Mike Krack (Aston Martin): BMW-Plan ist eine Warnung
Frischer Wind bei Aston Martin: Nachfolger von Otmar Szafnauer als Teamchef ist der erfahrene Luxemburger Mike Krack. Im ersten Teil unseres Gesprächs hat Mike davon gesprochen, wie Sebastian Vettel bei Aston Martin gehalten werden soll. Aber im Gruppen-Interview wurden auch zahlreiche weitere Aspekte angesprochen. So sagt Mike Krack über …
... den Fünfjahresplan von Aston Martin:
«Wer sich hier in Silverstone umschaut, der erkennt schnell: Da entsteht eine atemberaubende Infrastruktur. Wenn ich nicht irre, sprechen wir hier vom ersten komplett neuen Rennwagenwerk in der Formel 1 in fast zwanzig Jahren. Wir werden eine Anlage erster Güteklasse haben, und alleine dies zeigt, welche Vision Lawrence Stroll für das Formel-1-Team von Aston Martin hat.»
«Wir werden in wenigen Jahren alle Werkzeuge zur Verfügung und alle Puzzle-Teile am richtigen Ort haben, um erfolgreich GP-Sport zu betreiben. Ich sehe uns auf gutem Weg. Aber ich verstehe gleichzeitig, dass Fünfjahrespläne nicht immer aufgehen. Es kann schliesslich nur einen Sieger geben.»
«Im Gegensatz zu früheren Werks-Teams und ihren Plänen in der Formel 1 haben wir den Vorteil, eine sehr schlanke Struktur zu haben, mit ganz kurzen Entscheidungswegen. Klar kannst du Erfolg nicht planen, aber man kann alle Puzzle-Teile an den richtigen Platz legen. Wir hatten damals bei BMW auch einen Fünfjahresplan, aber der wurde aus Sicht eines Grossunternehmens angegangen – das müssen wir unbedingt verhindern!»
... Druck:
«Ja, bei solchen Investitionen und Zielen entsteht natürlich Druck, aber man muss eine solche Aufgabe als Gelegenheit erkennen und nicht als hohe Hürde fürchten, die es zu überwinden gilt. Es muss ein positiver Druck aufgebaut werden.»
... seine Stärken:
«Ich finde es immer etwas schwierig, über sich selber zu sprechen. Ich war in den vergangenen zwanzig Jahren in verschiedenen Funktionen tätig und auch in unterschiedlichen Rennklassen. Ich glaube, ich habe mir dabei ein gutes Rüstzeug angeeignet, mit der Fähigkeit, über den Tellerrand einer Serie hinausblicken zu können.»
«In meiner Rolle ist es wichtig, die technische Seite zu verstehen, aber ich sehe meine grösste Stärke nicht als Ingenieur, sondern in der Fähigkeit, Menschen zusammenzubringen und sie ihren Job bestmöglich ausüben zu lassen, in gutem Team-Geist. Die Leute entfalten sich dann am besten, wenn sie spüren, dass man ihnen vertraut. Das setzt ein gewisses Gespür voraus. Du kannst die hellsten Köpfe zusammenbringen, aber es kann passieren, dass die Chemie zwischen ihnen nicht stimmt. Die Mannschaft muss im Mittelpunkt stehen, ohne Zusammenarbeit geht im Motorsport gar nichts.»
... einen Aston Martin-F1-Motor 2026:
«Wir sind sehr glücklich mit unserem heutigen Partner Mercedes. Aber 2026 kommt eine neue Generation von Motoren, bei welchen der Elektro-Anteil erhöht wird. Es liegt für eine Firma wie Aston Martin nahe, dass bei der Einführung neuer Antriebseinheiten geprüft wird, ob die Entwicklung eines eigenen Motors sinnvoll wäre. Wir hätten auch genügend Zeit, einen solchen Motor zu entwickeln.»
... die moderne Formel 1:
«Wenn man nach all den Jahren in die Formel 1 zurückkommt, ist das ein wenig überwältigend. Die Königsklasse befindet sich in ständigem Wandel, da sind Unterschiede schon nach einem Jahr zu erkennen, ich aber war zehn Jahre lang weg! Vor zehn Jahren hatten wir nicht nur komplett andere Rennwagen, das ganze Umfeld war ein ganz anderes.»
«Der Wechsel zu einer neuen Führung des Sports unter Liberty Media war sehr gut für die Königsklasse. Wenn wir uns ansehen, wie viele neue, vor allem junge Fans zur Formel 1 stossen, dann ist das unglaublich. Ja, es ist eine Tendenz zu erkennen zu mehr Show, aber das entspricht dem Bedürfnis vieler Fans. Liberty Media macht einen fabelhaften Job.»