Toto Wolff über Milliardärs-Söhne: «Das ist absurd»
Lewis Hamilton und Toto Wolff 2018 am Red Bull Ring
Aus einfachsten Verhältnissen in der englischen Arbeiterstadt Stevenage zum Formel-1-Rekordchampion und Jetsetter: Lewis Hamilton hat eine Karriere gemacht, die zu den ganz grossen Erfolgsgeschichten gehört, über die Grenzen des Motorsports hinaus. Aber der grosse Champion macht sich Sorgen.
2020 hat sich Hamilton vermehrt für Chancen-Gleichheit und den Kampf gegen Rassismus eingesetzt. Der 98fache GP-Sieger moniert seit Jahren, dass es junge Fahrer ohne finanzielle Mittel fast nicht mehr schaffen, sich im Rennsport nach oben zu arbeiten. Hamilton betonte vor kurzem in einem Interview mit der spanischen As, dass der Motorsport bald nur noch Reichen und Superreichen vorbehalten sein wird, wenn da nicht endlich etwas passiert.
Lewis Hamilton: «Wir leben in einer Zeit, in welcher dieser Sport zu einem Klub für Milliardärs-Söhne geworden ist. Wenn ich heute aus der Arbeiterklasse anfangen würde, wäre es mir unmöglich, es in die Formel 1 zu schaffen, weil die anderen Jungs so viel mehr Geld haben. Wir müssen das ändern und den Rennsport wieder zugänglicher machen. Es muss Chancengleichheit entstehen zwischen den Reichen und Leuten bescheidener Herkunft.»
Ohne Namen zu nennen, ist klar, worauf sich Hamilton bezieht: Die steinreichen Lawrence Stroll, Michael Latifi und Dmitry Mazepin haben enorme Summen investiert, um ihre Sprösslinge Lance, Nicholas und Nikita in die Königsklasse zu bringen – teilweise samt Privat-Testfahrten auf zahlreichen Formel-1-Strecken; bei Stroll damals mit einer Mannschaft von Williams, bei Mazepin mit einer von Mercedes.
Lewis Hamiltons Vater Anthony hingegen musste verschiedene Jobs annehmen, um die Kart-Karriere von Lewis zu finanzieren. Im Alter von 13 Jahren nahm dann McLaren den vielversprechenden Teenager unter Vertrag.
In Monaco ist Mercedes-Teamchef Toto Wolff bei einer Videokonferenz auf die Kritik von Lewis Hamilton angesprochen worden. Der 49jährige Wiener sagt: «Einer der Gründe, wieso dieser Sport so attraktiv ist – er bietet reichlich Stoff für eine wahre Seifenoper. Fahrer stammten schon immer aus ganz verschiedenen Hintergründen. Ich bin nicht der Ansicht, dass Piloten aus privilegierten Verhältnissen grundsätzlich immer alles leicht haben. Auch die kämpfen gegen Dämonen.»
Doch Toto Wolff ist ebenfalls der Überzeugung: Die Kosten in den Nachwuchskategorien sind längst ausgeufert.
Wolff weiter: «Wir müssen eine Situation erzeugen, wonach Einsteiger-Motorsport wieder erschwinglich wird. Es muss möglich sein, dass junge Piloten in Juniorkategorien Erfolg haben können, auch ohne üppige Finanzierung. Eine Saison im Spitzen-Kartsport kostet inzwischen eine Viertel Million, eine Saison in der Formel 4 eine halbe Million, bei der Formel 3 sind wir dann schon bei einer Million. Das ist doch absurd! Wir müssen es möglich machen, dass diese Budgets runterkommen.»
Monaco-GP, Monte Carlo
01. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16B-Honda, 1:38:56,820 h
02. Carlos Sainz (E), Ferrari SF21, 9,114 sec
03. Lando Norris (GB), McLaren MCL35M-Mercedes, 22,117
04. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB16B-Honda, 23,963
05. Sebastian Vettel (D), Aston Martin AMR21-Mercedes, 51,115
06. Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT02-Honda, 54,045
07. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W12, 1:06,361 min
08. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR21-Mercedes, +1 Runde
09. Esteban Ocon (F), Alpine A521-Renault, +1 Runde
10. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo C41-Ferrari, +1 Runde
11. Kimi Räikkönen (FIN), Alfa Romeo C41-Ferrari, +1 Runde
12. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren MCL35M-Mercedes, +1 Runde
13. Fernando Alonso (E), Alpine A521-Renault, +1 Runde
14. George Russell (GB), Williams FW43B-Mercedes, +1 Runde
15. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43B-Mercedes, +1 Runde
16. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT02-Honda, +1 Runde
17. Nikita Mazepin (RUS), Haas VF-21-Ferrari, +3 Runden
18. Mick Schumacher (D), Haas VF-21-Ferrari, +3 Runden
Out
Charles Leclerc (MC), Ferrari SF21, Antriebswelle gebrochen *
Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W12, Radmutter
* nicht zum Rennen gestartet
WM-Stand nach 5 von 23 Rennen
Fahrer
1. Verstappen 105 Punkte
2. Hamilton 101
3. Norris 56
4. Bottas 47
5. Pérez 44
6. Leclerc 40
7. Sainz 38
8. Ricciardo 24
9. Gasly 16
10. Ocon 12
11. Vettel 10
12. Stroll 9
13. Alonso 5
14. Tsunoda 2
15. Giovinazzi 1
16. Räikkönen 0
17. Russell 0
18. Latifi 0
19. Schumacher 0
20. Mazepin 0
Konstrukteure
1. Red Bull Racing 149
2. Mercedes 148
3. McLaren 80
4. Ferrari 78
5. Aston Martin 19
6. AlphaTauri 18
7. Alpine 17
8. Alfa Romeo 1
9. Williams 0
10. Haas 0