W Series-Crash: Beitske Visser ohne Knochenbrüche
Die Niederländerin Beitske Visser
Bis Freitagnacht wurden die schwedisch-norwegische Doppelbürgerin Ayla Agren (28) und die Niederländerin Beitske Visser (26) untersucht, dann konnten die Ärzte im Krankenhaus endlich Entwarnung geben: Beim schweren Unfall der W (woman) Series im Abschlusstraining von Spa-Francorchamps mit sechs Fahrerinnen waren auch sie mit Prellungen und dem Schrecken davongekommen.
Die frühere Red Bull-Pilotin Beitske Visser sagt: «Danke für all eure Nachrichten. Das war ein ziemlich erschreckender Unfall, aber bei mir sass wohl ein Schutzengel auf der Schulter. Ich fühle mich wie zerschlagen, aber zum Glück konnten keine Knochenbrüche gefunden werden.»
Nach der Massenkollision und dem Überschlag des Fahrzeugs von Visser wurden bei der Rennfahrerin eine Computer-Tomographie (CT) des Kopfes gemacht, dazu wurden die Beine geröntgt, weil der Verdacht bestand, dass sie sich dort einen Bruch zugezogen hatte. Kurz vor Mitternacht kam das Okay, das Krankenhaus zu verlassen. Agren war schon zwei Stunden zuvor entlassen worden.
Und das war passiert: Einsetzender Regen hatte die Bahn schmierig gemacht. Sarah Moore aus England verlor als erste die Kontrolle über ihren Rennwagen und drehte sich in die Pistenbegrenzung. Hinter ihr geriet ihre Landsfrau Abbie Eaton ebenfalls ins Trudeln, danach folgten Agren und Visser, die beide rückwärts in die liegengebliebenen Wagen rutschten. Der Renner von Eaton wurde dabei ausgehebelt, danach rauschte die Spanierin Belén García heftig ins Fahrzeug von Visser, das Auto von Beitske wurde auf die Reifenstapel geschleudert.
Nachdem der Wagen der Niederländerin auf die Bahn zurückgefallen war, wurde er erneut getroffen, von der Liechtensteinerin Fabienne Wohlwend, danach überschlug sich der Wagen von Visser und blieb kopfüber liegen.
Einmal mehr bewährte sich die Schutzvorrichtung Halo. Ein Rad vom Wagen von Eaton traf den Titanbügel am Wagen von Moore, der Bügel von Visser berühte die Oberseite der Reifenstapel und nachher den Asphalt. Die 26-jährige Niederländerin konnte sich selber aus dem Wagen befreien, entfernte sich aber offenbar unter grossen Schmerzen und hinkend vom Wagen weg, bevor sie sich auf den Asphalt setzte und dann zur Seite rollte und zusammenkrümmte.
Die Engländerin Sarah Moore sagt zum Unfall: «Ich bin durchgeschüttelt, aber sehr erleichtert, dass niemand schlimmer verletzt worden ist. Ich hatte zwei Runden lang versucht, Temperatur in die Reifen zu bekommen. Als ich aus der letzten Kurve zu Start und Ziel kam, begann es zu nieseln. Mir war klar: Das ist vielleicht die einzige Chance, auf einer halbwegs trockenen Bahn eine gute Zeit fahren zu können. Also setzte ich alles auf eine Karte. In Eau Rouge schmierte mir das Heck des Wagens weg, ab diesem Punkt war ich Passagier.»
Die Britin Abbie Eaton ergänzt: «Mein ganzer Körper schmerzt, aber wenn ich mir Bilder des Unfalls ansehe, dann weiss ich, dass ich mit sehr viel Glück davongekommen bin. Der Himmel wurde immer düsterer und ich ahnte – wir werden nur eine gute Runde schaffen. Sarah war die Erste an jener Stelle und drehte sich, und mir dahinter ging es auf der feuchten Bahn gleich.»
Nochmals Sarah Moore: «Wer sich die Bilder ansieht, merkt schnell, wie wichtig der Halo ist. Er hat uns ohne jeden Zweifel vor Schlimmerem bewahrt.»
W Series-Renndirektor Dave Ryan, langjähriger Team-Manager des Formel-1-Rennstalls McLaren: «Zum Glück sind unserer Fahrerinnen wohlauf. Es war gut zu sehen, dass die Überlebenszellen den Belastungen durch diesen Crash gut widerstanden haben.»
Das Rennen der W Series beginnt am 28. August um 16.30 Uhr (nach dem Formel-1-Qualifying) und dauert dreissig Minuten plus eine Runde (zu sehen auf Sky). In der Meisterschaft führt die 23-jährige Williams-Entwicklungspilotin Jamie Chadwick (W Series-Champion 2019) mit 73 Punkten vor Alice Powell (72 Punkte), der Spaniering Nerea Martí (37) und Sarah Moore (35). Die Frauen fahren in dieser Saison noch in Zandvoort, Austin und Mexiko.