Bahrain: Verstappen 1., wer glänzt, wer schwächelt
Ich staune immer wieder darüber, wie standfest neue Formel-1-Autos sind. Früher mussten die Wintertests oft unterbrochen werden, weil die Rennwagen links und rechts stehenblieben und reihenweise Teile kaputtgingen. Nicht so heute. Am ersten Testmorgen auf dem Bahrain International Circuit dauerte es dreieinhalb Stunden, bis gelbe Flaggen wedelten, aber nicht abgebrochen werden musste: Alex Albon stellte seinen Williams zur Seite, das roch nach Antriebsschaden.
Albon hatte schon vorher Sorgen: Eine rauchende Vorderbremse, dann arbeitete der verstellbare Heckflügel nicht richtig (das DRS, drag reduction system), zudem rumpelt der Thai-Brite neben die Bahn, worauf sich einige Luftleitelemente am Heck seines Autos verabschiedeten.
Zudem kam es zwischen Albon und Alpine-Fahrer Esteban Ocon fast zu einer Kollision, dies in Kurve 10 nach einem Missverständnis zwischen dem Londoner und dem Franzosen.
George Russell war zwar erster Fahrer auf der Bahn, dann aber ging bei Mercedes der Rollladen runter: Problem mit dem Hybridteil seines Motors. Das ist für den Engländer sehr ärgerlich – denn die Saisonvorbereitung besteht für jeden Stammfahrer aus nur eineinhalb Tagen.
Nach zweieinhalb Stunden gab es bei Red Bull Racing eine längere Pause, am RB20 wurden Vorder- und Hinterradaufhängungen umgebaut. Zu diesem Zeitpunkt stand der Haas-Rennwagen von Kevin Magnussen gut eine Stunde in der Box, wegen Problemen mit der Benzinversorgung.
Was lässt sich in Sachen Konkurrenzfähigkeit schon feststellen?
Sportwagen-Weltmeister Anthony Davidson (44), Sky-GP-Experte und Sim-Fahrer von Mercedes-Benz, stand entlang der Rennstrecke. Dem Engländer ist aufgefallen: «Das neue Auto von Max Verstappen wirkte sehr behäbig, da ist Max Verstappen offenbar immer mit viel Benzin an Bord gefahren.»
«Am meisten Eindruck macht mir derzeit der neue Aston Martin von Fernando Alonso. Der Wagen liegt auf der Bremse sehr stabil, lenkt knackig ein und scheint ein sehr stabiles Heck zu haben.»
Die interessantesten Details in der Formel 1 liegen, wie so oft, im Verborgenen. Davidson weiß: «Rund 70 Prozent des Abtriebs eines modernen Flügelautos werden durch den Boden aufgebaut, und das ist ein Teil, das selten zu sehen ist. Alle reden immer von der Form der Seitenkästen, aber entscheidend ist, wie effizient der Boden arbeitet.»
Noch ein kleiner Rundenzeitenvergleich: Die Bestzeit im ersten freien Training zum Bahrain-GP vor knapp einem Jahr lag bei 1:32,758 min, erzielt vom Mexikaner Sergio Pérez im Red Bull Racing RB19. Verstappen hat das bereits unterboten, nach nur einem Testmorgen. Allerdings war der Niederländer dabei in Kurve 4 kurz neben der Bahn. Am GP-Wochenende wäre ihm diese Runde gestrichen worden.
Bahrain-Test 21. Februar, Stand nach 4 Stunden
1. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB20-Honda RBPT, 1:32,548 min (66 Runden)
2. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF-24, 1:33,247 (64)
3. Fernando Alonso (E), Aston Martin AMR24-Mercedes, 1:33,385 (77)
4. Oscar Piastri (AUS), McLaren MCL38-Mercedes, 1:33,658 (56)
5. Yuki Tsunoda (J), VCARB 01-Honda RBPT, 1:34,136 (64)
6. George Russell (GB), Mercedes W15, 1:33,230 (47)
7. Valtteri Bottas (FIN), Kick-Sauber C44-Ferrari, 1:34,431 (67)
8. Alex Albon (T), Williams FW46-Mercedes, 1:34,587 (40)
9. Esteban Ocon (F), Alpine A524-Renault, 1:34,677 (60)
10. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-24-Ferrari, 1:35,692 (66)