Formel-1-Blamage in Las Vegas: So reagiert die FIA
Beim Las Vegas-GP 2023
Als vor sieben Jahren das Medienunternehmen Liberty Media die Formel 1 übernahm, wurde Grand-Prix-Sieger Daniel Ricciardo gefragt, was vor den neuen Rechteinhabern aus Amerika erwarte. Daniel sofort: «Dass die Formel 1 in Las Vegas fährt.»
2023 ist das Wirklichkeit geworden, aber der erste Trainingstag auf dem neuen Las Vegas Strip Circuit wurde für alle Beteiligten zur bitteren Pille: Fahrer, Fans, Fachkräfte, FIA, Formel 1.
Im ersten Training fuhr der Spanier Carlos Sainz mit seinem Ferrari über eine kaputte Ummantelung eines Wasserschachts. Ergebnis nach funkensprühender Kollision – Chassis, Motor, Unterboden, Batterie, alles hin. Das Training musste nach nicht mal zehn Minuten abgebrochen werden. Auch der Wagen von Esteban Ocon war beschädigt worden, Chassis-Wechsel daher ebenfalls bei Alpine.
Erstes Training abgebrochen, zweites Training erst um 2.30 Uhr früh gestartet und ohne Zuschauer auf den Tribünen. Das hatte weder Glitzer noch Glamour. Die Stadt, die niemals schläft, das war eigentlich anders gemeint.
Weil es über Stunden unklar war, ob überhaupt nochmals gefahren werden kann, verliessen viele Besucher die Rennstrecke. Tausende jedoch harrten aus, aber als es rund zweieinhalb Stunden später wirklich weiterging (Lokalzeit inzwischen unfassbar 2.30 Uhr), waren die Tribünen leer – die Fans waren von der Polizei nach Hause geschickt worden!
Las Vegas-GP-Geschäftsführerin Renee Wilm: «Alle Fachkräfte an der Strecke waren zu diesem Zeitpunkt schon sehr lange an der Arbeit. Darunter Fahrer, welche die Gäste zu ihren Hotels zurückbringen. Als das Training verschoben werden musste, war das mit der gesetzlich vorgeschrieben Dienstzeit dieser Fahrer nicht mehr zu vereinbaren. Ferner brauchen die Fachkräfte in den Fan-Bereichen Zeit, um die Anlage nach dem Besuch der Zuschauer zu reinigen und für den nächsten Tag fit zu machen.»
Wer nur ein Donnerstag-Ticket hatte, erhielt einen Gutschein im Wert von 200 Dollar für Formel-1-Produkte in offiziellen Läden offeriert. Wer ein Dreitages-Ticket hatte, ging für den Donnerstag-Flop leer aus.
Das finden viele Las Vegas-Besucher nicht in Ordnung. Im Namen tausender Fans wurde vor dem Bundesgericht des Staates Nevada eine Sammelklage eingereicht, Ausgang ungewiss.
Gewiss ist hingegen, dass was in Las Vegas passiert, eben nicht immer in Las Vegas bleibt. Jedenfalls nicht für den Autosport-Weltverband FIA.
Eine der Rennsport-Kommissionen unter dem Dach des Verbands ist die Streckenkommission. Sie hat – nicht zuletzt wegen der peinlichen Vorkommnisse in Las Vegas – den Weltrat der FIA darauf hingewiesen, dass auf nicht permanenten Rennstrecken die Abnahme zu spät erfolge.
Die Kommission hat daher angeregt, Streckeninspektionen früher anzusetzen um sicherzustellen, dass die Sicherheitsstandards der FIA erfüllt werden. «Wir schlagen vor, dass zwischen der Kontrolle eines nicht permanenten Kurses und dem ersten Einsatz von Wettbewerbsfahrzeugen mindestens 48 Stunden liegen müssen, die abschließende Funktion sollte 24 Stunden vor dem ersten Einsatz stattfinden.»
Sollte der FIA-Weltrat das gutheißen, wird das zur Abstimmung gebracht und dann im Sportreglement der Formel 1 verankert.