Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Erster Regen-GP von Singapur?

Kolumne von Mathias Brunner
Die Wolken werden nicht gekratzt, sondern von innen gekrault.

Die Wolken werden nicht gekratzt, sondern von innen gekrault.

Nach der Ankunft in Singapur wird bald klar: An Sonne ist derzeit nicht zu denken.

Zum vierten Mal wird der Nacht-GP von Singapur ausgetragen, aber eines haben wir unterm Kunstlicht hier noch nicht erlebt – Regen.

Das könnte sich dieses Wochenende vielleicht ändern …

Willkommen in Singapur aus einem waschechten tropischen Gewitter. Gewittrig soll es bis Freitag bleiben, erst dann ist mit einer Wetterberuhigung zu rechnen. Wobei Beruhigung bedeutet, dass es nicht mehr konstant herunterkübelt wie seit zwei Tagen, sondern nur vereinzelt. Wie heftig solche Niederschläge jedoch sind, wissen wir aus dem benachbarten Malaysia.

Der Anflug auf den Flughafen Changi hatte es in sich, aber den meisten Fluggästen war das nach mehr als zehn Stunden quengelndes Kind ohnehin egal. Es hat schon seine Gründe, wieso Passagiere oft noch während der Anfahrt zum Gate die Sicherheitsgurten aufschrenzen – nichts wie raus hier!

Da heitert es dann auch nicht mehr auf, wenn das Flugpersonal in der üblichen Ansage vor der Landung betont, dass Drogenhandel mit dem Tode bestraft werde. Oder dass chinesische Zeitgenossen die Bordtoilette schon mal in einem Zustand verlassen, den wir als, äh, nun eher unsauber bezeichnen würden. Dazu gehört (wer noch nicht gegessen hat, darf nun zum nächsten Abschnitt springen), dass nach dem Verrichten des grossen Geschäfts nicht gespült und ganz offensichtlich auch kein Toilettenpapier benutzt wurde. Kleiner Trost: neben diesem Herrn sassen wir nicht, dann doch lieber das Kind.

Die Fahrt vom Flughafen zum Hotel war ein einziges Aquaplaning, was den Fahrer nicht sonderlich dazu bewegte, den Fuss vom Gas zu nehmen. Im Taxi drin wurden wir – wie hierzulande üblich – schockgefroren, da erwärmte auch der gute Beethoven aus dem Radio nicht mehr.

Kleine Zwischenfrage an den Piloten unseres Kühlwagens: «Wie lange bleibt das Wetter so?» – «Es soll besser werden, vielleicht nur noch ab und an ein Gewitter, aber das hängt vom Wetter ab …»

An dem Mann ist offenbar ein Meteorologe verloren gegangen.

Im Stadtzentrum hängen die regenschwangeren Schwaden so tief, dass Hochhäuser die Wolken nicht kratzen, sondern eher von innen her kraulen. An der Rezeption folgt eine händeringende Entschuldigung, ganz ob die gute Dame für das üppige Nass verantwortlich wäre.

Im Fahrerlager werden die Boxen eingerichtet. Alles flucht übers Wetter, vor allem deshalb, weil Singapur vor diesem Wetterwechsel eine Phase «schön und heiss» hinter sich hatte, und weil Regen in Spa-Francorchamps und Nürburgring zum Rennwochenende gehört, hier aber nicht unbedingt.

Inzwischen – wir leben schliesslich in einer umweltbewussten Welt – haben wir die «Straits Times» einer Zweitnutzung unterzogen (nasse Schuhe ausstopfen), und die Fern-Redaktion von SPEEDWEEK wird sich nun anschauen, welch leckeres Layout die Kollegen im fernen Zuhause für die Print-Ausgabe vom kommenden Dienstag entworfen haben.

Wenn nicht, wie vor wenigen Minuten, der Strom ausfällt …

WM-Leader Sebastian Vettel hat mit seiner kämpferischen Fahrt in Monza gezeigt: Er will als Sieger zum Titel streben, nicht als Punktehamsterer. Die Gegner nass zu machen, übernimmt dieses Mal aber vielleicht eine höhere Instanz.

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