Bahrain, Tag 1: Verstappen vorne, Ricciardo glänzt
Gewiss, das ist nur der erste Tag der Formel-1-Wintertests. Gewiss, Testfahrten und ein GP-Wochenende, das sind zwei verschiedene Paar Schuhe.
Aber fast niemand im Fahrerlager wird widersprechen, wenn wir behaupten: Wer in der kommenden Saison Rennen gewinnen will, der muss einen Weg finden vorbei an Champion Max Verstappen und Konstrukteurs-Pokalsieger Red Bull Racing.
Der Niederländer hat, meist auf mittelharter Reifenmischung und mit tüchtig Sprit an Bord, einen bärenstarken Eindruck hinterlassen. Und Red Bull Racing bleibt nicht auf ausgetretenen Pfaden: Die Weichen sind gestellt zu einem überaus cleveren Seitenkastenkonzept, das zu kopieren für die Gegner nicht möglich sein wird – weil dazu die ganze Chassis/Motor-Architektur umgebaut werden muss.
Nach der Mittagspause wechselten acht von zehn Teams die Fahrer: Carlos Sainz kam für Charles Leclerc bei Ferrari, Lance Stroll für Fernando Alonso bei Aston Martin, Lando Norris für Oscar Piastri bei McLaren, Daniel Ricciardo für Yuki Tsunoda bei den Racing Bulls, Guanyu Zhou für Valtteri Bottas bei Sauber, Logan Sargeant für Alex Albon bei Williams, Pierre Gasly für Esteban Ocon bei Alpine, Nico Hülkenberg für Kevin Magnussen bei Haas – nur Mercedes (George Russell) und Red Bull Racing (Max Verstappen) liessen die gleichen Piloten wie am Morgen im Auto. Lewis Hamilton und Sergio Pérez müssen sich bis 22. Februar gedulden.
Zu Beginn des Nachmittags (15.00 Uhr in Bahrain, 13.00 in Europa) hielt sich der Fahrbetrieb in Grenzen. Aston Martin-Reservist Felipe Drugovich: «Die Bahn hat sich auf fast 40 Grad aufgewärmt, und der Wind hat zugenommen. Daher sind die Erkenntnisse weniger aussagekräftig.»
Mercedes ging dennoch auf die Bahn. Am Morgen war gut eine Stunde verlorengegangen wegen eines Problems mit dem Hybrid-Teil des Motors. George Russell versuchte, Zeit gutzumachen.
Ebenso früh auf der Bahn: Carlos Sainz im Ferrari, sein Auto am Heck gespickt mit enormen Messrechen.
Währenddessen unterhielt sich Haas-Fahrer Kevin Magnussen mit den Journalisten über das Auto vom Typ VF-24: «Der erste Eindruck ist positiv, der Wagen fühlt sich besser an. Im Zentrum steht bei uns ein besserer Umgang mit den Reifen.»
Lando Norris musste sich in Geduld üben, der Engländer verlor fast eine Stunde, weil die McLaren-Mechaniker nach einem Defekt suchten und dafür den Boden des Autos abnehmen mussten.
Bei Williams hatte es zum Schluss des Testmorgens mit Alex Albon ein Problem mit der Benzinpumpe gegeben, sicherheitshalber schaltete der Motor ab. Alex Albon: «Das Auto fühlt sich gut an. Wir hatten 2023 einen Wagen, der auf der Geraden sehr schnell war, aber es gab einige Bereiche, die verbesserungswürdig waren – langsame Kurven wie in Monaco lagen dem Wagen nicht, auch lange, schnelle Kurven nicht, und auf der Bremse lag der Wagen zu wenig gut. Ich habe den Eindruck, da haben wir uns mit dem 2024er Auto verbessert. Die Fahrzeugbalance ist gut.»
