Formel 1: Glock nennt Stroll eine Lachnummer

Wirbel um Verstappen: Taktisches Foul gegen Hamilton?

Von Andreas Reiners
Max Verstappen und Lewis Hamilton

Max Verstappen und Lewis Hamilton

Max Verstappen wurde nach dem Crash mit Lewis Hamilton bestraft. Im Raum steht aber auch die Frage: War die Aktion Absicht?

Der Crash von Max Verstappen und Lewis Hamilton hat in Monza für viele Diskussionen gesorgt. Und wie in der Formel 1 üblich, wurde der Unfall von vorne bis hinten seziert.

Natürlich vor allem von den Rennkommissaren, die einen größeren Teil der Schuld bei Verstappen sahen. Die Folge: Er wird in Sotschi um drei Startplätze zurückversetzt.

Und im Laufe der Gespräche und Analysen kamen dann auch Stimmen, dass es von Verstappen clever gewesen sei. Immerhin behält er seinen Fünf-Punkte-Vorsprung, auf einer Strecke, wo wohl Hamilton – auch nach dem Verlauf des Rennens – vor ihm gelandet wäre.

«Wenn ich mir die Wiederholung von Max und Lewis in Kurve 1 ansehe, muss ich sagen, dass es keine Chance gab, dass er das hinbekommt», sagte Ex-Weltmeister Damon Hill bei Sky: «Er musste ausweichen, wie Lewis zuvor in der zweiten Schikane, um einen Unfall zu vermeiden, also ist die einzige Schlussfolgerung, dass er gedacht haben könnte 'Ich muss ihn ausschalten'. Ich möchte das keinem Fahrer unterstellen, aber ich denke, es war entweder eine Fehleinschätzung oder ein kalkulierter Schachzug, mit Lewis zu kollidieren», so Hill.

«Ich mag den Gedanken nicht, dass ich jemanden beschuldige, das zu tun, aber er hat einen Punktevorsprung, und das war ein Rennen, das Mercedes gewinnen sollte», so Hill. Der frühere Formel-1-Fahrer Christian Danner sieht das anders, er stellt bei ran klar, dass er Absicht «etwas weit hergeholt» findet: «Jeder interpretiert natürlich gerne etwas hinein. Dass sich nach dem Rennen Mercedes und Red Bull hinstellen und dem jeweils anderen die Schuld geben, ist normal und gehört auch irgendwo zur psychologischen Kriegsführung dazu.»

Gemahnt wird trotzdem. «Wir müssen aufpassen, dass taktische Fouls nicht passieren. Ich glaube, dass Lewis in Runde 1 in Kurve 4 dieses taktische Foul nicht gemacht hat. Umgekehrt dann in der Runde, in der die Kollision passiert ist, war es klar, dass er da reinhalten muss, um das für beide zu beenden», meinte Mercedes-Teamchef Toto Wolff.

Bei Red Bull Racing sieht man das freilich anders. «Ich denke nicht, dass er sowas in Kurve 1 und 2 denkt. Er denkt daran, wie er vor das andere Auto kommen kann. Ich wäre enttäuscht, wenn Toto das so darstellen würde», sagt Teamchef Christian Horner.

Für ihn ist der Crash ein Rennunfall. «Ich kann nicht sehen, wie man in so einem Vorfall einem Fahrer mehr Schuld geben kann als dem anderen.»

In seiner Medienrunde ruderte Wolff übrigens zurück, was das taktische Foul angeht. Besser gesagt: Er präsentierte seine Definition davon: «Bei einem taktischen Foul ist es so, dass du, wenn du siehst, dass es Richtung Tor gehen könnte, ein Risiko eingehst. Niemand will foulen, aber du willst den Ball spielen. Und dabei kannst du in die Situation kommen, dass du den anderen umhaust. Es soll aber keine absolutistische Aussage sein, dass es so war. Aber das Rennen ist in der Kurve zu Ende gegangen», sagte Wolff.

Ein interessanter Einwand, denn normalerweise ist ein taktisches Foul eines mit Absicht.

Wolff appelliert aber auch an die Vernunft der Fahrer: «Sie müssen einen Weg finden, wie sie gegeneinander fahren können. Entweder man lässt in jeder Richtung Platz, [oder] es wird Unfälle geben, wenn es nicht klar ist - und es ist eigentlich nie klar. So wie das Urteil in Silverstone», so Wolff. Damals war Hamilton bekanntlich überwiegend schuld.

Er fordert: «Beide müssen sich Platz lassen, und Unfälle vermeiden. Denn bis jetzt hat es Spaß gemacht, aber wir haben heute einen Halo gesehen, der Lewis das Leben gerettet hat, und Max hatte diesen schweren Einschlag in Silverstone. Wir wollen nicht in eine Situation kommen, in der wir eingreifen müssen, wenn jemand wirklich verletzt wird.»

Italien-GP, Monza

01. Daniel Ricciardo (AUS), McLaren MCL35M-Mercedes, 1:21:54,365 h
02. Lando Norris (GB), McLaren MCL35M-Mercedes, +1,747 sec
03. Valtteri Bottas (FIN), Mercedes W12, +4,921
04. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF21, +7,309
05. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB16B-Honda, 8,723
06. Carlos Sainz (E), Ferrari SF21, +10,535
07. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR21-Mercedes, +15,804
08. Fernando Alonso (E), Alpine A521-Renault, +17,201
09. George Russell (GB), Williams FW43B-Mercedes, +19,742
10. Esteban Ocon (F), Alpine A521-Renault, +20,868
11. Nicholas Latifi (CDN), Williams FW43B-Mercedes, +23,743
12. Sebastian Vettel (D), Aston Martin AMR21-Mercedes, +24,621
13. Antonio Giovinazzi (I), Alfa Romeo C41-Ferrari, +27,216
14. Robert Kubica (PL), Alfa Romeo C41-Ferrari, +29,769
15. Mick Schumacher (D), Haas VF-21-Ferrari, +51,088
Out
Nikita Mazepin (RUS), Haas VF-21-Ferrari
Lewis Hamilton (GB), Mercedes W12, Crash
Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB16B-Honda, Crash
Pierre Gasly (F), AlphaTauri AT02-Honda
Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri AT02-Honda

WM-Stand nach 14 von 21 Rennen

Fahrer 
1. Verstappen 226,5 Punkte
2. Hamilton 221,5 
3. Bottas 141
4. Norris 132
5. Pérez 118
6. Leclerc 104
7. Sainz 97,5
8. Ricciardo 83
9. Gasly 66
10. Alonso 50
11. Ocon 45
12. Vettel 35
13. Stroll 24
14. Tsunoda 18
15. Russell 15
16. Latifi 7
17. Räikkönen 2
18. Giovinazzi 1
19. Schumacher 0
20. Kubica 0
21. Mazepin 0

Teams
1. Mercedes 362,5
2. Red Bull Racing 344,5
3. McLaren 215
5. Ferrari 201.5
5. Alpine 95
6. AlphaTauri 84
7. Aston Martin 59
8. Williams 22
9. Alfa Romeo 3
10. Haas 0


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