Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Kontroverses WM-Finale 2021: FIA in der Zwickmühle

Von Mathias Brunner
Mohammed Ben Sulayem vor dem WM-Finale 2021 in Abu Dhabi

Mohammed Ben Sulayem vor dem WM-Finale 2021 in Abu Dhabi

Mohammed Ben Sulayem, Präsident des Autosport-Weltverbands FIA, hat eine Untersuchung des kontroversen WM-Finales 2021 in Abu Dhabi eingeleitet. Aber die FIA steckt in der Zwickmühle.

Viele Fans von Lewis Hamilton lassen nicht locker. Zahlreiche Anhänger des Mercedes-Superstars sind davon überzeugt, dass ihrem Champion in Abu Dhabi 2021 die Chance auf den achten WM-Titel geraubt worden sei. Sie wirken dabei ähnlich verbissen wie in den USA viele Republikaner, die noch heute glauben, in Wahrheit hätte Donald Trump im November 2021 die Präsidentenwahl gewonnen, nicht Joe Biden.

Auslöser des ganzen Schlamassels sind die letzten Minuten des WM-Finales von Abu Dhabi am 12. Dezember 2021, als Formel-1-Rennleiter Michael Masi das Safety-Car-Protokoll nicht zu 100 Prozent befolgte und das Chaos letztlich Max Verstappen die Möglichkeit eröffnete, sich auf Leader Hamilton zu werfen. Diese Chance liess sich der Niederländer nicht entgehen und wurde mit seinem Sieg zum ersten Mal Formel-1-Weltmeister.

Zwei Mercedes-Proteste unmittelbar nach dem Rennen wurden abgewiesen, auf eine Berufung haben die neunfachen Konstrukteurs-Weltmeister verzichtet – mit Blick auf eine von der FIA versprochene Untersuchung und Verbesserungs-Vorschläge.

Der neue FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem (60), am 17. Dezember als Nachfolger von Jean Todt gewählt, will mit dieser Untersuchung und entsprechenden Regeländerungen, vielleicht mit Personal-Wechseln, die Glaubwürdigkeit seiner Organisation festigen.

Es lässt sich nicht wegreden, dass der Australier Michael Masi das korrekte Prozedere in Sachen Safety-Car missachtet hat – auch wenn im Formel-1-Reglement verankert ist, dass das letzte Wort beim Einsatz des Führungsautos im Ermessen des Rennleiters liegt.

Unter Fans und Fachleuten drängt sich der Eindruck auf: Michael Masi war vor der Situation in Abu Dhabi überfordert. Seine Entscheidungen haben bei vielen Formel-1-Fans, nicht nur bei Anhängern von Lewis Hamilton, den Eindruck erweckt – die Show sei für die Königsklasse wichtiger als die Integrität des Sports.

Der dreifache GP-Sieger Johnny Herbert sagt: «Masi hat der Formel 1 viel Schaden zugefügt. Die Wettbewerber müssen Vertrauen haben in den Rennleiter, und dieses Vertrauen ist komplett verschwunden.»

Schon im Laufe der ganzen Saison 2021 ist aufgefallen: Zahlreiche Entscheidungen von Masi sind mindestens fragwürdig. Die Fahrer gaben immer wieder zu verstehen – wir haben nichts gegen Regeln, aber sie müssen gleichmässig und fair angewandt werden.

Mit dem WM-Finale scheint die Position von Masi untragbar geworden zu sein, aber das führt gemäss Johnny Herbert zu einem Problem: «Wer soll ihn ersetzen? Für diesen Posten brauchst du einen Mann mit Erfahrung. Ich sehe niemanden, der sich als Nachfolger aufdrängen würde.»

FIA-Chef Ben Sulayem hat angekündigt: Er werde mit allen Teamchefs sprechen, um sich ein umfassendes Bild über die Bedenken der Rennställe zu bilden. Er hat dem FIA-Generalsekretär Peter Bayer die Aufsicht über die Untersuchung gegeben, Bayer trifft sich am 19. Januar mit den Sportdirektoren der zehn GP-Teams. Im Zentrum steht dabei die Art und Weise, wie ein Safety-Car eingesetzt werden soll. Danach sind Gespräche mit den Formel-1-Piloten geplant.

Die Fahrer werden dabei betonen, wie unzufrieden sie mit gewissen Entscheidungen von Rennkommissaren und Rennleitung sind. Scheinbar identische Manöver wie das Abdrängen eines Gegners bleiben einmal ungeahnet und beim nächsten Mal setzt es eine Strafe. Die GP-Piloten wollen endlich Klarheit darüber, was in Sachen Pistenetikette erlaubt ist und was nicht.

Peter Bayer will seine Erkenntnisse dann der Formel-1-Kommission vorlegen, das soll jedoch erst Ende Februar passieren. Ben Sulayem verlangt von ihm auch Vorschläge, wie die FIA-Struktur personell optimiert werden kann.

Sollte Bayer zum Schluss kommen, dass die Position von Michael Masi nicht länger zu halten sei, dann stünde Scott Elkins als Nachfolger bereit. Er war zusammen mit Masi ein Zögling des langjährigen Formel-1-Rennchefs Charlie Whiting, der vor dem WM-Auftakt 2019 verstorben ist. Eine Alternative wäre Steve Nielsen, der seit 2017 als Sportdirektor der Formel 1 arbeitet, als rechte Hand von Ross Brawn.

Der Autosport-Weltverband FIA lässt sich bei all dem überraschend viel Zeit: Erst bei der Sitzung des Weltrats am 18. März soll verkündet werden, welche Entscheidungen die Vorkommnisse von Abu Dhabi nach sich ziehen. Das ist zwei Tage vor dem WM-Auftakt von Bahrain (20. März).

Mohammed Ben Sulayem glaubt, dass die Sportregeln so verfasst werden können, dass sich ein Fall Abu Dhabi nicht wiederholen kann. Die erste Amtszeit des in Dubai geborenen, früheren Rallye-Fahrers beginnt mit der schwierigen Aufgabe, die Glaubwürdigkeit des Sports wiederherzustellen.

Einfach ist das nicht.

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