Formel 1: Max Verstappen – alles für die Katz

Knochenjob Rennfahrer: Das tut den GP-Stars weh

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton brauchte in Baku 2022 Hilfe, um sich aus dem Auto zu quälen

Lewis Hamilton brauchte in Baku 2022 Hilfe, um sich aus dem Auto zu quälen

​Als Anfang 2022 die neue Flügelauto-Epoche in der Formel 1 begann, wurden die Fahrer in den Autos windelweich geprügelt. Noch heute ist die Belastung in einem GP-Rennwagen beinahe unerträglich.

Im Frühling 2022 schlugen einige Fahrer Alarm: Sie wurden in den neuen Flügelautos der Königsklasse windelweich geprügelt, die Rennwagen setzten auf den Geraden ständig auf, das Thema Bouncing, diese Nick- oder Hüpfbewegung eines Rennwagen, war in aller Munde.

Bouncing ist eine Auswirkung der modernen Flügelautos, die überaus sensibel auf Veränderungen des Bodenabstands reagieren. Durch die Instabilität etwa einer Bodenwelle reißt die Saugnapfwirkung kurz ab, das Auto geht hoch, und dann baut sich der Abtrieb von neuem auf, der Wagen senkt sich wieder. Das wiederholt sich in sehr schneller Folge. Dieser Effekt ist eine Kombination verschiedener Faktoren. Es geht um Feinheiten der mechanischen Abstimmung und der Aerodynamik. Einige Teams schafften das besser als andere.

2023 war das Phänomen weniger häufig zu beobachten, nach Einschränkungen der Regelhüter: die Kante des Unterbodens wurde höher angesetzt, ebenfalls der Eingang zum Schacht des Diffusors, der Unterboden musste steifer gestaltet werden.

Diese Maßnahmen waren dringend notwendig, denn wie sich Mercedes-Star Lewis Hamilton nach dem Baku-GP 2022 in Zeitlupe aus dem Auto quälte, das tat schon beim Zusehen weh.

Lewis, wahrlich kein Jammerlappen, stöhnte: «Mein Rücken bringt mich fast um. Ich muss mich nach jedem Einsatz behandeln lassen. Ich habe einfach versucht, mich durchzubeißen, irgendwann läufst du nur noch auf Adrenalin. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie schmerzhaft das ist, vor allem auf den Geraden. Zum Schluss des Rennens bin habe ich einfach nur noch gebetet, dass dies alles bald vorbei sein möge.»

«Mein Rücken ist grün und blau geschlagen, ich glaube nicht, dass ich in einem Rennen je solche Schmerzen gehabt habe. Und da ist auch ein gewisses Sicherheitsrisiko. Es gab einige Situationen an diesem Wochenende, bei welchen ich beinahe den Wagen aus der Kontrolle verloren hätte, bei Top-Speed! Das ist haarig und neu für mich. Über so etwas musste ich mir bislang in meiner ganzen GP-Karriere noch nie Gedanken machen.»

Der Autosport-Weltverband reagierte mit obigen Beschlüssen, zudem haben die Teams inzwischen die Abstimmung der Flügelautos besser in den Griff bekommen. Aber so ganz erledigt hat sich das Thema nicht. Der Engländer Bradley Scanes, langjähriger Physio von Max Verstappen, sagt im Podcast Red Flag: «Der untere Rückenbereich ist bei den Formel-1-Piloten kritisch.»

«Die meisten Fans würden aufgrund der Fliehkräfte vermuten, dass die Fahrer mit der Nackenmuskulatur am meisten Schwierigkeiten haben. Aber das stimmt nicht. Die heutigen Piloten sind bis in die letzte Faser austrainiert. Dank des Rennbetriebs gewöhnt sich der Nacken an die Torturen.»

«Wie sehr der untere Rückenbereich belastet wird, das hängt weitgehend von der Streckenbeschaffenheit ab sowie vom Set-up des jeweiligen Autos. Eine steifere Abstimmung erzeugt eine höhere Belastung. Und bis heute ist der Rücken jener Bereich, in dem sich die Fahrer am ehesten verletzen oder der am meisten schmerzt nach einem Einsatz. Ich habe festgestellt: Hier treten am häufigsten Beschwerden auf.»

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