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Wendlinger: So ungewöhnlich war der Schumacher-Stil

Von Andreas Reiners
Michael Schumacher und Karl Wendlinger 1991 beim Sieg in Autopolis

Michael Schumacher und Karl Wendlinger 1991 beim Sieg in Autopolis

Karl Wendlinger gehörte wie Michael Schumacher Anfang der 90er-Jahre zum Mercedes-Juniorenprogramm. Der Österreicher erzählt ein paar Anekdoten aus der damaligen Zeit.

Karl Wendlinger wurde 1989 Formel-3-Meister, vor Heinz-Harald Frentzen und Michael Schumacher. Das Trio schaffte daraufhin den Sprung in das Mercedes-Juniorenprogramm.

In den Sportwagen stellte sich heraus: Frentzen konnte so schnell wie Schumi fahren, wirkte aber weniger erfolgsorientiert.
Wendlinger brauchte etwas länger, um auf die gleichen Zeiten zu kommen, fuhr dann aber auf Augenhöhe mit den beiden Deutschen.

Zwischenbilanz: alle drei mit riesigem Erfolgspotenzial.

Wie das Potenzial der beiden Teamkollegen war, konnte auch Wendlinger damals genau beobachten. «Heinz-Harald ging alles leicht von der Hand, er hat sich gleich um nichts gepfiffen. Michael war auch extrem talentiert, aber ging alles systematischer an. Er war extrem ehrgeizig», sagte der Österreicher bei Sport1.

Eine Anekdote aus der damaligen Zeit. Schumachers Herangehensweise konnte man bereits beim zweiten Fitnesstest erkennen, erzählte Wendlinger: «Michael kam völlig durchtrainiert an, war plötzlich ein einziges Muskelpaket. Er muss vier Wochen nur trainiert haben.»

Er habe auch von Anfang an viel mit den Ingenieuren gesprochen, habe alles wissen wollen, so Wendlinger: «Michaels Stärke auch später zu Ferrari-Zeiten: Er findet immer noch was, er kann sich immer noch steigern. Das war ein Teil seines großen Talents.»

Zu Schumachers Fahrstil hat Wendlinger, der von 1991 bis 1995 insgesamt 41 Rennen in der Formel 1 absolvierte, ein paar Beispiele parat.

Wendlinger: «Er war permanent am Gas, um den Diffusor im Heck aus dem Auspuff heraus konstant anzublasen. Er spielte permanent mit dem Gaspedal und hat mit dem linken Fuß gebremst. So generierte er zusätzlichen Abtrieb, konnte extrem schnell in die Kurve reinfahren und auch früher Vollgas geben. Er war extrem schnell damit und ließ später alle Autos in diese Richtung entwickeln.»

Das Problem: «Diese Autos waren im Heckbereich aber sehr instabil, reagierten unvorhersehbar, wenn man nicht so fahren konnte wie Michael. Seine Teamkollegen kamen damit nie richtig klar.»

Der Benetton von 1995 sei das extremste Auto gewesen, so Wendlinger: «Michael erzählte mir einmal, dass er schon vor jeder Bodenwelle gegenlenken musste, um den Wagen proaktiv zu kontrollieren und nicht quer zu fahren.»

Eine andere Geschichte erzählte ihm ein Ingenieur, der 1994 bei Ligier arbeitete. «Michael ließ das Auto bei einer Testfahrt Ende des Jahres mit dem Renault-Motor, den er 1995 im Benetton fuhr, völlig umbauen. Der Ingenieur konnte nicht glauben, dass man ein solch extrem abgestimmtes Auto überhaupt auf der Straße halten konnte und Michael war auch noch superschnell damit», so Wendlinger.

Ein weiteres Beispiel ist das gemeinsame Rennen 1991 in Autopolis, dass beide mit dem C291 gewonnen haben. «Michael fuhr einige Kurven im zweiten Gang, ich im Dritten. Er brauchte die Drehzahl, um den Grip zu spüren. Mir war das Auto im zweiten Gang aber zu unruhig, ich konnte mit der hohen Drehzahl nicht fahren», so Wendlinger.


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