrain 2021 ist die Dominanz von Mercedes vorbei. Aber Vorsicht – in der Turbohybrid-Ära gab es immer wieder Phasen kurzen Schwächelns, und die Marke mit dem Stern hat sich daraus immer beneidenwert hinausgearbeitet. Tendenz: Nur Red Bull Racing-Honda kann Mercedes gefährlich werden.

Gewinner: Yuki Tsunoda und AlphaTauri
Schon beim Bahrain-Wintertest fiel auf, wie gut der AlphaTauri-Renner auf der Strasse liegt. Pierre Gasly erreichte einen tollen fünften Startplatz. Im Rennen zeigte Yuki Tsunoda mit einer erfolgreichen Attacke auf Lance Stroll in der letzten Runde und dem feinen neunten Platz beim GP-Debüt, was er kann. Tendenz: AlphaTauri, Honda, Gasly und Tsunoda werden uns 2021 viel Freude machen.

Verlierer: Sebastian Vettel und Aston Martin
Weiterhin Erfahrungsrückstand im Aston Martin, eine schlechte Qualifikation und eine Strafversetzung obendrein zwangen zu einer wenig aussichtsreichen Einstoppstrategie. Zu schlechter Letzt noch eine Kollision mit Esteban Ocon. Lance Stroll wurde Zehnter und wurde damit ebenfalls dem Anspruch des Teams nicht gerecht, WM-Dritte werden zu können. Tendenz: Fahrer und Fahrzeug können mehr, viel mehr.

Gewinner: McLaren
Die Papaya-Renner haben 2020 einen tollen dritten Platz in der Konstrukteurs-Meisterschaft errungen. In Bahrain hat Lando Norris mit Rang 4 angedeutet, welche gutes Chassis McLaren auch 2021 besitzt. Daniel Ricciardo wurde durch ein beschädigtes Auto behindert. Tendenz: Wer dritte Kraft sein will, muss an McLaren vorbei.

Verlierer: Valtteri Bottas
In den vergangenen beiden Jahren konnte der Finne jeweils den Saisonauftakt gewinnen, in Australien 2019 und in Österreich 2020. Das nährte Hoffnungen, dass Bottas eher auf Augenhöhe mit Hamilton fahren kann. In Bahrain war Bottas nur im wenig aussagekräftigen ersten Training schneller als Hamilton, danach fuhr er hinterher. Dazu kam im Rennen Pech wegen eines klemmenden Rads beim Boxenstopp. Tendenz: Valtteri Bottas als Weltmeister? Darauf würden wir kein Geld setzen.

Gewinner: Die Formel-1-Fans
Endlich ein Herausforderer für Lewis Hamilton, darauf haben viele Fans gewartet. Tendenz: gerne mehr davon.

Verlierer: Nikita Mazepin
So wie Mick Schumacher hatte auch der andere Haas-Fahrer Nikita Mazepin den Aufrag, mit dem wenig konkurrenzfähigen Renner zu lernen und ins Ziel zu kommen. Dann ein Dreher des Moskauers schon in der ersten Runde. Tendenz: Wer nicht fährt, lernt nichts. Mazepin ist gegen Schumacher bereits im Rückstand.

Gewinner: Ferrari
Charles Leclerc konnte den tollen Speed aus dem Qualifying (Startplatz 4) nicht ganz halten, aber die Ränge 6 (Leclerc) und 8 (Sainz) sind Balsam auf die geschundene Seele der Tifosi nach der jämmerlichen Saison 2020. Tendenz: Es wird nicht einfach, sich im dichten Mittelfeld zu behaupten, denn die Italiener wollen bald ihr Hauptaugenmerk auf die Entwicklung des 2022er Autos legen.

Verlierer: Alfa Romeo
Immer im Bereich der Top-Ten, dies nach einem ermutigenden Wintertest, am Ende aber nur Elfter (Kimi Räikkönen) und Zwölfter (Antonio Giovinazzi) – Alfa Romeo hätte aus den Möglichkeiten mehr machen müssen. Tendenz: Eine bessere Saison als 2020.

Gewinner: Sergio Pérez
Seit Jahren wirkte der zweite Mann neben Max Verstappen ein wenig verloren, bisweilen überfordert, siehe Daniil Kvyat, Pierre Gasly und Alexander Albon. Der Mexikaner Sergio Pérez ist da eine andere Hausnummer. Als sein Motor vor dem Start erlosch und das Team keinen Kontakt mit ihm aufnehmen konnte, behielt der WM-Vierte von 2020 die Nerven, fuhr das Bordsystem herunter und wie einen Computer wieder hoch, danach fuhr er vom letzten Platz auf Rang 5. So geht das. Tendenz: Pérez ist eine bärenstarke Ergänzung von Verstappen und wird Rennen gewinnen.

Verlierer: Rennleitung
Unwürdiges Hin und Her um das leidige Thema Pistengrenzen. Vor dem Rennen hiess es, eine weite Linie am Ausgang von Kurve 4 würde nicht geahndet, später war im Grand Prix das Gegenteil der Fall. Fahrer und Teamchefs blicken nicht durch, die Fans noch weniger. Tendenz: Mit solchen Unruheherden ohne Not schiesst sich die Formel 1 ins Knie.

Bahrain-GP in Sakhir

01. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W12, 1:32:03,897 h
02. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16B-Honda, +0,745 sec
03. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W12, +37,383
04. Lando Norris (GB), McLaren MCL35M-Mercedes, +46,466
05. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB16B-Honda, +52,047
06. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF21, +59,090
07. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren MCL35M-Mercedes, +1:06,004 min
08. Carlos Sainz (E), Ferrari SF21, +1:07,100
09. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT02-Honda, +1:25,692
10. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR21-Mercedes, +1:26,713
11. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo C41-Ferrari, +1:28,864
12. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo C41-Ferrari, +1 Runde
13. Esteban Ocon (F), Alpine A521-Renault, +1 Runde
14. George Russell (GB), Williams FW43B-Mercedes, +1 Runde
15. Sebastian Vettel (D), Aston Martin AMR21-Mercedes, +1 Runde
16. Mick Schumacher (D), Haas VF-21-Ferrari, +1 Runde
Out
Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT02-Honda (Fahrzeug nach Kollision beschädigt)
Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43B-Mercedes (Turbolader)
Fernando Alonso (E), Alpine A521-Renault (Bremsen)
Nikita Mazepin (RUS), Haas VF-21-Ferrari (Unfall)

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