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Toto Wolff würde gerne heulen: «Mehr Druck ist super»

Von Andreas Reiners
Toto Wolff

Toto Wolff

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff war mit dem fünften Rennwochenende in Monaco überhaupt nicht zufrieden. Er erklärt, wie Mercedes aus solchen Rückschlägen eine besondere Motivation zieht.

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff war bedient. Und das komplett. «Am liebsten würde ich gerade heulen, aber das wäre nicht produktiv. Das ganze Wochenende war zum Vergessen», sagte Wolff nach einem für Mercedes desaströsen Monaco-GP mit einem peinlichen Boxenstopp-Aus für Valtteri Bottas und einem ernüchternden siebten Platz für Champion Lewis Hamilton.

Die Folge: Erstmals seit 2013 liegt Red Bull Racing wieder in beiden WM-Wertungen vorne. Ja, es war erst das fünfte Saisonrennen, doch der Druck ist spürbar, und das auf beiden Seiten. «Ich finde es super. Mehr Druck, dann sehen wir am Ende, wer es am besten ausgehalten hat», so Wolff.

Interessant dabei: Im Vorfeld des Rennens hat Wolff über Punkte gesprochen, die Mercedes besonders motivieren. Die dazu führen, dass die Silberpfeile bislang immer gestärkt aus kritischen Situationen hervorgegangen sind.

Zum Beispiel durch Attacken von außen, wenn die Konkurrenz stichelt, was zum Beispiel Red Bulls Motorsportberater Dr. Helmut Marko zuletzt öfter getan hat.

Warum wird immer wieder gestichelt? «Ich glaube, das liegt daran, dass sie sich intern enorm Druck machen. Helmut Marko stichelt schon mal. Aber auch das ist ein Vorteil für uns. ‚Helmut ist unsere beste Waffe.‘ Das hat Niki Lauda immer gesagt. Jede Attacke von außen festigt uns als Team», sagte Wolff der FAZ.

Das gilt auch für das Reglement, bei dem die Änderungen vor allem auch Mercedes getroffen haben. Für Wolff keine Frage, dass dies getan wurde, um die Silberpfeile nach sieben Titeln in Folge einzubremsen.

«Ich verstehe, dass der Rechteinhaber der Formel 1 immer ein Interesse hat, eine möglichst umkämpfte Meisterschaft zu bieten. Es ist für niemanden gut, dass dasselbe Team mit demselben Fahrer jahrelang dominiert. Die Formel 1 braucht wie jeder Spitzensport Variabilität und Unvorhersehbarkeit. Es wäre am besten, wenn die WM im letzten Rennen mit einem Punkt Unterschied entschieden wird», sagte der Österreicher. «Wir nehmen diesen Versuch, uns einzubremsen, sportlich und haben uns gesagt, ok, super, wir werden trotzdem wieder um den Titel mitfahren.»

In gewisser Weise habe man es gebraucht, um neue Ziele setzen zu können, so Wolff: «Jetzt erst recht. Wir sind zum ersten Mal der Jäger, das ist sensationell. We hunt.» Das Motto 2021 bei Mercedes: «Enjoy the hunt.»

Größter Widersacher ist Max Verstappen. Wolff findet, dass der Niederländer reif ist für den Titel. «Ja, das kann er schaffen. Allerdings macht er noch kleine Fehler, weil er jung ist.»
Trotz der 123 Rennen, die Verstappen bereits absolviert hat? Ja, weil eine neue Komponente hinzukommt: die Rolle des Favoriten.

Findet zumindest Wolff.

«Sein Speed und die Fahrzeugbeherrschung sind hervorragend. Aber wenn man keinerlei Fehler mehr machen darf, weil Lewis auf der Höhe seiner Leistungsfähigkeit fährt, dann kommt eine neue Herausforderung dazu, die er in der Formel 1 noch nicht kennt», sagte Wolff.

Jäger zu sein sei dagegen viel einfacher, so der Österreicher: «Deswegen kommt uns die Situation entgegen. Red Bull kann die Favoritenrolle nicht abstreiten. Das ist die Realität.»

Monaco-GP, Monte Carlo

01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16B-Honda, 1:38:56,820 h
02. Carlos Sainz (E), Ferrari SF21, 9,114 sec
03. Lando Norris (GB), McLaren MCL35M-Mercedes, 22,117
04. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB16B-Honda, 23,963
05. Sebastian Vettel (D), Aston Martin AMR21-Mercedes, 51,115
06. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT02-Honda, 54,045
07. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W12, 1:06,361 min
08. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR21-Mercedes, +1 Runde
09. Esteban Ocon (F), Alpine A521-Renault, +1 Runde
10. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo C41-Ferrari, +1 Runde
11. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo C41-Ferrari, +1 Runde
12. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren MCL35M-Mercedes, +1 Runde
13. Fernando Alonso (E), Alpine A521-Renault, +1 Runde
14. George Russell (GB), Williams FW43B-Mercedes, +1 Runde
15. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43B-Mercedes, +1 Runde
16. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT02-Honda, +1 Runde
17. Nikita Mazepin (RUS), Haas VF-21-Ferrari, +3 Runden
18. Mick Schumacher (D), Haas VF-21-Ferrari, +3 Runden
Out
Charles Leclerc (MC), Ferrari SF21, Antriebswelle gebrochen *
Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W12, Radmutter
* nicht zum Rennen gestartet

WM-Stand nach 5 von 23 Rennen

Fahrer
1. Verstappen 105 Punkte
2. Hamilton 101
3. Norris 56
4. Bottas 47
5. Pérez 44
6. Leclerc 40
7. Sainz 38
8. Ricciardo 24
9. Gasly 16
10. Ocon 12
11. Vettel 10
12. Stroll 9
13. Alonso 5
14. Tsunoda 2
15. Giovinazzi 1
16. Räikkönen 0
17. Russell 0
18. Latifi 0
19. Schumacher 0
20. Mazepin 0
Konstrukteure
1. Red Bull Racing 149
2. Mercedes 148
3. McLaren 80
4. Ferrari 78
6. Aston Martin 19
5. AlphaTauri 18
7. Alpine 17
8. Alfa Romeo 1
9. Williams 0
10. Haas 0

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