Weniger gut ist die Standfestigkeit: Logan Sargeant musste den Wagen am Nachmittag in die Box stellen – wegen eines Problems mit einer Antriebswelle. Williams-Teamchef James Vowles: «Mir sind Probleme beim Testen lieber als nachher am ersten GP-Wochenende.» Zuvor hatte sich der US-Amerikaner spektakulär gedreht, aber ohne anzuschlagen.
Carlos Sainz ließ den Ferrari fliegen, mit weniger Kraftstoff an Bord als Verstappen: zweitbeste Zeit. Kurz darauf gelang Lando Norris im McLaren, was Sainz knapp verpasst hatte – die Zeit von Verstappen zu unterbieten.
Der Chinese Guanyu Zhou bestätigte den soliden Eindruck, den Valtteri Bottas im neuen Sauber-Rennwagen hinterlassen hatte. Der Finne sagt: «Das ist definitiv ein besseres Auto als der C43, der Wagen liegt erheblich stabiler und ist schneller auf den Geraden. Jetzt wird es darum gehen, das Potenzial dieses Fahrzeugs auszuschöpfen.»
Verstappen korrigierte das Bild nach sechs von acht Stunden Testdauer: 1:31,662 min, mal eben locker acht Zehntelsekunden schneller als Norris. Okay, da legte der Champion die Ideallinie in Kurve 4 ein wenig großzügig aus, aber beim Test wird das nicht geahndet.
Eine halbe Stunde vor Feierabend legte Max noch eine Schippe nach – drei Zehntelsekunden gefunden, 1:31,344 min, mehr als eine Sekunde schneller als Lando Norris. Der Wagen liegt in den Kurven wie ein Brett.
Starke Leistung von Daniel Ricciardo: Tagesvierter für die Racing Bulls, im neuen Auto von Visa Cash App RB (VCARB). Der achtfache GP-Sieger hat sich für 2024 sehr viel vorgenommen https://www.speedweek.com/formel1/news/219265/Daniel-Ricciardo-(Racing-Bulls)-Ich-bin-so-gierig.html.
Der Australier erlebte kurz vor Schluss eine Schrecksekunde: Am Aston Martin von Lance Stroll flog der linke Rückspiegel davon, Ricciardo konnte in letzter Sekunde ausweichen, der darauf folgende Hülkenberg bretterte über das Kohlefaserteil.
Bahrain-Test 21. Februar
1. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing RB20-Honda RBPT, 1:31,344 min (142 Runden)
2. Lando Norris (GB), McLaren MCL38-Mercedes, 1:32,484 (72)
3. Carlos Sainz (E), Ferrari SF-24, 1:32,584 (69)
4. Daniel Ricciardo (AUS), VCARB 01-Honda RBPT, 1:32,599 (51)
5. Pierre Gasly (F), Alpine A524-Renault, 1:32,805 (60)
6. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR24-Mercedes, 1:33,007 (53)
7. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF-24, 1:33,247 (64)
8. Fernando Alonso (E), Aston Martin AMR24-Mercedes, 1:33,385 (77)
9. Oscar Piastri (AUS), McLaren MCL38-Mercedes, 1:33,658 (57)
10. Guanyu Zhou (RCH), Kick-Sauber C44-Ferrari, 1:33,871 (62)
11. Logan Sargeant (USA), Williams FW46-Mercedes, 1:33,882 (21)
12. George Russell (GB), Mercedes W15, 1:34,109 (121)
13. Yuki Tsunoda (J), VCARB 01-Honda RBPT, 1:34,136 (64)
14. Valtteri Bottas (FIN), Kick-Sauber C44-Ferrari, 1:34,431 (68)
15. Alex Albon (T), Williams FW46-Mercedes, 1:34,587 (40)
16. Esteban Ocon (F), Alpine A524-Renault, 1:34,677 (60)
17. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-24-Ferrari, 1:35,692 (66)
18. Nico Hülkenberg (D), Haas VF-24-Ferrari, 1:35,906 (81)
Erst am 22. Februar im Einsatz:
Lewis Hamilton (GB), Mercedes W15
Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB20-Honda RBPT