Formel Heinz: Reporter-Legende Heinz Prüller ist 80
In Wien gab es in den 1950ern einen Gymnasiasten, der es nicht erwarten konnte, Journalist zu werden, und zwar Sportjournalist. In den 1960ern war er schon etabliert, mit bevorzugtem Aufgabengebiet Motorsport und da wieder Formel 1.
Seine Bekanntheit wuchs dank Auftritten im Monopolsender ORF (Fernsehen wie Radio) und Zeitungen parallel mit der des aufstrebenden Rennfahrers Jochen Rindt. Der Name des ehrgeizigen Jungreporters, der sich damals nebenbei auch um Eiskunstlauf (bzw. -läuferinnen – da wäre jetzt ein augenzwinkernder Smiley passend), Leichtathletik, Radsport, Boxen, Skirennen (und -läuferinnen, noch ein Smiley) sowie Fußball kümmerte: Heinz Prüller.
Heinz Prüller ist Jahrgang 1941, ein Jahr älter als Rindt und zwei Jahre älter als Helmut Marko. Nun feiert «der Prüller» der österreichischen Formel-1-Nation am 30. April seinen 80. Geburtstag – herzlichen Glückwunsch!
Er war in seinen jungen Jahren genauso ein Pionier wie Rindt und dessen Nachfolger: Er gehörte zur kleinen Clique von Journalisten, die den Motorsport in Österreich und darüber hinaus im deutschen Sprachraum populär machten: Helmut Zwickl, Dieter Stappert, Herbert Völker, Alois Rottensteiner – und Heinz Prüller.
Als ich 1973 von meinem ersten Grand Prix berichtete, war Heinz natürlich dank seiner Medienvielfalt der Mann an vorderster Front. Da staunte der 19-jährige Rookie nicht schlecht, als ihn der Reporterstar schon beim ersten Kennenlernen ansprach: «Servus, wenn du Hilfe brauchst oder ich dich jemandem vorstellen soll, dann sag' es einfach.»
Die erste Bekanntschaft mit Heinz machte auf mich fast den gleichen Eindruck wie die erste und einzige Begegnung mit Jochen Rindt vier Jahre zuvor.
Was in den Jahrzehnten gemeinsamer Grand-Prix-Wochenenden, bei vielen Terminen und manchen Abendessen beeindruckte, war die Universalität von Heinz.
Wenn er in Spa schwärmte vom eben noch mitgenommenen van Damme-Meeting der Leichtathleten in Brüssel, wenn er sich in Frankreich begeistert von den Giganten der Landstraße zeigte, weil die Tour de France ja immer mit Magny-Cours zusammenfiel, und wenn er Anekdoten von Fußballern und Eiskunstläufern erzählte, dann erlebten wir ein Round-up aus den unterschiedlichsten Sporthöhepunkten.
Heinz’ Begeisterung für seinen Job – nein, seine Liebe dazu – war immer wieder faszinierend. Auch wenn wir uns über eine Einleitung zu einer Anekdote wie «… und 1955, als Fangio, wie erinnern uns…» immer köstlich amüsierten.
Zu seinen Sportlern pflegte er ein Nahverhältnis wie kaum ein anderer, stets mit journalistischen Samthandschuhen. «Er sprach nach einem Fehler von mir noch immer von einem technischen Defekt, obwohl ich klar sagte, es war mein eigener Mist», weiß Gerhard Berger zu erzählen, für Prüller immer der Tiroler Lausbua, bis nach der aktiven Karriere.
Als Prüller zum 50. Geburtstag von Kollegen eine Uraltschreibmaschine nur mit den Tasten B, E, R, G bekam, war klar: Für «Berger» reichte sie.
Zehn Jahre später blieb es beim Gerücht, W, U und Z seien dazugekommen. Oder L, A, D. Aber ich schrieb damals, 2001, in den Salzburger Nachrichten: Heinz sei der Einzige neben dem französischen Grandseigneur Renaud de Laborderie (1930-2012) in einem Formel-1-Pressezentrum, der noch mit einer herkömmlichen Schreibmaschine quasi Maschinengewehrlärm verursachte, während alle anderen an Laptops werkten.
Heinz’ Anruf kam prompt: «Das stimmt nur bei Überseerennen, denn da ist das Internet meistens schlecht, in Europa habe ich selbstverständlich einen Laptop.»
Nach weit über 600 Grands Prix in sechs Dekaden forderte die Gesundheit ein Kürzertreten. Ein Reisen zu den Rennen war für Heinz schon vor der Pandemie nicht mehr verträglich, doch seine Neugier blieb ungebremst. Als ich vor wenigen Wochen Samstagnacht vom Bahrain International Circuit nach der Qualifikation losfuhr, klingelte das Mobiltelefon, und Heinz war dran: «Bist du in Bahrain? Was gibt’s Neues?»
Dass er wegen seiner ungezählten Backgroundstorys und Klatschhistörchen beliebtes Kabarett-Subjekt geworden war, störte ihn nur anfangs. Dann arrangierte er sich und spielte bald selbst in Persiflagen seiner selbst mit, wie auch Stimmen- und Pointenmaestro Alex Kristan in seinem Beitrag in der Jubiläums-«Grand Prix Story» berichtet, die jetzt im Residenz Verlag erschienen ist.
Alles Gute, lieber Heinz, und bleib noch lange neugierig!