Lewis Hamilton wechselt zu Ferrari: Was soll das?
Lewis Hamilton
Gerüchte über einen Wechsel von Lewis Hamilton zu Ferrari gehörten in der Formel 1 jahrelang zum guten Ton. Quasi als Running Gag. So war es zumindest zwischenzeitlich. Immer wieder wirkte die Möglichkeit eines Wechsels aber auch durchaus real.
Denn beide Parteien haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass man gerne mal zusammenarbeiten würde. Heiß wurde es nochmal 2023, als Hamilton seinen Vertrag bei Mercedes noch nicht verlängert hatte. In dem Zuge wurden sogar Zahlen genannt, was Hamilton bei der Scuderia kassieren soll.
Doch dann unterschrieb Hamilton letztendlich doch wenig überraschend bei Mercedes. Bis Ende 2025. Nochmal zwei Angriffe auf die so begehrte WM-Krone.
Erschien logisch.
Und es hörte sich auch nichts nach einer Ausstiegsklausel an. «Das ist ein dynamisches Umfeld und wenn wir einen 5-Jahres-Vertrag aufgesetzt hätten, dann hätten wir auch über allfällige Ausstiegsklauseln sprechen müssen, für den Fall, dass wir ihm ein Auto geben, das nicht die richtige Performance bringt», hatte Mercedes-Teamchef Toto Wolff im September erklärt.
«Deshalb haben wir das nicht in Betracht gezogen. Wir haben gesagt, dass die nächsten zwei Jahre eine absehbare Zeitspanne sind. Und deshalb haben wir uns gegenseitig für diesen Zeitraum verpflichtet», ergänzte der 51-Jährige, der damit rechnet, dass Hamilton auch über seine aktive GP-Karriere hinaus der Marke Mercedes treu bleiben wird.
«Ich denke, dass er für länger eine Rolle bei uns im Team bekleiden wird, auch wenn er sich dazu entscheiden sollte, keine Rennen mehr zu bestreiten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er für ein anderes Team fährt, und er wird immer eine Ikone unter den Rennfahrern und eine Persönlichkeit außerhalb des Sports bleiben, also hoffe ich sehr, dass unsere gemeinsame Reise über den Rennsport hinaus weitergehen wird», erklärte Wolff.
Umso weniger logisch erscheint jetzt ein Wechsel zu Ferrari. Auch dann, wenn man mal davon ausgeht, dass es wie in der Formel 1 üblich Möglichkeiten gibt, aus dem Vertrag herauszukommen.
Er habe «nicht wirklich» an einen Wechsel gedacht in all den Jahren, sagte er im Oktober noch dem Blick. Also auch nicht an einen Wechsel zu Ferrari. Und die angeblichen Angebote? Gab es mal eines? «Nie. Okay, wir haben sicher mal ein paar belanglose Gespräche geführt. Ich kenne viele gute Leute dort. Aber ich fühlte mich nie bereit, nach Italien zu ziehen», sagte Hamilton.
Das Fenster bei den Roten öffnet sich erst 2025, weil die Verträge von Charles Leclerc und Carlos Sainz bis Ende 2024 laufen bzw liefen. Mit Leclerc wurde verlängert, mit Sainz eben noch nicht.
Dass Ferrari sich noch einen Topstar neben dem eigenen Kronprinzen leistet, ist schon noch nachvollziehbar. Die Sehnsucht nach dem ersten Fahrertitel seit 2007 ist riesig, und mit der Paarung Leclerc/Hamilton verschafft man sich Respekt und holt in Hamilton jemanden, der mit seiner geballten Erfahrung einen echten Mehrwert für den Rennstall bringt, nicht nur im Auto.
Doch warum sollte Hamilton das tun?
Zahlen zu dem angeblichen Deal werden noch nicht spekuliert, man kann aber davon ausgehen, dass Hamilton für den Wechsel mit einem höheren Gehalt als bei Mercedes entlohnt wird.
Doch die sportliche Triebfeder dahinter erschließt sich auch auf den zweiten Blick erst einmal nicht. Ob Mercedes 2024 Red Bull Racing attackieren und Hamilton um den Titel fahren kann, ist nicht gesichert, aber zumindest noch offen. Dass Hamilton 2025 durch einen Wechsel zu Ferrari mit besseren Möglichkeiten ausgestattet sein wird, ist zumindest fraglich. Doch vielleicht hat Hamilton den Glauben an Mercedes verloren.
Und vielleicht ist es gerade diese Herausforderung, die ihn im Herbst seiner Karriere noch einmal reizt, vom generellen Ferrari-Traum mal ganz abgesehen. Außerdem steht er Teamchef Fred Vasseur nahe, das könnte dann auch eine Rolle spielen. Die genauen Hintergründe dürften spätestens dann durchsickern, wenn der Deal tatsächlich in trockenen Tüchern ist und Hamilton darüber spricht. Es sei denn, es war alles eine Winterpausen-Ente. Was angesichts der erreichten Dimension aber unwahrscheinlich ist.
Fakt ist: Den achten WM-Titel mit dem Team zu holen, mit dem Michael Schumacher zur Legende und zum Rekordchampion wurde, wäre sicher eine spezielle Geschichte.